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ZB - Gasteinertal/Zeitenwende: Bauerntum - Landwirtschaft (1.2.)
Zeitenwende, Gasteinertal Inhaltsverzeichnis . . .
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Zeitenwende . Gasteinertal

Gastein im 21. Jahrhundert

Landwirtschaft

Das Leben auf dem Bauernhof ist bekanntlich nicht einfach und die Arbeit geht nie aus. Tiere müssen das ganze Jahr über versorgt werden und die Feldarbeit ist trotz moderner Maschinen aufwendig. - Was kann also heute noch junge Leute am Bauernhof halten?
Reichtum kann es nicht sein und die Liebe zur Natur wiegen die Strapazen der täglichen Arbeit nicht auf. Die Begeisterung zur Technik, dem Traktor und den vielen anderen modernen Maschinen vielleicht? - oder aber ist es doch das immer noch "eigene" Haus, der "eigene" Besitz, die "eigene" Heimat? - Oder ist alles ganz anders? - Nachfolgend Eindrücke zu der täglichen Arbeit am Bauernhof, am Feld und auf den Almen. Reiseberichte von Muchar, welcher im Jahre 1828 Gastein besuchte und von Koch-Sternfeld, 1820 ergänzen die Beschreibungen.
Aus der Gemeindestube ist zu erfahren, dass es 120 bäuerliche Betriebe allein in Bad Hofgastein, davon 30 % Haupterwerbsbetriebe (mit Zuerwerb) und 70 % Nebenerwerbsbetriebe gibt. Mähfläche 900 Hektar, davon 50 % am Steilhang, 600 Hektar Hutweiden (Extensivweiden), 14.300 Hektar Almflächen im Gasteinertal, davon 7.200 Hektar in Bad Hofgastein. 28 Almen in Bad Hofgastein sind bewirtschaftet, 15 bewohnt.
- Quelle: Homepage der Gemeinde Bad Hofgastein, 2015

(a) Haus und Hof

Muchar, 1830 schreibt (2a) : "...die Wohnungen sind größtentheils ganz aus Holz, und wenige der wohlhabenderen Landwirthe im Erdgeschosse aus Steinen aufgeführt. Die Häuser der reichen Landwirthe sind gewöhnlich ein und zwei Stockwerke hoch; ...oben auf am Dachfirste erhebt sich ein kleines Thürmchen mit einer Glocke, womit die Hausmutter dem auf den Feldern und Wiesen entfernt arbeitenden Gesinde das Zeichen zum Mittagsessen, oder zum Jausenbrote gibt. ...Die sehr flachen Dächer aus breiten Schindeln sind mit langen Balken, und diese mit großen Steinen belegt, wider das Spiel der stürmenden Winde, - und um die große Schneemasse leichter zu halten und zu tragen, die bei ihrem jähen Absturze auch das Dach mitreißen würde. Mit wenigen Ausnahmen werden die Wohnungen der Landleute von Innen und Außen immerfort reinlich gehalten."
Heute . . . ist im Gasteinertal kein noch bewirtschafteter "alter Hof" mehr zu finden. Das noch "alte" Ullmannlehen (16. Jh.) in Bad Gastein wurde von Mitarbeitern des Kulturvereins Ladislaus in mühevoller Kleinarbeit zu Schauzwecken restauriert und dient als letzter Zeuge alter Bauweise. Wenige noch existierende ältere Gebäude werden nicht mehr bewohnt und sind dem Verfall preisgegeben, wie z. B. das Augütl in Laderding oder das Hirschaugut in Bad Gastein. Jedes Bauernhaus entspricht heute dem Standard aller nicht bäuerlichen Privathäuser, nicht selten mit Zimmer- oder Appartementvermietung.

"Alte", unbewohnte Bauerngehöfte
Augütl, Laderding Ullmannlehen, Bad Gastein Hirschaugut, Bad Gastein Wolfstallgut, Bad Gastein
Das Augütl, das Ullmannlehen, das Gut Wolfstall und das Hirschaugut sind noch letzte "alte", aber schon lange unbewohnte Bauerngehöfte im Gasteinertal.

