Inhaltsverzeichnis . . . 〈 Pfeil anklicken 〉 |
|||
|
Im Jahre 1971 beschlossen die Landeshauptleute von Salzburg, Kärnten und Tirol durch die Unterzeichnung der Dreiländer-Vereinbarung
in Heiligenblut die Errichtung eines Nationalparks.
So sind der Homepage "Nationalpark Hohe Tauern" folgende Daten zu entnehmen:
"Der Nationalpark Hohe Tauern umfasst repräsentativ alle alpinen Ökosysteme (von montanen Bergwäldern bis alpine Rasen).
Die vielfältige Landschaft wird durch 266 Berggipfel über 3.000 Meter (Höchster Berg: Großglockner 3.798 m),
551 Seen mit einer Größe zwischen 27,03 ha und 35 m² und ca. 250 Gletscher geprägt.
Eine landschaftliche Bereicherung ist die traditionelle nachhaltige almwirtschaftliche Nutzung in der Außenzone."
Die Umsetzung dauerte in den einzelnen Ländern unterschiedlich lange, denn zahlreiche Hürden galt es zu überwinden,
insbesondere die damit verbundenen Einschränkungen und die Nutzungsverhältnisse vieler u. a. privater Grundeigentümer.
Zahlreiche Ausnahmen bzw. angemessene Entschädigung bei Nutzungsentgang mussten den Wald- und Almbesitzern, den
Bauern und der Jägerschaft zugestanden werden.
Besondere Merkmale und Schwierigkeiten ergeben sich aus der Größe des Schutzgebietes, da überwiegend privates Grundeigentum,
verbunden mit eigentumsgleichen Nutzungsrechten vorherrscht.
So kam es, dass mit weit über 1000 Grundbesitzern das Einvernehmen für die geltenden Nationalparkgesetze und
Grenzziehungen hergestellt und zahlreiche politisch hochbrisante Nutzungskonflikte entschärft werden mussten.
Das Ergebnis war ein Nationalpark mit unterschiedlichen Schutzgebietsgebieten wie die - Kernzone -
welche die Förderung der freien natürlichen Entwicklung zum Ziel hat und eine - Außenzone - die die Pflege der Kulturlandschaft,
Weideviehhaltung, Nutzung der Almweiden, die Holzbringung etc. zumindest teilweise ermöglich.
Als Sonderschutzgebiete gelten dabei jene Regionen, die der
Förderung des Ablaufes der natürlichen Prozesse vor allem durch die Vernetzung von Außen- und Kernzone dienen.
Seit 1992 ist der Nationalpark Hohe Tauern als der Drei-Länder-Nationalpark komplett und umfasste 1788 km2, wobei der Salzburger Anteil 805 km2 beträgt (1a).
Am Eingang des Nassfeldes beim sog. Bockhartseekraftwerk bzw. dem dazugehörigen Stausee eröffnet sich uns bereits der Blick in den Nationalpark, obwohl der Talboden des
Nassfeldes selbst noch nicht Teil des Nationalparks ist. Die Kernzone beginnt hier erst ab einer Höhe von etwa 1.700 - 1.900 m Seehöhe.
Die Anzahl der - Biotoptypen im Nationalpark Gastein - ist dabei nicht groß aber ökologisch wie landschaftlich überaus wertvoll.
Bad Gastein als Nationalparkgemeinde (seit 1991) hat insgesamt einen Nationalparkanteil von 9.571 ha, was 11,9% entspricht.
Der "Nationalpark" unterscheidet vier fest definierte Regionen und zwar, die Kernzone, die Außenzone, die Sonderschutzzone und die Nationalparkregion
als der mit einem Nationalpark verbundene Interessensverbund der Anrainer.
(a) In der - Außenzone - sollen die traditionellen Nutzungen von Wiesen, Weiden und Almen erhalten bleiben, da
die Almwirtschaft neben der Landschaftspflege auch aus der Haltung von Nutztieren besteht, die man so artgerecht halten kann.
Weiter sind hier die Förderung der natürlichen bzw. naturnahen Waldtypen und die Bemühung der Trennung von Wald und Weide inkludiert.
Die Außenzone entspricht einer geschützten Kulturlandschaft, wo eine traditionelle Landwirtschaft, insbesondere Almwirtschaft möglich bleibt.
(b) Bzgl. der Definition der - Kernzone - als Biosphärenpark ist auf der Homepage des Regionalverbandes Lungau folgendes zu lesen (2a) :
In Kernzonen darf keinerlei Nutzung erfolgen. Ausgenommen vom Nutzungsverbot sind extensive traditionelle Nutzungsformen (pflegliche Almwirtschaft, Schaftrieb, etc.)
sowie eine nach ökologischen Kriterien ausgerichtete Wildstandregulierung bzw. Jagd und Fischerei.
Die Kernzone, also der Bereich der "unberührten" Natur (Natur- bzw. Wildniszone) schließt im Gasteinertal folgende Regionen ein:
Bräuwinkel (Niedersachsenhaus) - Schlapperebenkar - Höllkar mit dem Mallnitzer Tauern (Hagener Hütte) -
Hinteres Weißenbachtal - Hörkar - Anlauftal - die Reed - Tischlerkar - Kesselkar - Keeskogel.
Somit umfasst die Kernzone vor allem die Urlandschaft der alpinen Hochlagen. Sie sind streng geschützt bei stark eingeschränkter Nutzung.
(c) Als - Sonderschutzgebiet - gilt im Nationalpark Gasteinertal nur der Prossauwald (Gebiet nördlich vom Alpenhaus Prossau bis zum Grasleitenkopf,
begrenzt vom Raffelrinnbach und dem Prossaubach). In derartigen Sonderschutzgebieten ist jeder Eingriff in die Natur und Landschaft untersagt. Hier ist die Natur sich selbst überlassen und kann sich selbständig weiter entwickeln.
- Niedersachsenahaus-Schareck-Schlapperebenkar : Die Grenze der Kernzone von West nach Ost beginnt
westlich im Nassfeld beim Niedersachsenhaus und zieht nach Osten entlang des Siglitztales
auf einer Höhe von etwa 1.900 m (bis um 2.000 m) Seehöhe Richtung Burgstall einerseits und entlang des Pröllweges auf das Schareck und
in das Schlapperebenkar andererseits.
Daran schließt im Westen (also bereits im Raurisertal) die Außenzone an, welche beim Filzenkammfelsen auf ca. 2.520m Seehöhe beginnt und bei der Fraganter Scharte endet.
Nördlich (Kolmkar, Bockharttal) wie südlich (Kärnten) dieser Kernzone gibt es keine Außenzone.
Somit ist das Siglitztal mit dem Kolmkar, dem Bockharttal und der Erzwies nicht mehr Teil des Nationalparks Gastein.
Auch der H.-Bahlsen-Weg, welcher uns bis zum Niedersachsenhaus führt liegt nicht im Nationalpark.
- Teufelskirchen-Tauernleiten-Weißenbachtal : Bei Burgstall verläuft die Grenze der Kernzone auf etwa 1.900m Seehöhe weiter Richtung Teufelskirchen
im hinteren Nassfeld zunächst bis auf knapp 2.000m ansteigend, um dann auf einer Höhe von ca. 1.900 m Seehöhe die Tauernleiten zu queren und
ebenso das Weißenbachtal bis hinauf zum Kreuzkogel (Gipfelkreuz). Am Wanderweg ins Weißenbachtal ist auf einer Höhe von ca. 1.800 m die Grenze markiert.
Die südliche Grenze entspricht der Landesgrenze zu Kärnten.
Das Gebiet Baukarriegel mit dem Peter-Sika-Weg und den verf. Bergbauhalden (Kühprein), das Ödenkar ebenso wie die Grubachalm im
Bergbaugebiet Hieronymushöhe ist nicht Teil des Nationalparks. Der Kernzone liegt hier keine Außenzone an.