Einhof . Paarhof . Gruppenhof

Die Bauarten früherer Bauernhäuser waren unterschiedlich. Charakteristisch für das Gasteinertal sind/waren das Einheitshaus, der Zwiehof und der Gruppenhof. Nach S. Hinterseer befinden sich beim Einheitshaus die Wirtschaftsräume einschließlich der Stallung mit dem Wohnhaus unter einem gemeinsamen Dach. Der Hausgang verläuft in Längsrichtung mit den unterschiedlichen Räumen beiderseits vom Gang Daran schließt der Stall an mit der darüber liegenden Tenne (Scheune), welche über eine eigene Auffahrtsrampe erreichbar ist. Das Untergeschoß ist meist mit Steinen gemauert, das Obergeschoß mit mehreren Kammern aus Holz.
Beim Zwiehof oder Paarhof sind Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude getrennt, wobei beide meistens nebeneinander liegen. Daraus entwickelten sich die Gruppenhöfe mit Austragshäuschen für die Altbauern nach Übergabe des Hofes an die Kinder, die Pferde- und Rinderstallungen, Unterstände für Wagen, Schlitten, Geräte und Holz und gesonderte Ziegen- und Schafställe. Meist etwas abseits stehen ein eigener Backofen, Waschhütte, Kleinwerkstätte, Bienenhäuschen und der sog. "Troadkasten" zur trockenen Aufbewahrung von Getreide.
Heute . . . sind die bestehenden Wirtschaftsgebäude und Stallungen im guten Zustand und weiter wie seit je her in Verwendung, wenn sie nicht abgebrannt oder anderen Bauten Platz machen mussten. Das Hauptgebäude musste vielfach abgerissen und neu gebaut werden, nicht selten aufgrund der schlechten Bausubstanz. Gut erhaltene Bauernhäuser aber wurden und werden zunehmend saniert und großzügig ausgebaut, sodass sie nichts an ihrem ursprünglichen Reiz verlieren. Kommt es zu einem kompletten Neubau, geht der Charakter der "alten Bauernhäusern" wohl gar oft verloren. Es sind dann moderne Wohnhäuser mit Gästezimmern mit modern eingerichteten Stuben. Was aber fast immer bleibt sind Balkone mit Zierbrettern oder Schnitzwerken und das Glockentürmchen mit spitzem Dach und manchem Zierrat. Die Dachbalken weisen auch heute noch, bevorzugt an den Giebelseiten eine besondere Ausgestaltung und Verzierung auf, wo nicht selten auch die Jahreszahl des Neubaus eingeschnitzt wird. Sind heute Troadkasten und Waschhäuschen praktisch verschwunden, werden zunehmend Bienenkästen aufgestellt und alte Backöfen werden revitalisiert, nicht zuletzt auch, um den Gästen das "Brot backen" genussvoll nahezubringen oder lediglich als Schauobjekt.

Ein-, Paar- und Gruppenhöfe
Einhof, Unterberg Deutingerhof, Dorfgastein Bäckerwirtsgut, Badbruck Wölflgut, Dorfgastein Bauernhaus, Kötschachdorf
Ehemalige Einhöfe sind im Laufe der Zeit zu Gruppenhöfen geworden. Dasselbe gilt natürlich auch für die Paarhöfe. Zudem wurden zahlreiche alte Bauernhöfe abgerissen und neu gebaut, aber auch, wenn es die Bausubstanz erlaubte saniert und/oder ausgebaut, wobei immer auch darauf geachtet wird, den Charakter des "ursprünglichen" Hauses zu erhalten.

Wohnhäuser . Gästezimmer . Appartements

Nicht selten entsteht im Rahmen eines Neubaus ein Bauernhaus mit Gästebetten, ganz nach dem Motto : Mach' Urlaub am Bauernhof. - Dazu heißt es im Buch von Scherer/Steinkogler (2b) : "Zu einem wichtigen Teil der Konsumgesellschaft entwickelte sich die Freizeitindustrie. In diesem Bereich wurde der Tourismus zu einer wichtigen Wachstumsbranche. Auch die agrarisch geprägten Dörfer und Ortschaften in den Gebirgstälern bekamen diese Entwicklung zu spüren - je nach Sicht der Dinge mit positiven oder negativen Auswirkungen. Es entstanden neue Hotels, immer mehr Liftanlagen, diverse Sportstätten, Parkplätze usw., und die Bauern boten vermehr 'Urlaub am Bauernhof' an."
Die letzten alten Bauernhöfe wurden mittlerweile alle abgetragen, um danach ein großes Wohnhaus mit Zimmervermietung oder den Bau eines Appartementhauses zu errichten. So werden heute nahezu flächendeckend am Bauernhof Gästezimmer mit entsprechend zeitgemäßem Standard angeboten, inklusive Bio-Produkte und Ausflüge auf die (eigene) Almhütte. Den Kindern sollte am Bauernhof der Umgang mit Tieren ermöglicht sein, den Erwachsenen der Zugang zur Käseerzeugung, der Herstellung von Bioprodukten, der Tierhaltung und insgesamt das Leben am Bauernhof und auf der Alm. Bergwandern als "Familien-Event" stand im Vordergrund.
Heute . . . ist Wandern in Gruppen populär, angeführt von geschulten Wanderführern und organisiert von Reiseveranstaltern oder Beherbergungsbetrieben. Der einst beliebte Werbeslogan: "Mach' Urlaub am Bauernhof" ist heute in den Tourismusbroschüren nicht mehr zu finden. Sommer wie Winter sind die einstigen Naturerlebnisse den zahlreichen Veranstaltungen und Mega-Events gewichen, und die Berge dienen nicht mehr einem Erholung schaffenden "Naturerlebnis", sondern der Selbstverwirklichung durch eigene Leistung bis zum Extremsport am Berg.
Zum Thema siehe auch :
- Kapitel 4.1. : Sommertourismus - Almhütten mit Gästezimmer . . .
- Kapitel 4.2. : Wintertourismus - Ski-Restaurants, Appartements. . .

Bauernhaus . Wohnhaus
Bauernhaus, Kötschachdorf Bauernhaus, Kötschachdorf Webergütl, Dorfgastein Mitterergut, Dorfgastein
Wirklich "alte" Bauernhäuser gibt es im Gasteinertal nicht mehr. Mittlerweile sind alle nach neuestem Standard renoviert oder neu aufgebaut worden. Nur wenige sind dabei nur Wohnraum für sich selbst, sondern werden gar oft mit Gästezimmern oder Appartements ausgestattet oder gar zu Hotels umgebaut.
Gästezimmer . Appartements
Kendlgut, Bad Hofgastein Röckbauer, Remsach in Bad Gastein Tobhart, Dorfgastein Bauernhaus, Dorfgastein Moarbauer, Dorfgastein
Werden Bauernhöfe nicht mehr bewirtschaftet, werden sie zu Wohnhäuser oder Appartements umgebaut. Dabei bleibt vom bäuerlichen Charakter der "alten" Bauernhäuser wenig übrig. Auch wenn der Hof weiter bewirtschaftet bleiben soll, werden beim Um- und Ausbau immer auch Gästezimmer oder Appartements mit eingeplant, um den Gästen den "Urlaub am Bauernhof" so angenehm wie möglich zu gestalten und den heute notwendigen Komfort bieten zu können.
Lackenbauer, Bad Hofgastein Maurachhof, Bad Hofgastein Streitberghof, Bad Gastein Hartlbauer, Bad Hofgastein Feldingbauer, Herzwies, Bad Hofgastein
Besonders die Bauernhöfe am Berg, welche mittlerweile alle mittels neu errichteter Straßen gut erreichbar sind profitieren von der Möglichkeit, Gästezimmer anzubieten.

Landhäuser . Hotels

Nicht wenige der Landwirtschaftsbetriebe sind gar zu Hotelanlagen "ausgewachsen", wobei der bäuerliche Betrieb gänzlich aufgegeben wurde. Manche sind gar über sich hinausgewachsen zu 3- oder 4-Sterne-Hotels. Es gibt aber noch Bauernhöfe, die trotz Ausbau zum 4-Sterne-Hotel mit Restaurant und angeschlossenen Appartements ihren landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich weiterführen.

Landhäuser . Hotels
Hauserbauer, Dorfgastein Ortnerhof, Bad Hofgastein Bauernhofhotel Unterbergerwirt, Dorfgastein Untermüllnergut, Dorfgastein Landhotel Haussteiner, Dorfgastein
Seit der Jahrhundertwende werden Bauernhäuser letztlich zu Hotels umgebaut und damit verbunden oft der bäuerliche Betrieb aufgegeben, Die dabei ortsüblichen, bäuerlich geprägten Balkone aus verziertem Holzbrettern, entsprechende Eingangstüren und der Glockenturm erinnert dann noch an jene Vergangenheit, wo dies noch hohen Symbolwert hatte. Vereinzelt wird aber neben dem Hotelbetrieb die Landwirtschaft erfolgreich weitergeführt.

• • • Querverweise - Gastein im Bild • • •
Siedlungen Hofgastein - www.gastein-im-bild.info/gesiedhl.html
Dorfgastein - www.gastein-im-bild.info/gesieddl.html
Bad Gastein - www.gastein-im-bild.info/gesiedbl.html

(b) Landwirtschaftliche Bauten

Heustadel

Die früher charakteristischen Schindeldächer der heute existierenden Heustadel mit "lärchenen" Legschindeln, oft noch beschwert mit großen Steinen, gibt es im Gasteinertal nicht mehr. Ziegel- und Blechdächer haben derartige Dachschindeln ersetzt. Letzte derartige Dächer kann man noch an wenigen, bereits verfallenen Heustadeln sehen. Bei der Herstellung der genannten Legschindeln durfte nur bestes, gerade gewachsenes, astloses Lärchenholz verwendet werden. Dieses wurde mit der Hand gespalten und auf der 'Hoanzlbank' mit dem Reifmesser fertig gerichtet. Eble berichtet uns 1834, dass sich überwiegend im Tal mehr als 5000 Scheunen und Stadeln befanden.
Emil, 1827 schreibt dazu (3a): "Stadeln gibt es eine große, ja überflüssige Menge; jedes Feld, jede Wiese hat deren nach der Größe des Umfanges Einen oder mehrere, aus unbehauenen Bäumen zusammen gefügt. Die Bedachung, mit Ausnahme einiger Gebäude, geschieht mit fichtenen, so genannten Legschindeln, die, durch keine Nägel befestiget, sondern bloß über einander gelegt, mit Stangen und großen Steinen niedergeschwert werden. Sie sind wohlfeil und leicht herzustellen, aber keinesweges ökonomisch, weil sie eine beständige Reparatur erfordern. Jeder Sturmwind bringt sie in Unordnung."
Eble, 1834 schreibt (3b) : "Das ganze Thal besteht aus 2261 Joch Acker, 300 Joch Moorgründen, 28110 Joch Weideplätze, und 7497 Joch Wiesen. Auf den Bergen befinden sich 705 Alpenhütten, weiter herab, und grösstentheils im Thale selbst mehr als 5000 Scheunen und Stadeln."
Heute . . . sind Heustadeln die letzten Zeugen dieser "Bautechnik". Waren noch vor 50 Jahren zahlreiche Heustadeln auf den Feldern in Verwendung, sind sie heute nur mehr vereinzelt anzutreffen; mit Blech- oder Ziegeldach versehen, häufig unbenutzt. Sie verfallen oder versinken auf sumpfigen Wiesen. Die maschinell aufbereiteten Siloballen machen das "Einheuen" nicht mehr notwendig, aber - nicht wenige Bauern wollen ihre Heustadeln nicht abreißen und wenige verwenden sie gar immer noch, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dies für das Heu bzw. für das Tier am besten ist. Und wird kein Heu mehr eingelagert - "irgendetwas" findet sich immer, was im Heustadel gelagert werden kann. Auch die direkt am Heustadel seitlich überdachten 'Hieflerhütten' gibt es noch - zur Aufbewahrung der Hiefler (schlanke Baumpfähle), die zur Heutrocknung gebraucht wurden. So mancher Heustadel allerdings ist zur Gänze dem Verfall preisgegeben und wird in naher Zukunft abgetragen werden.