- Anlauftal : Zwischen Kreuzkogel im Norden und der Hagener Hütte im Süden verläuft die Kernzone
einerseits entlang der Landesgrenze zu Kärnten bis zum Keeskogel und andererseits im Norden vom Kreuzkogel über
die Keuchenscharte und dem Honigleitenkogel über die Lange Wand ins Anlauftal bis zum Ankogel.
Der Talboden des Anlauftales entspricht einer Nationalpark-Außenzone,
welche beiderseits des Anlauftales Abschnittsweise bis auf ca. 2.000 m Seehöhe (beim Grasleitenkopf bis 2.300 m) hinaufreicht, wo die Kernzone anschließt.
Im Gebiet des Korntauern endet die Außenzone auf ca. 1.700m (beim Wanderweg etwas oberhalb vom Goldbrünnl), wo wir in die Kernzone eintreten.
Die Grenze zur Außenzone bzw. der Beginn der Kernzone am Talboden markiert die Vordere Radeckalmhütte.
Am Talausgang des Anlauftales zieht die Kernzonengrenze unterhalb vom Feuersang bis zum Hohen Stuhl und weiter zum Lukasstuhl.
- Palfner Hochalm : Vom Lukasstuhl verläuft die Grenze
bei der verf. Palfner Hochalmhütte vorbei zum Graukogelgipfel und weiter zum Hüttenkogel. Hier schließt im Norden die Außenzone des Kötschachtales an.
- Kötschachtal : Die Kernzone reicht im Kötschachtal nach Osten weiter vom Hüttenkogel über das Reedseegebiet zum Keeskogel.
Die Grenze zu Großarl bildet die Gebirgskette Grasleitenkopf, Glaserer und Flugkopf, wo der Nationalpark Gastein endet.
- Prossauwald : Dieser in der Kernzone befindliche Schutzwald nördlich vom Alpengasthaus Prossau ist als Sonderschutzgebiet ausgewiesen.
Im Gasteinertal bzw. der Nationalparkgemeinde Bad Gastein wurden zwei Außenzonen als Bewahrungs- bzw. Kulturzone geschaffen und zwar das Anlauftal und das Kötschachtal.
- Anlauftal : Die Außenzone im Anlauftal, beginnt etwa beim Hörkarbach und verbindet sich auf etwa 1.700 m Seehöhe mit der Kernzone.
Das ehem. Café Marienstein markiert in etwa den Beginn der Außenzone, welcher bis zur Vorderen Radeckalm reicht.
Beiderseits des Tales geht die Außenzone im Bereich
von etwa 1.900m Seehöhe (abschnittweise bis 2.300 m) in die Kernzone über.
- Kötschachtal : Eine weitere Außenzone betrifft das Kötschachtal. Vom Hüttenkogel als Grenze zur Kernzone
beginnt hier die Außenzone bei der Himmelwand mit der Begrenzung Himmelwand-Flugkopf, wo bei etwa 2.100m Seehöhe die Kernzone anschließt.
Die Außenzone reicht dabei bis zum Alpengasthaus-Prossau bzw. bis ins Hinteren Kötschachtal.
Die Einbindung der Kulturlandschaft (Außenzone) in den Nationalpark soll der Erhaltung der genetischen Ressourcenvielfalt dienen
und erfordert die nachhaltige naturschonende Nutzung und Pflege. Sie ist auch von wissenschaftlicher, umwelterzieherischer
und erholungsbezogener Bedeutung und kann naturverträglich erschlossen werden.
So werden Maßnahmen der Besucherlenkung in Abstimmung mit dem Alm- und Alpinwegesystem gefordert und es müssen
Nationalparkbesucherzentren pro Region und dezentrale Nationalpark-Informationsstellen zur Entwicklung eines
Nationalparkbewusstseins geschaffen werden.
Der Schutz gefährdeter Wildtierarten und die Erreichung einer die Schutzwalderneuerung nicht behindernde Wilddichte (=gesamtökologische Beurteilung) ist notwendig.
Die Biotopsicherung und Gestaltung muss in
partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Grundbesitzern und Nutzungsberechtigten erfolgen, gegebenenfalls gegen Entschädigung, ebenso die
Wiedereinbürgerung ausgestorbener Wildtierarten nach Prüfung der jeweils relevanten, aktuellen ökologischen Voraussetzungen.
Das Gebiet des Nationalparks Hohe Tauern ist auch ein Naturraum, der wegen
seines Reichtums an Bodenschätzen erschlossen oder aber ausgebeutet worden wäre. Vielfältige
Nutzungsansprüche und -absichten in der Vergangenheit, z. B. großtechnische Erschließungen zur Gewinnung von Strom
durch Wasserkraft, von Gletscherschigebieten oder Öffnung der Hochgebirgstäler für den öffentlichen Verkehr oder aber neuerlicher Abbau von
Erzen wie Gold, Silber etc. standen in den letzten Jahrzehnten im Raum.
Durch die Errichtung des Nationalparks ist es gelungen, rund 1.800 km² des Ökosystems Hochgebirge einzubringen und
zusammenhängende Landschaftseinheiten in ihrer Gesamtheit nicht zu zerreißen.
Heute . . . ist die schitouristische Erschließung des Schareckgebietes in Sportgastein, welche in der Kernzone des Nationalparks liegen würde, erfolgreich
abgewehrt worden. Ebenfalls schützenswerte Gebiete wie das
Schigebiet Kreuzkogel allerdings wurde flächendeckend dem Schitourismus geopfert und die Almflächen werden immer wieder auf's Neue bis in höchste Regionen planiert.
Zumal diese Region in den Jahrhunderten zuvor ein Bergbaugebiet war, werden die heutigen (großmaschinellen) Eingriffe in der Regel nicht als
"umweltzerstörerisch" gesehen, obwohl in dieser Hochgebirgsregion einzigartige Biotope existieren
und nach Osten und Süden hin bereits die Kernzone des Nationalparks anschließt.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Zerstörte Biotope am Berg - www.gastein-im-bild.info/zeit/zobi.html#berg
Wertvolle und sehr empfindliche Biotope beinhaltet der Nationalpark Hohe Tauern. Abgesehen von der einzigartigen besonderen Tierwelt sind es u. a. Hochgebirgspflanzen, die unter härtesten Bedingungen und kurzen Vegetationszeiten zu überleben imstande sind. Zerstört der Mensch nicht den Lebensraum, so können auch die seltensten Exemplare überleben und nur der Klimawandel kann die bestehenden Pflanzengesellschaften nachhaltig beeinflussen. Nachfolgend sind jene Biotoptypen angeführt, die auch im Nationalpark Gastein vorkommen. Inhalt und Gliederung folgen dem Buch "Nationalpark Hohe Tauern - Pflanzen" von Helmut Hartl und Thomas Peer (3a), dem Buch: "Nationalpark Hohe Tauern - Tierwelt" von Eberhard Stüber/Norbert Winding (3b) und dem Biotoptypenkatalog Salzburg von Günther Nowotny und Hermann Hinterstoisser (3c).
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Biotope im Gasteinertal - www.gastein-im-bild.info/region/r_kgem.html
In der Außenzone im Anlauftal finden wir noch intakte Grauerlenwälder im Gegensatz zu der noch vor Jahren ausgedehnten Grauerlenau im Talboden Gasteins im Bereich Remsach,
welche durch fortschreitende Trockenlegung zunehmend verschwindet. -
Der - Biotoptyp : Grauerlenau (1.3.2.1.) - Alnetum incanae - ist ein fluss- und bachbegleitender Gehölzbestand,
auf mehr oder minder gefestigtem Substrat mit einer meist üppig ausgebildeten Krautschicht.
Berggoldnessel (Galeobdolon montanum), der Giersch (Aegopodium podagraria) und viele weitere stickstoffliebende Arten sind häufig Teil der Krautschicht.