Heustadel, Bad Hofgastein Heustadel, Bad Hofgastein Heustadel, Dorfgastein
Heustadeln mit den teilweise noch angebauten Hieflerhütten werden immer weniger und sind wohl dem dauerhaften Verfall Preis gegeben. Soweit die Dächer mit Ziegel oder Blech saniert sind, könnten sie uns aber noch eine ganz lange Zeit erhalten bleiben. Einige allerdings haben auch schon modrige, brüchige Stämme oder versinken gar in den sumpfigen Wiesen.
Heustadel, Bad Gastein Heustadel beim Haberreithgut, Bad Hofgastein Heustadel Rauchberg Bad Hofgastein
Heustadeln am Berg verschwinden zunehmend. Das Heu wird wenn irgendwie möglich sofort abtransportiert und ins Tal bzw. zum nahe gelegenen Bauernhof gebracht.

Stallgebäude

Das Stallgebäude mit dem Viehbestand war immer ebenerdig angelegt und gemauert. Fenster mit Glas war früher eher die Ausnahme - es waren einfache Luken und der Wind konnte hier durch das Stallgebäude kräftig durchziehen und die Kälte im Winter eisig eindringen. Darüber befand sich die Tenne mit dem Heu für das Vieh, den Wirtschaftsgeräten bzw. Landmaschinen.
Heute . . . gibt es derartige Ställe noch zahlreich, der Trend aber geht zu den sog. "Laufställen", die durch ihre groß angelegte Bauweise auffallen, was natürlich etwas Grünfläche kostet. Meist sind es Boxenlaufställe, wo Liege- und Lauffläche getrennt sind. Die zunehmend große Anzahl der Viehbestände im Gasteinertal bringt es auch mit sich, dass Heuballen zugekauft werden müssen, um ausreichend Futter zum Erhalt des Tierbestandes vorrätig zu haben, da die durch das Tal begrenzten und immer weniger werdenden Wiesenflächen (steigender Bedarf an Bauland oder zu hoher Viehbestand) nicht mehr reichen. Auch zwingt nicht selten eine verkürzte Almperiode aufgrund der Schneeverhältnisse im Gasteinertal den Zukauf von Heu bzw. Siloballen, da die Tiere erst spät auf die Alm getrieben und umgekehrt früh wieder zurückgeholt werden müssen.

Stallgebäude Wengerbauer, Dorfgastein Stallgebäude Mitterergut, Dorfgastein Stallgebäude Moarbauer, Dorfgastein
Großdimensionierte, landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude entstehen. Laufställe zur Rinderhaltung sollen die früheren Anbindestallungen ablösen. In der ökologischen Landwirtschaft ist Anbindehaltung ohnehin nicht erlaubt.

(c) Feldarbeit

Die allseits bekannten "Siloballen" ermöglichen heute das Heu zeitsparend und effektiv einzubringen. Im steilen Gelände allerdings muss das Heu teilweise immer noch nach alter Tradition eingebracht und in Heustadeln aufbewahrt werden.
Auch dem Buch von Sepp Gruber (Jugend im Paradies, 2008) ist zu entnehmen, dass diesen Heustadeln häufig "Hieflerhütten" angeschlossen waren, wo die sog. "Hiefler", die man aus Baumwipfeln und Kleinstämmen hergestellt hatte aufbewahrt wurden. Diese mannshohen Baumpfähle dienten zum Aufrichten der " Kornmandeln", indem man diese im Abstand von 2 bis 3 Meter in einer Reihe über das Feld aufstellte und diese sog. "Schwedenreiter" mit mehreren Drähten bespannte und das Heu bei Schlechtwetter zum Trockenen aufbrachte. Bei Schönwetter blieb das gemähte Heu erst zur Trocknung am Feld liegen, wurde dann mit einem Rechen gewendet und zuletzt das durchgetrocknete Heu zu großen Riedeln zusammengebracht, um es dann mit der "Aufschlaggabel" (große Heugabel aus Holz) auf die Heuschlarpfe zu verladen. Mit dem Pferd wurde die mit Heu beladene Heuschlarpfe zum Heustadel gezogen.

Düngung - Um den Heu-Ertrag zu sichern muss natürlich gedüngt werden. Wurde früher ein mit Mist beladener Karren vom Pferd gezogen und dieser auf das Feld händisch verstreut, indem mit der Mistgabel großflächig verteilt wurde, so ist es heute der Traktor, welcher mit dem Mistwagen maschinell den Mist ausstreut und nicht selten auch die Umgebung ungewollt mit erfasst. Noch häufiger ist es die Jauche, die heute aus der sog. Jauchengrube gepumpt und auf das Feld gespritzt wird, was die charakteristische "Landluft" erzeugt. Auf steilen Hängen muss heute noch mit einer Spritze per Hand die Jauche verteilt werden. Im Tal wird die Jauche in Tanks vom Traktor gezogen, auf das Feld gebracht und fein maschinell verteilt.
Siehe dazu auch das Kapitel : Ertragreiche Wiesen im Wandel - Kulturlandschaft . . .