Kennzeichen sind die unverkennbaren Grauerlen (Alnus incanae), ein Pionierbaum an Bachufern und an sickernassen Rutschhängen.
Als typische - Pflanzen in Bachnähe - gelten der
Huflattich → Tussilago farfara - die
Weiße Pestwurz → Petasites albus - der
Kriechender Hahnenfuß → Ranunculus repens - das
Bergbach-Weidenröschen (Epilobium fleischeri) und das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos).
An - Versumpfungsstellen - gedeihen Sumpf-Dotterblume → Caltha palustris -
Scharbockskraut → Ranunculus ficaria -
Kletten-Labkraut (Galium aparine) und Bachkresse (Cardamine amara) und an
trockenen - Schotterbänken - sind es die Kleine Glockenblume (Campanula cochleariifolia),
Gänse-Fingerkraut (Potentilla anserina) und verschiedene Thymianarten (z. B. Thymus praecox et polytrichus).
Dazwischen finden sich immer wieder aus höheren Regionen herabgeschwemmte Pflanzen, sogenannte "Alpenschwemmlinge".
Fehlt die Grauerle, so nehmen verschiedene Weiden wie Lavendel-Weide (Salix eleagnos), Reif-Weide (Salix daphnoides) und Großblatt Weide (Salix appendiculata) ihre Stelle ein. Über 1.400 m wird die Grauerle von der Grünerle abgelöst. Eine bedeutende Grauerlenau befindet sich im Talboden des Gasteinertales bei Remsach, welche zwar als Biotop ausgewiesen aber nicht Teil des Nationalparks Hohe Tauern ist. Dasselbe gilt für jene im Angertal und im Nassfeldertal. So gibt es nur noch in der Außenzone des Anlauftales unberührte Grauerlenauen, und zwar im Talboden des äußeren bzw. des mittleren Anlauftales vor und nach der hinteren Geschiebesperre.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Grauerlenau - www.gastein-im-bild.info/gob13.html
Die Tannenbestände sind durch den
Trend zur Fichtenmonokultur und zum anderen durch das erstmals im 19. Jahrhundert beobachtete "Tannensterben" stark dezimiert.
Fichtenwälder schließen an Grauerlenwälder an, auch wenn in Steilhängen und Schluchten beide miteinander verzahnt sind.
Fichtenwälder sind bei uns wegen der forstwirtschaftlichen Nutzung teilweise sehr artenarm. Wald-Sauerklee, Heidelbeere, das Wald-Habichtskraut,
die Hainsimse und die Drahtschmiele mit etlichen säureliebenden Moosen bedecken den Fichtenwaldboden.
Der Fichtenwald stellt zwischen 700 und 1.700 m die klimatisch bedingte Schlusswaldgesellschaft dar.
Bei intensiver forstwirtschaftlicher Nutzung sind sie relativ artenarm.
An schwer zugänglichen Steilhanglagen, weisen hochstaudenreiche Fichtenwälder hingegen eine andere Artenzusammensetzung auf.
Hier sind es der
Berg-Ahorn → Acer pseudoplatanus - die
Eberesche → Sorbus aucuparia - die
Blau-Heckenkirsche → Lonicera caerulea - oder die -
Grauerle → Alnus incana - in Verbindung mit einer üppigen Krautvegetation.
Zahlreiche Elemente aus dem Tannenwald wie
Wald-Bingelkraut → Mercurialis perennis -
Nesselblättriger Ehrenpreis → Veronica urticifolia -
Hasenlattich → Prenanthes purpurea - oder
Eichenfarn → Gymnocarpium dryopteris -
aber auch Arten aus dem Schluchtwald wie der
Grau-Alpendost → Adenostyles alliariae,
Fuchs-Greiskraut (Senecio ovatus), Österreich-Gämswurz (Doronicum austriacum),
Schwalbenwurz-Enzian → Gentiana asclepiadea,
Dunkel-Dornfarn (Dryopteris dilatata) oder
Bergfarn (Thelypteris limbosperma) sind hier zu Hause.
Beim - Biotoptyp : Fichten-Tannen-Wald (2.2.1.5.) - handelt es sich um montan verbreitete Mischbestände mit wechselnden Vorkommen von Tanne und Fichte. Der Boden, die Gesteinsart und der Wasserhaushalt sorgen für unterschiedliche Ausbildung der Artenzusammensetzung. Der - montane, bodensaure Fichtenwald - zeigt im Unterwuchs Heidelbeere, Hainsimse, Sauerklee und -Waldschmiele mit zahlreichen Moosen. Die Buche ist weitestgehend verdrängt. Beim - Subalpine Fichtenwald - tritt die Lärche als natürliche Baumbestandsart hinzu. Im Unterwuchs kommen die Heidelbeere und die Preiselbeere üppig vor. Die genannten Nadelwälder gibt es zwar mehrfach im Gasteinertal, sind aber mit einigen Ausnahmen von subalpinen Fichtenwäldern, welche meist aber subsummiert werden nicht Teil des Nationalparks. Im Nationalpark Gastein kommen derartige - Fichten-Tannenwälder - nur an der Ostflanke des Kötschachtales vor, wobei der sog. - Prossauwald - im südwestexponierten Mittelhang des Grasleitenkopfes etwa 250 m nördlich der Prossauhütte als Sonderschutzgebiet (Naturwaldreservat Prossau) ausgewiesen ist.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Fichten-Tannen-Wald - www.gastein-im-bild.info/gob22.html
An den subalpinen Fichtenwald, welcher bis in Höhen von etwa 1.700 - 1.800 m reicht,
schließt der - Biotoptyp : Lärchen-Zirben-Wald - an, wobei sich
die Waldgrenze dabei auf etwa 2.100 - 2.200 m Höhe befindet.
Vereinzelte Zirben finden sich bis zu 2.400m Seehöhe.
Als einzige Laubbaumart dringt die Eberesche (Sorbus aucuparia) in den Zirbenwaldbereich ein.
Wo die Zirbe vollständig beseitigt wurde, bilden sich Lärchenwälder aus - die Alpenrosenmatten bleiben.
Weit häufiger als der reine Zirbenwald kommt der - Biotoptyp : Subalpiner Lärchen-Zirben-Fichtenwald mit Alpenrose (2.2.2.4.) - vor, mit
Zwergsträucher- und moosreichen Beständen, Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Alpen-Rauschbeere (Vaccinium gaultherioides), Alpenlattich (Homogyne alpina),
Blutwurz (Potentilla erecta), Gelbliche Hainsimse (Luzula luzulina) und Schlangen-Bärlapp.
In der Kernzone des Nationalparks Gasteinertal finden wir den genannten Biotoptyp - Subalpiner Lärchen-Zirben-Fichtenwald mit Alpenrose - im hinteren Kötschachtal,
im Anlauftal, im Bereich der Palfner Hochalm und im Nassfeld.
Der anderswo häufigere Biotoptyp - Lärchen-Zirbenwald - kommt im Gasteinertal aber nicht vor.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Subalpiner Lärchen-Zirben-Fichtenwald - www.gastein-im-bild.info/gob22.html
Der - Biotoptyp : Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden (3.4.) - ist im Gasteinertal zahlreich vertreten, aber lediglich auf sauren Böden
und somit dem - Biotoptyp : Alpenrosenheide, bodensauer (3.4.1.1.) - zuzuordnen.
Zu den Zwergstrauchheiden gehören neben der Alpenrosenheide auch die Krähenbeerenheide, die Alpenazaleen-Windheide und der Weidenspalier.
Die schneeschutzbedürftigen Alpenrosenheiden, welche durch die von Menschenhand verursachte Entwaldung der Lärchen- und Zirbenbestände bestehen bleiben, kennzeichnet
die namensgebende Rostrote Alpenrose, die Heidelbeere und die Rauschbeere.
Auf Kalkglimmerschiefer wird die Rostrote Alpenrose von der Wimper-Alpenrose (Rhododendron hirsutum) vertreten und im Übergangsbereich auch von der
Bastard-Alpenrose. Auch ein Zwergstrauchbestand ohne Alpenrose findet sich in der subalpinen Stufe nicht selten, wo dann auf
regelmäßig beweideten, flacheren Hängen durch Viehtritt höckerartig herausgehobenen Alpenrosenareale mosaikartig mit den Weiderasen verzahnt sind.
Im steileren Gelände folgt das Vieh den ausgetretenen Viehgangeln und so entstehen streifenförmige Komplexe von Zwergstrauchheiden und Bürstlingrasen.
Derartige Alpenrosenheiden auf Silikatgestein finden sich im Nationalpark Gastein z. B. im Weißenbachtal oder im Reedseegebiet.
Mangels Kalkgestein in der Region des Nationalparks Hohe Tauern kommen bodenbasische Alpenrosenheiden nicht bzw. nur im Höllkar vor, wo ein Kalkband durchzieht.
"Spalierheiden" - sind Zwergstrauchheiden die klimatisch extremen Witterungen widerstehen können, wie z. B. der -
Biotoptyp : Alpenazaleen-Windheide (3.4.1.5) - die in der alpinen Stufe, vor allem auf extrem windgepeitschten Rücken und Kuppen über Silikatgestein beheimatet ist.
Dabei schmiegt sich die Gämsheide (Alpenazalee) eng an den Boden
und kann mit ihren Rollblättern sowohl die Verdunstung bei Wind stark herabsetzen als auch in Frostwechselzeiten oberflächliches Schmelzwasser aufnehmen.
Zahlreiche Flechtenarten der Gattung Cladonia und Cetraria liegen darüber oder sind mit ihr verflochten,
wie die Schneeflechte (Cetraria nivalis), die Kappen-Strauchflechte (Cetraria cucullata), verschiedene Windbartflechten
(Alectoria ochroleuca, Alectoria nigricans) und das Isländische Moos (Cetraria islandica, Cetraria crispa).
An Blütenpflanzen sind die Dreiblatt-Simse (Juncus trifidus), Grasblatt-Teufelskralle (Phyteuma hemisphaericum) und das Alpen-Habichtskraut (Hieracium alpinum)
charakteristisch.
Die Krähenbeer-Rauschbeer-Heide (Empetro-Vaccinietum) ist durch die Arten Empetrum hermaphroditum und Vaccinium gaultherioides und
zahlreiche Flechten, teilweise mit dem Alpen-Bärlapp (Lycopodium alpinum) vertreten und kommt im Nationalpark Gastein nur am
Hang des Sparangerkopfes vor. Häufiger aber sind die Alpenazaleen-Windheiden.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Subalpin-alpine Zwergstrauchheiden - www.gastein-im-bild.info/gob34.html
Latschenbestände vom - Biotoptyp : Silikat-Latschenbestand (2.2.3.1) - können im Bereich der Waldgrenze ausgedehnte gürtelförmige oder auf Blockhalden, Bergsturzgebiete oder Lawinenrinnen kleinflächige, bis über 3m hohe Bestände bilden. Der Silikat-Latschenbestand, wie er auch im Nationalpark vorkommt, tritt aber meist nur kleinflächig oder als aufgelöstes Einzelvorkommen im Bereich der Waldgrenze (1.800- 2.200 m) auf. Für das Latschenvorkommen ist nicht die Bodenreaktion, sondern die fehlende Konkurrenz entscheidend. Auf silikatischen Gneis-Blockhalden schließen sie oft an die Waldgrenze bildenden Zirben an. Der Biotoptyp ist im Nationalpark Gastein im Nassfeld, dem Anlauf- und Kötschachtal sehr verbreitet. Es handelt sich dabei aber ausschließlich um Silikat-Latschenbestände, nicht selten vergesellschaftet oder in unmittelbarer Nähe von Blockhalden.
Silikat-Latschenbestand | |||
---|---|---|---|
Hörkar | |||
Im Hörkar (Höhkar, Hierkar) finden sich besonders ausgedehnte Latschenbestände, ebenso im Gebiet unterhalb des Korntauern. |
Silikat-Latschenbestand / Blockhalden | ||
---|---|---|
Korntauern | Reedsee | Seekarl |
Vom Reedsee bis hinauf zur Palfnerscharte finden sich Latschenbestände, besonders üppig bei und oberhalb vom Reedsee. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Latschen-Krummholz - www.gastein-im-bild.info/gob22.html
Grünerlen - Biotoptyp : Grünerlengebüsch 2.3.1.1. - besiedeln häufig steile, meist schattige Hänge und/oder erosionsanfälliges Rutschgelände und Lawinenstriche.
Die Eberesche (Sorbus aucubaria) ist mit unterschiedlichen Weidearten und Hochstaudenelementen dabei häufiger Begleiter.
Die Grünerle stockt ursprünglich auf natürlichen waldfreien Standorten, auf Lawinenstrichen und Hängen mit viel Schnee, welcher lange liegen bleibt.
Oft zeigen sich Grünerlengebüsche eng mit Alpenrosenheiden verzahnt.
Heute kommt auch auf Almen Grünerlengebüsch auf, insbesondere wo nicht mehr geschwendet wird.
Auf den mit Stickstoff angereicherten Böden gedeihen dabei zahlreiche anspruchsvolle Arten wie Meisterwurz (Peucedanum ostruthium),
Alpen-Kälberkropf (Chaerophyllum villarsii), Wolfs-Eisenhut (Aconitum vulparia), Grau-Alpendost (Adenostyles alliariae),
Rundblatt-Steinbrech (Saxifraga rotundifolia) und Berg-Ampfer (Rumex alpestris).
An hochwüchsigen Farnen kommen u. a. Dryopteris dilatata und Athyrium distentifolium vor.
Seltener sind Gestutztes Läusekraut (Pedicularis recutita), Eikopf-Teufelskralle (Phyteuma ovatum) und der gelb blühende Alpenrachen (Tozzia alpina).
In Waldnähe und im Übergang zu den Almen erlangen Rost-Alpenrose (Rhododendron ferrugineum),
Heidelbeere (Vacvinium myrtillus) und Drahtschmiele (Avenella flexuosa) größere Bedeutung.
Derartige hochmontan-subalpinen Hochstaudenfluren, insbesondere der - Biotoptyp : Milchlattich-Hochstaudenflur (2.3.2.1) -
können noch extremere Standorte als die Grünerle besiedeln und schließen oft an diese an.
Lange Schneelage, Bodenvernässung mit einem luftfeuchten Lokalklima begünstigen das Vorkommen am Grund von Gräben,
Mulden und an Lawinenstrichen auf wasserüberrieselten Steilhängen.
Sie leiten gemeinsam mit der Grünerle die Wiederbewaldung ein.
Kennzeichnende Arten sind der Alpenmilchlattich (Cicerbita alpina), die Meisterwurz (Peudedanum osthruthium), das Alpen-Weidenröschen (Epilobium alpestre) und Aconitum-Arten
aber auch Fuchs-Greiskraut (Senecio ovatus) und die Österreich-Gämswurz (Doronicum austriacum). Sie bilden oft ebenso dichte Bestände wie
der - Biotoptyp : Berg-Frauenfarnflur (2.3.2.2.) - mit dem bestandsbildenden Berg-Frauenfarn (Athyrium distentifolium)
an feucht-schattigen, zumeist steilen Hängen von der oberen montanen bis in die untere alpine Stufe.
Hochstauden-, Berg-Frauenfarnflur | ||
---|---|---|
Blecksen | Weißenbachtal | |
Im hinteren Anlauftal kommen neben Grünerlengebüschen großflächige Hochstaudenfluren und leider schwer zugängliche Frauenfarnfluren vor. |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Grünerlengebüsche - www.gastein-im-bild.info/gob23.html
Der - Biotoptyp : Subalpine Ruderalflur (6.1.4.2) - auch Lägerflur genannt, zeichnet sich durch extrem stickstoffliebende Arten aus, die vom Vieh nicht gefressen werden.