Düngung der Felder am Berg
Feldarbeit, Jauchen-Düngung Feldarbeit, Jauchen-Düngung Feldarbeit, Jauchen-Düngung Feldarbeit, Jauchen-Düngung
Zunächst muss das Feld, am besten noch vor der Schneeschmelze gedüngt werden, was mit Jauche und/oder mit Mist erfolgt. Die steilen Berghänge können nicht mit dem Traktor befahren werden. Deshalb wird die Jauche aus den dafür vorgesehenen Gruben gepumpt und mittels Schlauch- oder Rohrleitung auf das Feld geleitet. Mit einer Handspritze wird der Jauchestrahl reguliert und so gleichmäßig über das Feld verteilt.

Noch vor dem 2. Weltkrieg wurde das Heu mit der Sense gemäht, meist in den frühen Morgenstunden, da sich taunasses Gras wesentlich besser schneiden lässt. Um die Mittagszeit wurde das Heu mit dem Holzrechen gewendet und am Nachmittag "geridlt", also zusammengerecht zu einem Rain. Bei anhaltendem Schönwetter wurde der Rain "Heuried'l" am nächsten Tag wieder angestreut "ogstraht" und danach mit dem Holzrechen "zommg'heigt" (zusammengerecht) zu langen Zeilen oder Heuhaufen, um sie so mit der Heugabel auf den Heuwagen zu werfen, welcher mit Kuh, Ochse oder Pferd bespannt zum Hof oder den nächst gelegenen Heustadel gebracht wurde. War Schlechtwetter angesagt und das Heu konnte nicht mehr trocken eingebracht werden, musste dieses auf Hieflern "aufgehängt" werden, damit das Wasser abrinnt und das Heu nicht fault. Auch sog. "Schwedenreiter" waren in Gastein gebräuchlich. Dabei wurde in definierten Abständen Hiefler gesetzt und Drähte gespannt, wo dann das Heu aufgehängt wurde.
Später nach dem 2. Weltkrieg kam der Motormäher, welcher auch im steileren Gelände einsetzbar war bzw. der Traktor, insbesondere der Steyr-Daimler-Puch, ausgestattet mit 26 PS. Die Zahl der Traktorenbesitzer stieg rasch und die Zugtiere wurde zunehmend weniger gebraucht. In den 50er-Jahren kamen Traktoren mit höherer Leistung auf den Markt mit diversen Zusatzgeräten wie Mähwerk, Heuwender, Pflug und Miststreuer. Bis in die 70er-Jahre hielt dieser Trend an mit Geräten wie Mähdrescher, Stallmiststreuer, Feldhäcksler; Heubelüftungsanlagen und Melkmaschinen folgten. Ochsen waren in dieser Zeit bereits als Zugtiere völlig verschwunden und das Pferd, nicht nur Zugtier, sondern auch Statussymbol wurde durch den Traktor vollständig verdrängt.
Heute . . . wird das Heu wie schon erwähnt mit Hilfe eines Traktors gemäht, mit eben diesen gewendet und/oder gleich zu Heuballen gedreht. Danach wird wieder mit dem Traktor mit techn. ausgefeiltem Zusatzgeräten der Heuballen aufgenommen und automatisch mit Plastikfolie verpackt. Der fertigen Siloballen werden am Rand oder mittig im Feld gestapelt und dort belassen. Nur selten wird es noch in Heustadeln eingebracht, was voraussetzen würde, dass das gemähte Gras auch trocken ist. Zugtiere werden dazu nicht mehr gebraucht. Trotzdem sind wieder viele Pferde auf den Höfen zu sehen. Sie werden gezüchtet und/oder heute als Zugtiere für besondere Anlässe oder für Schlittenfahrten im Winter eingesetzt.

Heueinbringung
Heuernte, Kötschachtal Heuernte, Harbach Heuernte und Siloballen, Bad Hofgastein Heuernte und Siloballen, Bad Hofgastein
Früher mussten Hiefler bzw. Schwedenreiter aufgestellt werden, um so das Heu auch bei Schlechtwetter trocken zu bekommen. Bei Schönwetter, wenn das Heu nach Mahd und Wendung am Boden ausreichend trocknet, kann es gleich in den Heustadel oder die Tenne eingebracht werden. Heute wird mit dem Traktor und der ausgefeilten Technik des Zubehörs, wie hier dem Mähwerk das Heu erst gemäht, dann mit Hilfe eines Bandrechens das Heu gewendet und Schwaden gezogen. Mit der Rundballenpresse wird das Heu aufgenommen und zu Ballen gepresst. Ein dritter Traktor mit der Rundballen-Wickelmaschine nimmt die verfestigten Heuballen auf um sie automatisch in eine Folie zu verpacken. Ein "Greifer" am Traktor ermöglicht gleichzeitig das Stapeln der nun transportfähigen Siloballen.
Siloballen prägen die Landschaft
Siloballen, Bad Hofgastein Siloballen, Bad Hofgastein Siloballen, Bad Hofgastein Siloballen, Bad Hofgastein Siloballen, Bad Hofgastein
Die mit Plastikfolie umhüllten Heuballen bleiben bis zu ihrer Verwendung am Feld. Sie werden bei Eigenbedarf einzeln mit dem Traktor abgeholt oder in größeren Mengen weiter verkauft.