Typische Gesellschaften sind die - Alpenampferflur - mit dem Alpenampfer (Rumex alpinus), der Brennnessel (Urtica dioica) und der Hainsternmiere (Stellaria nemorum).
Derartige Standorte entstehen durch Exkremente von Weidevieh, wo sich auffällige Alpenampferfluren rund um Almhütten und
Viehunterstandshütten zeigen.
Als weitere Stickstoff liebende Pflanzen gesellen sich Alpen-Greiskraut (Senecio alpinus = Senecio cordatus),
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum),
Dorn-Hohlzahn (Galeopsis tetrahit) und Quellen-Hornkraut (Cerastium fontanum) hinzu.
Gräser fehlen auf den durch Viehtritt völlig zerstörten Böden.
Erst ab einer gewissen Entfernung sind die Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) neben dem Alpen-Lieschgras (Phleum alpinum s.l.) und dem
Läger-Rispengras (Poa supina) am ehesten anzutreffen mit abwechselnd Stachelige Kratzdistel (Cirsium spinosissimum),
Weißer Germer (Veratrum album) und Blauer Eisenhut (Aconitum napellus subsp. tauricum).
An weniger beanspruchten Stellen leiten Alpen-Mutterwurz (Ligusticum mutellina),
Gold-Pippau (Crepis aurea), Gold-Fingerkraut (Potentilla aurea), Berg-Nelkenwurz (Geum montanum),
Berg-Hahnenfuß (Ranunculus montanus) und Spitzlappiger Frauenmantel (Alchemilla vulgaris agg.) zu den sog. - "Milchkrautweiden" - über.
Bei längerer Bodendurchfeuchtung sind es die Braun-Segge (Carex nigra), Platanen-Hahnenfuß,
Alpen-Mastkraut und Dreigriffel-Hornkraut, die zu Feuchtgesellschaften bzw. in höheren Lagen zu den Schneebodengesellschaften überleiten.
Die sog. Alpenampferflur - ist im Nationalpark Gastein nicht selten, zumal auch in der Kernzone Weidevieh gehalten werden kann.
Besonders ausgedehnte Areale findet man im Weißenbachtal und im hinteren Anlauftal. Derartige Lägerfluren sind aber nicht als eigener Biotoptyp ausgewiesen, sondern
werden generell dem umliegenden Biotoptyp eingegliedert.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Ruderalflur - www.gastein-im-bild.info/gob61.html
Auf flacheren, lange schneebedeckten Hängen der alpinen Stufe zwischen 2.200 und 2.400 m (bis 2.600m) nehmen im Nationalpark Hohe Tauern häufig diese, nicht durch Mahd oder Beweidung beeinflussten Wiesen große Flächen ein. Es handelt sich um natürliche Wiesen über Silikatgestein, deren Charakter von der Krumm-Segge (Carex curvula) und dem Schweiz-Leuenzahn (Leontodon helveticus) geprägt wird - mit dem Zweizeiligen Blaugras (Oreochlea disticha), der klebrige Primel (Primula glutinosa) und dem Kärntner Kreiskraut (Senecio incanus ssp.carniolicus). Als Besonderheit tritt im Nationalpark Gastein nicht selten auch das polsterförmig wachsende Zwerg-Seifenkraut (Saponaria pumila) hinzu. Als Weide ist ein derartiges Biotop infolge seines geringen Futterwertes nur für Schafe geeignet. Stete Begleiter des - Biotoptyps : Krummseggenrasen (3.5.3.1.) - sind die Grasblatt-Teufelskralle (Phyteuma hemisphaericum), Gänseblümchen-Ehrenpreis (Veronica bellidioides), Stumpfblatt-Mannsschild (Androsace obtusifolia), Kerner-Läusekraut (Pedicularis kerneri), Faltenlilie (Lloydia serotina) und Lebendgebärender Knöterich (Persicaria vivipara = Polygonum viviparum). An grusigen Stellen ist auch die Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina) reichlich vertreten. Dazwischen lockern immer wieder die flachen Polster der etwas heller blühenden Zwerg-Primel (Primula minima) das Bild auf. Derartige Alpine Grasheiden kommen überall oberhalb von 2.000m Seehöhe im Nationalpark Gastein vor. Es ist der Lebensraum des Alpenschneehuhns, der Murmeltiere und der Alpenschneehasen. - Einen eher seltener Silikatrasen im Nationalpark Gastein finden wir im hinteren Weißenbachtal. Es ist die - Flur des zarten Straußgrases - mit dichtem, hochwüchsigem Straußgras und zahlreichen eingestreuten Blütenpflanzen.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Alpine Silikatrasen - www.gastein-im-bild.info/gob35.html
In der Kernzone der Hohen Tauern, wie im gesamten Gasteinertal gibt es zahlreiche Karseen, als Relikte einstiger Gletscher,
die von Silikatschutt, Moränenwällen oder Fels umrandet sind.
Die Ufer sind meist steil von Fels oder Schutt begrenzt. Wo die Uferbereiche flach sind, findet sich eine
Niedermoorvegetation, ansonsten begrenzt nackter Fels, Schutt oder Krummseggenrasen und in tieferen Lagen Bürstlingrasen die Karseen.
Am seichten Seeufer entstehen durch Verlandung oft Niedermoore, die alle gleich aufgebaut sind mit dem Scheuchzers Wollgras (Eriophomm scheuchzeri)
gemeinsam mit verschiedenen Braunmoosen.
An flachen und schlammreichen Uferstellen bildet bisweilen die Schnabel-Segge (Carex rostrata) größere Bestände.
Landeinwärts schließt dann der Torf bildende Braunseggensumpf (Caricetum nigrae) an.
Zu den - sog. "Stehende oder langsam fließende Gewässer" - gehört aber nicht nur der - Biotoptyp : Seen (1.1.1) -
sondern auch der - Biotoptyp : Tümpel (1.1.4.) -
welche im Gegensatz zu den Gebirgsseen wesentlich geringere Wassertiefen aufweisen und entweder oligotroph als Quelltümpel oder dystroph als Moortümpel vorliegen.
Derartige Tümpel finden sich häufig im Nationalpark Gastein und sind insbesondere im Hörkar und Kühkar besonders zahlreich.
- Zum Thema siehe auch:
- Kapitel 2.5. : Geologische Exkursion - Karmulden, Karseen . . .
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Seen - www.gastein-im-bild.info/gob11.html
Über 200 Niedermoore sind im Gasteinertal anzutreffen; allerdings liegen viele davon nicht im Nationalpark Gastein.
Im Nationalpark Gastein kommt als Nieder- und Übergangsmoor besonders häufig der - Biotoptyp : Kleinseggenried (1.4.3.1.) - vor,
in meist beeindruckender Ausformung, wie z. B. im Hörkar, wobei dieser mäanderförmig von einem Gebirgsbach durchflossen wird.
Mindestens ebenso schön das Durchströmungsmoor im Kesselkar oberhalb der Prossau im hinteren Kötschachtal.
Auch im Reedseegebiet sind mehrere derartige Kleinseggenriede ausgebildet.
Es sind Braunseggensümpfe (Caricetum nigrae), wo
die Braun-Segge (Carex nigra) vorherrscht; seltener die Igel-Segge (Carex echinata).
Dazwischen blühen u. a. Sumpf-Veilchen (Viola palustris), Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris), Kronenlattich (Willemetia stipitata) und Gebirgs-Simse (Juncus alpino-articulatus).
Ebenfalls recht häufig sind Dreiblüten-Simse (Juncus triglumis), Schmalblatt-Wollgras (Eriphorum angustifolium), Alpenhelm (Bartsia alpina) und Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina).
Trockenere Stellen innerhalb des Braunseggensumpfes sind durch das alleinige Vorherrschen der Rasen-Haarbinse (Trichophorum cespitosum) gekennzeichnet
Ist der Untergrund basenreich, bildet sich anstelle des Braunseggenmoores das Davall-Seggenried (Caricetum davallianae) aus.
Neben der dominierenden Davall-Segge (Carex davalliana) gedeihen dann u. a. Hirse-Segge (Carex panicea),
Große Gelb-Segge (Carex flava), Alpen-Helm (Bartsia alpina), Gewöhnliche Simsenlilie (Tofieldia calyculata),
Mehl-Primel (Primula farinosa), Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina), Dreiblatt-Simse (Juncus trifidus), Stern-Steinbrech (Saxifraga stellaris),
Eis-Segge (Carex frigida) und Breitblatt-Fingerknabenkraut (Dactylorhiza majalis). Derartige Kalk-Niedermoore sind im Nationalpark Gastein nicht anzutreffen.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Niedermoore - www.gastein-im-bild.info/gob14.html
In sanft geneigten Hängen mit langsam fließenden Gewässern über Silikat ist der - Biotoptyp : Silikatquellflur (1.2.1.3.) - häufig
mit dem auffälligen Birnmoos (Bryum schleicheri).
Kalkreiche Quellfluren begleiten verschiedene, Tuff bildende Moose (Cratoneuron-Arten) und die Glanz-Gänsekresse (Arabis soyeri).
Bei rasch fließendem Wasser bleiben die Gerinne eisfrei, werden aber selten wärmer als +5°C. Hier gedeiht die Bachkresse (Cardamine amara) als Leitpflanze
und weiter der Bach-Steinbrech (Saxifraga aizoides), Stern-Steinbrech (Saxifraga stellaris), Eis-Segge (Carex frigida), Dreiblüten-Simse (Juncus triglumis],
Kriech-Straußgras (Agrostis stolonifera) und Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa).
Feinkörniger und feuchter Schwemmsand, bildet die Unterlage für den zierlichen Bunt-Schachtelhalm (Equisetum variegatum).
Eine Besonderheit stellt die Zweifarben-Segge (Carex bicolor) dar, die an nur sehr wenigen Stellen des Nationalparks vorkommt.
Trocknet der Moränenschutt aus, hält es nur mehr das Graue Zackenmützenmoos (Rhacomitrium canescens) aus.
Silikatquellfluren werden entweder subsummiert oder als eigene Biotope ausgewiesen, wenn sie großflächig vorkommen wie z. B. im Hörkar oder im Weißenbachtal.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Niedermoore - www.gastein-im-bild.info/gob12.html
Die Hochgebirgsvegetation ist durch die extremen Klimaverhältnisse, die intensive Bodendynamik und durch die kurze Vegetationszeit besonderen Anforderungen ausgesetzt. Es gilt, Wind, Kälte und der intensiven Sonneneinstrahlung widerstehen zu können und gleichzeitig für Bestäubung und die vegetative Vermehrung zu sorgen. Reservestoffe für die Winterperiode müssen ausreichend aufgebaut werden und Strategien des Überlebens auch bei langer Schneebedeckung sind notwendig. Diese Anforderungen werden von speziellen Polster- und Rasenpflanzen, sowie Schutt- und Schneebodenpflanzen bewältigt, die besonderen Biotoptypen entsprechen.
Hangschutt, Blockfelder, Moränenablagerungen, Murgänge und fluviale Ablagerungen (Bach- und Flussakkumulationen) werden den - Steinschutt- und Geröllgesellschaften - zugeordnet. Dem - Biotoptyp : Subalpin-alpine Silikatschuttgesellschaft (3.2.1.1) - werden dabei entsprechend dem Biotoptypenkatalog Salzburg unterschiedliche Pflanzengesellschaften zugeordnet, und zwar die - Rollfarnflur - mit dem Rollfarn (Cryptogramma crispa), welche oft Blockschutt besiedelt, die -Alpensäuerlingflur - auf frischem Grob- und Feinschutt als typischer Moränenerstbesiedler, wobei neben dem Alpensäuerling (Oxyria digyna) noch die Alpengänsekresse (Arabis alpina), das Resedenblättrige Schaumkraut (Cardamine resedifolia) und die Kriechende Nelkenwurz (Geum reptans) auftreten, die Bleichkleeflur - (Trifolietum pallescentis) mit dem Bleichklee (Trifolium pallescens), die sich bei zunehmender Verfestigung des ursprünglich bewegten Moränenschuttes ausbildet und von Verschiedene Steinbrecharten (Saxifrage bryoides et moschata), sowie diversen Moose und Flechten begleitet wird. Der Alpen-Mannschildflur - (Androsacetum alpinae) weist einen nur geringen Deckungsgrad über bewegtem Silikatschutt in der alpin-nivalen Stufe auf. Prägende Arten sind dabei der Alpen-Mannschild (Androsace alpina), eine charakteristische Form des Bayrischen Enzian (Gentiana bavarica var. subacaulis) und eine Reihe von Steinbrecharten.
Im Nationalpark Gastein findet man als die häufigsten Arten welche Moränen besiedeln, das Stängelloses Leimkraut (Silene acaulis), Zwerg-Miere (Minuartia sedoides), Moos-Steinbrech (Saxifraga bryoides), Moschus-Schafgarbe (Achillea moschata), Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina), Kriech-Nelkenwurz (Geum reptans), Einblüten-Hornkraut (Cerastium unflorum), Alpen-Leinkraut (Linaria alpina) und Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis). In sauren Grobblockhalden findet man den Säuerling (Oxyria digyna), Clusius-Gämswurz (Doronicum clusii), Schlaffes Rispengras (Poa laxa) und Braun-Hainsimse (Luzula alpino-pilosa). Nimmt der Feinerdegehalt zu, stellen sich Ähren-Hainsimse (Luzula spicata), Alpen-Ehrenpreis (Veronica alpina), Alpen-Mannsschild (Andosace alpina), Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina), Gegenblatt-Steinbrech (Saxifraga oppositifolia), Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata) und Zwerg-Fingerkraut (Potentilla brauneana) ein. Sie leiten teilweise schon zu den Schneebodengesellschaften über, in denen nach Dauer der Schneedecke die Kraut-Weide (Salix herbacea) oder das Widertonmoos (Polytrichum sexangulare) dominiert.
Ebenfalls im Nationalpark Gastein liegt im hinteren Anlauftal (Bleksen) ein beinahe den gesamten Talschluss einnehmenden Moränenschutt. Hier finden sich entsprechend seltene Silikatschuttgesellschaften, die als Alpensäuerlings-Gesellschaft (Sieversio-Oxyrietum digynae) zusammengefasst werden. In blockigen Ablagerungen wie z. B. auf der Palfneralm oder im Kesselkar sind es die Rollfarn-Gesellschaften (Cryptogrammietum crispae), die allesamt als Pflanzengesellschaft der subalpinen und alpinen Silikatgesellschaften der Klasse Androsacetalia alpinae untergeordnet werden.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Subalpin-alpine Silikatschuttgesellschaft - www.gastein-im-bild.info/gob32.html
Alpensäuerlings-Gesellschaft - www.gastein-im-bild.info/oeko/oscthlro.html
Die - Flur des Zweiblütigen Steinbrech - (Saxifragetum biflorae) stellt eine typische Pioniergesellschaft grusiger Feinschuttböden mit meist nur geringem Deckungsgrad (unter 10%) dar und wird dem - Biotoptyp : Schieferschuttgesellschaft (3.2.1.2.) - zugeordnet. Charakteristische Arten sind der Zweiblütige Steinbrech (Saxifraga biflora), der Rudolfsteinbrech (Saxifraga rudolphiana), der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia), das Einblütige Hornkraut (Cerastium uniflorum), das Alpenleinkraut (Linaria alpina) und das kleine Rispengras (Poa minor). Die - Hungerblümchen-Steinbrechflur - (Drabo-Saxifragetum) besiedelt meist relativ wenig bewegte, feinschuttreiche, gut durchfeuchtete, sehr nährstoffreiche Schuttböden basischer Reaktion in der alpinen Stufe. Kennzeichnende Arten sind vor allem das Hoppe Felsenblümchen (Draba hoppeana) und das Farnblattläusekraut (Pedicularis aspleniifolia). Auf frischen, basenreichen Feinschuttböden zumeist in Gratlagen, seltener auf den noch kaum besiedelten Teilen von Moränenwällen findet man die - Gesellschaft des Ährigen Grannenhafers - (Trisetetum spicati). Charakterarten sind der Ährige Grannenhafer (Trisetum spicatum) und der Zwergenzian (Gentiana nana). Derartige Biotoptypen sind auf der Türchlwand, Erzwies, Gamskarkogel u. a. unübersehbar verbreitet, im Nationalpark Gastein aber nur im Nassfeld im Gebiet Höllkar und Bräuwinkel bzw. am Aperen Schareck.