Heumahd im Almgebiet

Die Heumahd auf der Alm ebenso wie im steilen Gelände im Tal war nicht minder einfach. Die Bergwiesen mussten mit der Sense gemäht und das Heu mit der "Heuschlarpfe" und dem Pferd zum Heustadel und letztlich mit mehreren übereinander gelegten Reisigbuschen händisch zum "Tristplatz" gezogen werden. Die Heutriste bestand aus einer fünf Meter langen Fichtenstange um welche das Heu in Rundform sorgfältig aufgeschichtet wurde. Was die Bewirtschaftung bzw. den Feldbau betrifft berichtet Muchar, 1830, dass durchaus die Ehgartenwirtschaft in Gastein eingeführt ist. Erst dient das Feld 3 Jahre der Heuernte, danach wird 1 bis 2 Jahre Weizen angebaut und danach 3 bis 4 Jahre Korn, selten Hafer. Die Bergmähder lieferten bestes süßes Heu, musste aber mit großer Anstrengung in der Winterzeit unter großen Gefahren des Abstürzens zu Tal gebracht werden.
Heute . . . wird selbst auf den Almen maschinell gemäht und das Heu in Form von Siloballen und/oder mit dem Heuwagen von Traktoren gezogen zu Tal bzw. zum Hof gebracht. Aber nicht immer. - Siloballen auf der Alm sind aber nicht die Regel. Auch heute noch müssen die steilen Wiesen zumindest mit von Hand geführter Maschine gemäht werden. Auch der Heurechen ist immer noch häufig im Gebrauch, auch wenn der sog. "Heubläser", ein Nachfolger des ungeliebten "Laubbläsers" immer mehr auch zur Heueinbringung Verwendung findet.

Heuernte im steilen Gelände
Heuernte im steile Gelände, Bad Hofgastein Heuernte im steile Gelände, Bad Hofgastein Heuernte im steile Gelände, Bad Hofgastein Heuernte im steile Gelände, Bad Hofgastein Heuernte im steile Gelände, Bad Hofgastein
Die Heuernte im steilen Gelände kann zwar mit maschineller Unterstützung erfolgen, viel aber geschieht noch per Hand. Gemäht wird mit einem von Hand geführten Motormäher. Wenn es die Steilheit zulässt, wird mit dem Bandrechen das Heu gewendet oder zerstreut, ansonsten muss mit dem Handrechen gearbeitet werden. Ist das Heu trocken, werden mit dem Bandrechen Schwaden gezogen und das Heu mit dem Ladewagen aufgenommen und auf die Ladefläche transportiert. Liegengebliebenes Heu wird per Hand mit dem Rechen zommg'heigt (zusammengerecht) - und unter Ausnutzung des steilen Geländes zum Heuwagen gebracht.
Heuernte, Gasteinertal Heuernte, Gasteinertal Heuernte, Gasteinertal Heuernte, Gasteinertal
Im steilen Gelände kann zwar maschinell gemäht und gewendet werden, aber ab einer gewissen Hangneigung ist das nicht mehr möglich. Das Heu muss dann per Hand hinab zum Hof gebracht werden. Das "Hinunterschieben" erfolgt vornehmlich mit dem Hand-Rechen und heute auch mit dem "Heubläser", ein ziemlich Lärm erzeugendes Gerät mit Treibstoffgestank.

(d) Ackerbau

Koch-Sternfeld, 1820 berichtet uns (5a) : "Der Ackerbau hat nach der im Gebirge schicklichen Ehegart- oder Wechselwirthschaft, wegen der oftmaligen Ergießungen der Bäche und rücksichtlich des sumpfigen Bodens längs der Ache von Hof bis Unterberg - mehr an den Gehängen der Berge mit Weitzen und Korn, wenig mit Haber und Gerste Statt. Den Werth der Kartoffeln bewährten die Jahre 1816 und 1817. An Gemüse, und Hülsenfrucht wird nur das Nöthigste gezogen." - und Mitterdorfer, 1820 schreibt (5b) : "Für den Ackerbau ist das rauhe Klima, die unbeständige Witterung, das zu wenig schwere Vieh, die Moräste in der Ebene, und die oft drohenden Schneelavinen an den Bergabhängen, gleich ungünstig. Nur der außerordentliche, anhaltende, und durch keine Hindernisse zu besiegende Fleiß der Thalbewohner kann es dahin bringen, daß sie in günstigen Jahren ihren eigenen Hausbedarf decken können. Zur Versorgung der am Rathhausberg zu Böckstein befindlichen Berg- und Hüttenleute muß das Getreid zugeführt werden. Die Thalbewohner beziehen größtentheils das abgängige Getreid über den Malnitzer Tauern aus Kärnthen."