Schieferschuttgesellschaft |
---|
Bräuwinkel |
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Schieferschuttgesellschaft - www.gastein-im-bild.info/gob32.html
Schneebodengesellschaften entwickeln sich in geneigten Hängen mit wannen- und muldenförmigen Einsenkungen, mit feinkörnig und lehmig-tonigen Böden, wo der Schnee lange liegen bleibt (8-9 Monate) und Schmelzwasser auch im Sommer für gute Durchfeuchtung sorgt. Bereits unter der Schneedecke kann Sonnenlicht ausgenutzt werden und manche Arten durchstoßen sogar den Schnee. Im Nationalpark Gastein sind es ausschließlich Schneebodengesellschaften vom - Biotoptyp : Silikat-Schneeböden (3.6.1.2.) - die allesamt auf über 2.000 m Höhe eine durchschnittliche Schneebedeckung von 6-9 Monaten aufweisen. Im äußeren Bereich der Schneetälchen findet man das Krautweidenspalier (Salicetum herbaceae) mit den charakteristische Arten Salix herbacea, Gnaphalium supinum, Sibbaldia procumbens und Soldanella pusilla. Schneetälchen finden wir im Nationalpark beim Niedersachsenhaus, bei der Hagener Hütte, im Gebiet Kreuzkogel im Gebiet Wasingerkopf und besonders schön im Lainkargebiet und beim Woiskensee.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Schneebodengesellschaft - www.gastein-im-bild.info/gob36.html
Auch Gipfel und Grate oberhalb 2.700 - 3.000m sind keineswegs vegetationsfrei. Hier dominieren Polsterpflanzen, die aufgrund ihrer dicht stehenden Sprosse ein eigenes Mikroklima
zustande bringen und mit ihren tiefen Pfahlwurzeln eine gute Verankerung in Felsspalten möglich machen.
Der Polsterwuchs macht sich das Prinzip der Oberflächenverkleinerung zunutze. Kugeln und Halbkugeln besitzen im Verhältnis zum Volumen
die kleinste Oberfläche, wodurch Polsterpflanzen der abkühlenden und austrocknenden Wirkung des Windes begegnen können.
Zudem kommen sie mit nur wenig Feinerde aus.
Das Wachstum dieser Pflanzen ist allerdings extrem langsam und schon das Abbrechen eine Blattes kann über das Weiterleben oder Absterben entscheiden.
Der - Biotoptyp : Silikatalpine Polstergesellschaft (3.3.1.2.) - kommt im Nationalpark Gastein im Bräuwinkel (B-0828) am Aperen Schareck und am Gipfel des Kreuzkogels vor mit Arten wie
Alpen-Mannschild (Androsace alpina), das kleine Seifenkraut (Saponaria pumila), das Stängellose Leimkraut (Silene excapa), der Moos-Steinbrech (Saxifraga bryoides), das Einblütige Hornkraut (Cerastium uniflorum) und Gletscherhahnenfuß (Ranunculus glacialis). Diese Arten kommen auch in Silikatschuttgesellschaften vor.
In derartig extremen Standorten sind auch Endemiten zu finden, die während der Eiszeit hier strandeten wie
u. a. auch der im Gasteinertal vorkommende Zwerg-Haarschlund (Comastoma nanum) und das Seifenkraut (Saponaria pumila).
Den - Biotoptyp : Alpine Polstergesellschaften auf Schiefer (3.3.1.3.) - mit
Rudolfsteinbrech (Saxifraga rudolphiana), der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) und dem Zweiblütigen Steinbrech (Saxifraga biflora),
Felsenblümchen (Draba hoppeana) und das Alpenleinkraut (Linaria alpina) gibt es zwar im Gasteinertal (Erzwies), ist aber nicht Teil des Nationalparks Gastein.
Arten die generell auch noch auf Felsen von Dreitausendern ihr Dasein fristen sind Polsterpflanzen wie das
Leimkraut (Silene acaulis subsp. exscapa), Zwerg-Miere (Minuartia sedoides), Alpen Mannsschild (Androsace alpina),
Zwerg-Primel (Primula minima), Gegenblatt-Steinbrech (Saxfraga oppositifolia), Blaugrüner Steinbrech (Saxifraga caesia),
Moos-Steinbrech (Saxifraga bryoides), Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata) und Mannsschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea); weiter
Speicherpflanzen wie der Gletscher Hahnenfuß (Ranunculus gladalis), Schwarze Edelraute (Artemisia genipi), Alpenmargerite (Leucanthemopsis alpina),
Kriech-Nelkenwurz (Geum reptans), Gletscher-Fingerkraut (Potentilla frigida) und Grasblatt-Teufelskralle (Phyteum hemisphaericum) und schließlich
auch die Gräser wie das Schlaffes Rispengras (Poa laxa), Kleine Rispengras (Poa minor), das Zweizeiliges Kopfgras (Oreochloa disticha),
Felsen-Straußgras (Agrostis rupestris), Harter Felsen-Schwingel (Festuca pseudodura), Polster-Segge (Carex firma) und Ähren-Hainsimse (Luzula spicata).
Moose und die Flechten kommen mit derartigen Hochgebirgsbedingungen wesentlich besser zurecht, denn sie beziehen ihre Nährstoffe und das Wasser aus der Luft.
Dabei dominieren Zackenmützenmoos (Rhacomimum spp.) und Kissenmoos (Grimmia spp.).
Unter den Flechten sind Krustenflechten (Rhizocarpon- und Lecidea-Arten) und Blattflechten (Umbilicaria- und Caloplaca-Arten) am häufigsten.
Auch das zu den Grünalgen zählende Kryoplankton (Chlamydomonas nivalis) gehört hierher. Es färbt den Schnee bisweilen rötlich.
• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Polstergesellschaft - www.gastein-im-bild.info/gob33.html
Flechten, die allesamt durch ihre besondere Bauweise Extremstandorte besiedeln können und selbst längere Austrocknung problemlos überstehen,
nehmen mit steigender Höhe an der Gesamtvegetation zu. In der nivalen Stufe (2.800 - 3.100 m) können nur mehr Moose und Flechten überleben. In der alpinen Stufe in geschlossenen Rasengesellschaften treten sie ebenfalls üppig auf, wobei sich vor allem Strauchflechten gut entwickeln. Für epiphytische Flechtenarten sind
das Vorkommen von Trägerpflanzen (Bäume, Sträucher, Zwergsträucher) entscheidend.
So gilt für auf Holz angewiesene Flechten meist die Baumgrenze auch als die Verbreitungsgrenze, außer Holz kommt in größeren Höhen vor (Holzpfähle, Holzunterstände etc.).
Dabei entwickeln sich Bartflechten in Höhenstufen von 1.200 bis 1.700 m optimal.
Es gibt aber auch Flechten die in allen Höhenstufen vorkommen, wie z. B. Cetraria islandica, wobei diese in Talnähe eine hellbraune-grünliche Farbe aufweisen,
mit zunehmender Höhe aber dunkler werden und sich in der nivalen Stufe als ganz schwarze Lager zeigen (5a).
Das größte Verbreitungsgebiet entspricht hier der montanen Höhenstufe, wobei die Flechten auf Bäumen, auf Holz, Moderholz und Moosen aber auch auf Silikatfelsen reichlich vorkommen.
Die in Fichtenwäldern vorkommenden Flechten sind durchwegs "acidophytisch". Sie bevorzugen nährstoffarme, saure Substrate,
wie sie die Borke der Fichte (pH-Wert zw. 3,9 - 5,0) und Tanne (pH-Wert um 5) aufweisen.
In den Schluchtwäldern mit Grauerle, Esche und Bergahorn, deren Borke einen pH-Wert um 7 entspricht, finden wir bevorzugt "neutrophytische" Arten.
In der hochmontanen und subalpinen Stufe sind Lärchen und Zirben Träger von Flechten, wobei sich diese fast nur auf nordwestexponierten Stammpartien finden, entsprechend
der niederschlagsbringenden Luftströmung.
Stehendes Totholz (abgestorbene Bäume) werden zunächst von Pilzen befallen, die das Holz auflockern und dadurch die Wasserbindungskapazität des Totholzes erheblich erhöhen.
Bei am Boden liegendem Totholz erfolgt dieser Vorgang rascher.
So können sich Flechten und Moose über die Jahrzehnte und Jahrhunderte ansiedeln und entfalten.
Aber nicht nur Holz ist das Substrat von Flechten in der montanen Höhenstufe, sondern auch Silikatfelsen. Sie werden erst von Blaualgen besiedelt. Treffen
nun Sporen oder Soredien von Flechten auf die Gesteinsoberfläche mit den Cyanobakterien (Blaualgen), so entwickeln sich Flechtenthalli, die aber erst nach Jahren
aufgrund des langsamen Wachstums sichtbar werden. Als Erstbesiedler haben Flechten somit die Funktion, für weitere Pflanzen (Moose etc.) eine Lebensgrundlage zu schaffen (5b).
In tieferen Lagen, wo Grauerlenwälder und andere Mischwälder stark der Luftverunreinigung durch Stickoxide ausgesetzt sind, ist das Flechtenwachstum
stark zurückgegangen. Da die Symbiosepartner vornehmlich Cyanobakterien sind, die Luftstickstoff binden, werden sie bei einem zu hohem N2-Angebot stark geschädigt.
Wohl nur im Nationalpark Hohe Tauern haben sie eine Überlebenschance (5c). -
In den montanen Fichtenwälder führen Nebelbildung und hohe Niederschlagsraten zum Aufkommen von sog. "Nebelkamm-Flechten",
wobei die kleinen Wassertröpfchen aufgrund ihres "bärtigen" Wuchses "ausgekämmt" werden.
Zahlreiche bodenbewohnende Flechten finden sich im Bereich von Blockhalden, auf alten Moderholz und auf bemoosten Felsoberflächen in aufgelockerten Fichtenwäldern (5e).
Auf Schneeböden dominieren aufgrund der ständig durchfeuchteten Böden eher Moose und nur ausnahmsweise Flechten. In der alpinen Stufe ist das Flechtenwachstum auf Fels und Gesteinsblöcken von unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen abhängig wie Exposition (Himmelsrichtung), Neigung der Gesteinsoberfläche, Dauer der Schneebedeckung, Abflussmenge des sickernden Schmelzwassers, Regen, Nebel u. a. - Unterschiedliche Gesteinsarten sind mit entscheidend für die Vielfalt der Flechten. Insbesondere im Gasteinertal sind auch unterschiedliche Flechtenarten auf schwermetallreichen Gesteinen zu finden. Es sind Substratspezialisten, die auf einen bestimmten Metallgehalt im Gestein angewiesen sind (Eisenhyroxide, Kupfer- Zinkerze). Viele Arten vertragen derartige Metallkonzentrationen nicht und so sind diese Flechten keinem Konkurrenzdruck ausgesetzt (5d).
Flechten auf Schutt und Geröllhalden | ||
---|---|---|
Bräuwinkel | Kesselkar | Palfnerscharte |
Auf Felsen herrschen unterschiedliche klimatische Bedingungen, sodass die Gestalt des Felsblocks, das Relief der Oberfläche, Neigungswinkel und die Himmelsrichtung entscheidend für die Besiedlung der Felsoberflächen mit unterschiedlichsten Flechten ist. Zuoberst ist die Zenitfläche, gefolgt von den Stirnflächen, die unterschiedliche Neigungswinkel aufweisen - von senkrecht bis zu überhängend. Den Übergang zum Boden bilden die Fußflächen. Der Neigungswinkel der Stirnflächen bestimmt die Dauer der Schneebedeckung, die Abflussmenge des sickernden Schmelzwassers und die Intensität der Niederschläge in Form von Nebel und Regen (5f). Entscheidend ist auch die chemische Zusammensetzung des Gesteines, sowie die Anwesenheit von Schwermetallen oder Nährstoffen, insbesondere durch Vogelexkremente oder auch Kuh- und Schafdung.
Flechten auf Fels und Gipfel | ||
---|---|---|
Hörkar | Windschurriegel |
Weiterführende und verwandte Themen : |
• Biotopkartierung - Biotoptypenkatalog - Land Salzburg/Gastein
• Katastralgemeinden - Biotope Gasteins - Übersicht • Umwelt - Ökologie - Übersicht • Umweltbiologie - Ökosysteme - Themenwahl |
Literatur : Die Informationen der oben angeführten Themenbereiche sind teilweise entnommen der Homepage "Nationalpark Hohe Tauern" (www.hohetauern.at), sowie den Büchern Nationalpark Hohe Tauern - Pflanzen von Helmut Hartl und Thomas Peer, Universitäts-Verlag Carinthia 2005, Nationalpark Hohe Tauern - Tierwelt von Eberhard Stüber/Norbert Winding, sowie der Kartierungsanleitung von Günther Nowotny und Hermann Hinterstoisser et al., Amt der Sbg. Landesregierung, 1994.
Quellenangaben
1a - Nationalpark Hohe Tauern - Tierwelt von Eberhard Stüber/Norbert Winding, Universitäts-Verlag Carinthia Klagenfurt 1991, S. 25
2a - Regionalverband Lungau - http://www.biosphaerenpark.eu/de/lungau-unesco-biosphaerenpark.html
3a - Nationalpark Hohe Tauern - Pflanzen von Helmut Hartl und Thomas Peer, Carinthia-Verlag, 2005
3b - Nationalpark Hohe Tauern - Tierwelt von Eberhard Stüber/Norbert Winding, Universitäts-Verlag Carinthia Klagenfurt 1991
3c - Biotopkartierung Salzburg - Kartierungsanleitung von Günther Nowotny und Hermann Hinterstoisser et al., Amt der Sbg. Landesregierung, 1994
5a,b,c,d,e,f - Nationalpark Hohe Tauern - Flechten von Roman Türk, Universität Salzburg, Tyrolia-Verlag, 2016, S. 43-47, 83, 125, 236 u. 273, 211
Naturbilder - | - Bilder-Galerie |
Home | Stichwortverzeichnis | Inhaltsverzeichnis | Wanderwege | Kunst & Kultur | Tiere | Pflanzen | Ökologie | Biotope | Geologie |
Zeitenwende / Gasteinertal / Ökologie
Nationalpark Hohe Tauern
Zeitenwende
© 2020 Anton Ernst Lafenthaler
zo-np