Getreideanbau

Getreide wurde noch bis in die 70-er Jahre angebaut und es gab auch noch mehrere intakte Getreidemühlen. Getreideanbau im Tal und im steilen Gelände war generell im vorigen Jahrhundert noch überlebenswichtig und jeder Bauernhof erntete Getreide. Man erfreute sich dabei immer auch an den roten Mohnblumen und den tiefblauen Kornblumen, deren Samen mit der Getreidesaat ausgestreut wurden. Das Getreide wurde dabei mit Sicheln geschnitten und in Garben gebunden und letztlich auf Hiefler festgemacht, die man dann liebevoll "Kornmandln" nannte. Vogelschwärme und Rotwild haben den Ertrag immer wieder schwinden lassen, sodass man in den 70er-Jahren den Getreidebau ganz eingestellt hatte.
Der zunehmende Fremdenverkehr brachte es mit sich, dass viele in noch landwirtschaftlichen Betrieben arbeitenden Menschen in das Dienstgewerbe wechselten und dadurch die Eigenproduktion vernachlässigt wurde. So schreibt S. Hinterseer dazu (5c) : "Auf Grund der nun bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse, vor allem aber auf Grund der Erträge aus dem Fremdenverkehr ist es heute möglich, einen wesentlichen Teil der Lebensmittel (ja sogar Milch, Butter, Käse, Mehl, Brot, Kartoffeln usw.) einzuführen und zu kaufen, statt selbst zu erzeugen. - ... Allein in den zwanzig Jahren zwischen 1951 und 1971 ging die Zahl der in der Land- und Forstwirtschaft Tätigen in Dorfgastein von damals noch 51,9 Prozent auf 26,9 Prozent zurück - während z. B. die Beschäftigungszahl im Dienstgewerbe von früher 11,4 Prozent auf nicht weniger als 45,6 Prozent im Jahre 1971 angestiegen ist."
Zum - Feldbau - aus der Zeit des 19. Jahrhundert berichtet uns Sebastian Hinterseer folgendes (5d) : "Das Erdreich des Gasteiner Bodens ist im ganzen fruchtbar. Sogar auf bedeutenden Anhöhen findet man noch fette Wiesen und üppige Felder für Sommer- und Winterkorn, wie für Sommer- und Winterweizen, Hafer und etwas Gerste. An Hülsenfrüchten sind die sogenannten Saubohnen sehr häufig, so wie auch die sehr schmackhaften Erdäpfel viel angebaut. Seit der Neuregulierung der Ache hat das Tal an fruchtbarem Acker- und Wiesengrund sehr viel gewonnen. Es herrscht hier überhaupt im Gebirge die Egartenwirtschaft. Die Feldstücke bleiben in der Regel zwei Jahre für den Heuwuchs und werden dann drei Jahre nacheinander angebaut, zuerst mit Weizen und bei besseren zweimal nacheinander mit Korn, bei schlechteren aber mit Hafer."
Fritz Gruber berichtet uns in der Gasteiner Rundschau, 2019 (5e) wie es im Gasteinertal vor und nach dem Schreckensjahr 1816 aussah: "Äcker und Fruchtfelder, vor allem Getreide, erstreckten sich über 943 Hektar, immerhin 9,430.000 m². Der heutige Golfplatz in Bad Bruck war beispielsweise ein riesiges, gut gegliedertes Getreidefeld. In Böckstein gedieh in dem großen, dreieckigen Bereich zwischen Anlaufbach und Nassfeldbach der Weizen!"
Heute . . . gibt es kein einziges Getreidefeld mehr, welches der Mehlgewinnung dient. Geblieben sind weite Wiesen - aber keine Feldfrüchte: kein Weizen, keine Gerste, kein Hafer, keine Kartoffel, keine Zucker- bzw. Futterrüben. Lediglich zur Bodenverfestigung nach einer Waldrodung und/oder Grünflächenumwälzung kann man im steilen bzw. bebauten Gelände noch einen Haferanbau ausmachen. Der Mais-, Getreide-, Rüben und Kartoffelanbau, in den 50er-Jahren noch weit verbreitet ist mittlerweile Vergangenheit. Heute sind es ausschließlich Futterwiesen, deren Heu für die zunehmende Viehwirtschaft in Gastein gebraucht wird.

(e) Obstbau

Koch-Sternfeld, 1820 berichtet uns (6a) : "Der Obstbau (Kirschbäume waren von jeher einheimisch und zahlreich) schlug im J. 1799 durch die Bemühungen des damaligen Landrichters die ersten Wurzel; seither ward er, des ungünstigsten Clima's ungeachtet, durch Schullehrer, Bürger und Bauern noch mehr verbreitet." Mitterdorfer, 1820 berichtet uns (6b) : "Die Obstbaumzucht liegt hier noch in der Wiege. Erst seit dem Jahre 1799 sorgten der geweste Landrichter zu Hofgastein, Herr von Waltenhofer, so wie Hr. Doktor und Medizinalrath P. Storch für das Emporbringen derselben. Langsam nur schreitet das Gute und das Nützliche vorwärts. Die für die Obstbaumzucht vortrefflichen Bemühungen des Bauer Brandstätter bey Radstadt haben durch die Klamm in das Gastein Thal noch keinen wünschenswerthen Eingang finden können."
Heute . . . Auch wenn es im Gasteinertal noch zahlreiche Obstbäume gibt, ist der Obstbau wohl das Stiefkind der Landwirtschaft. Höchstens zum Eigenbedarf - und dann zum Schnapsbrennen sind sie noch begehrt. Ansonsten fallen sie ungeachtet von den Zweigen und selten nimmt sich noch jemand Zeit, sie aufzusammeln oder noch vom Baum zu ernten. Obstplantagen gibt es ohnehin nicht und hat es im Gasteinertal auch nie gegeben.

(f) Mechanisierung der Landwirtschaft

Einst war das Pferd der Motor der Landwirtschaft. Die Egge, der Pflug, der Karren - alles wurde mit Pferdekraft bewältigt. Steile Wiesen waren für Pferde kein Hindernis und zudem war das Pferd auch Statussymbol. Auch Ochsen waren bis in die 50er-Jahre nicht selten. Nachdem 1945 der erste österreichische Traktor, der "Steyr-Traktor präsentiert und 1948 serienmäßig gefertigt wurde, war auch in Gastein der techn. Fortschritt nicht mehr aufzuhalten. Auch auf steilen Hängen (bis 40%) konnte der Traktor aufgrund der neu eingebauten Allradtechnik eingesetzt werden. Motormäher gab es bereits in den 50er-Jahre, die auch auf steileren Wiesen gut eingesetzt werden konnten. Weitere techn. Geräte, Melkmaschinen, Heuerntemaschinen, Mähdrescher, Stallmiststreuer etc. folgten und werden z. T. noch heute eingesetzt. Nun war nicht mehr das Pferd Statussymbol, sondern der Traktor - und dieser muss immer größer, stärker, moderner sein.
Aber nicht nur die Landmaschinen revolutionierten die Landwirtschaft. Die Elektrifizierung der Bauernhöfe ermöglichte Milchzentrifugen, Häckselmaschinen, Wasserpumpen etc. - Das Bügeleisen, Elektroherd, die Waschmaschine und andere Haushaltsgeräte folgten ein den 70er-Jahren. Heute ist Komfort eine Selbstverständlichkeit und der moderne Bauernhof steht dem durchschnittlichen Haushalt ganz allgemein um nichts nach. Der Besitz von Computer mit Internet-Anschluss, Privatauto und "handy bzw. smart-phone" sind in der heutigen Zeit unumgänglich.

Die "junge" Generation

Für die heutige Generation am Bauernhof - immer für Technik zu begeistern - ist der Traktor immer noch das Statussymbol Nummer 1. - Schon im Kindesalter ist die Beherrschung des Traktorfahrens ein MUSS - zahlreiche Landmaschinen werden ebenfalls mit Begeisterung und großem Geschick bedient. Traktoren werden dabei neben den Arbeiten am Bauernhof auch für Schneeräumarbeiten und Wegarbeiten an öffentlichen Straßen und Wegen, insbesondere im Gebirge im öffentlichen Dienst eingesetzt. Steiles Gelände ist oft kein Hindernis mehr, Landmaschinen am Feld einzusetzen, ebenso nicht auf nassen Wiesen. Ist eine Almwiese zu "unförmig" - bzw. zu buckelig und steil, so wird das Gelände planiert und so für die Bearbeitung mit Landmaschinen geeignet gemacht. Für Arbeiten mit der Hand ist eine Landwirtschaft heutzutage nicht mehr rentabel zu führen - meint die junge Generation.

Maschinen im Alltag
Traktor, Bad Hofgastein Landmaschine, Bad Hofgastein Kreiselheuer, Gasteinertal Kreiselheuer, Gasteinertal Heubläser, Gasteinertal
Die Bedienung von Landmaschinen, einschließlich des Traktors wird von "Jungbauern" nach penibler Einschulung und unter besonderer Aufsicht durch den Vater in kürzester Zeit beherrscht und deren Können wird sogleich auch am Feld umgesetzt. Mit dem Kreiselheuer am Traktor wird das noch nicht trockene Heu gewendet. Im steilen Gelände wird mit dem Heubläser gearbeitet. Ohne "Maschinen" sind die Jugendlichen nicht mehr zu motivieren, wie die "Alt-Bäuerin" meint.
"Land"-Maschinen am Berg
Altbauer und Jungbauer, Gasteinertal Maschinelle Heuernte, Gasteinertal Maschinelle Heuernte, Gasteinertal Maschinelle Heuernte, Gasteinertal Maschinelle Heuernte, Gasteinertal
Zu oft ist im hügeligen Bergland an buckeligen, steilen Hängen ein Maschineneinsatz nicht zu bewerkstelligen. Alternativ dazu wird nicht selten derartig unwegsames Gelände einfach planiert, um so eine maschinelle Heueinbringung zu ermöglicht.

(g) Rückblick ins 20. Jahrhundert

Die Höfe waren ausschließlich dem Eigenbedarf angepasst, Wohnhaus und Stall gemeinsam oder getrennt. Urlaub am Bauernhof war bis in die 60-er Jahren kein Thema und wurde erst später als Einnahmequelle erkannt. Die Heustadeln wurden noch mit Schindel gedeckt und mit schweren Steinen aus der Umgebung beschwert. Hier wurde das Heu trocken über den Winter gelagert.
Getreide wurde noch im ganzen Gasteinertal angebaut mit den herrlich leuchtenden Mohn- und Kornblumen, welche mit der Saat mit eingebracht wurden und viele Mühlen waren noch im Einsatz. Auch Kartoffeln wurden großflächig angebaut. Man arbeitete nach dem Prinzip der Drei-Felderwirtschaft mit wechselweisem Anbau von Getreide, Kartoffel und Heuwirtschaft. In den 70-er Jahren allerdings wurde der Getreide- und Kartoffelanbau zunehmend eingestellt. Dazu berichtet uns Sepp Gruber (8a): "Leider war der Ertrag der Feldfrüchte nicht gerade üppig, trugen doch ganze Vogelschwärme und Rotwildhorden zur Ertragsdezimierung bei, weshalb man den Getreideanbau Anfang der siebziger Jahre eingestellt hatte."
Eble, 1834 allerdings berichtet uns zwar von zahlreichen Kornfeldern im 19. Jahrhundert, jedoch nicht im ausreichenden Maße wenn er schreibt (8b) : "Nach Norden liegt die schöne Landschaft des Gasteinerthales bis Hof mit den hundert und hundert Schupfen, Stadeln und Hütten auf dem hellen Grün der Wiesen und zwischen den goldenen Kornfeldern - ... - Im Ganzen ist das Erdreich des Gasteinerbodens ziemlich fruchtbar, hat, besonders in den niedern Anhöhen des Thals grasreiche Wiesen und fette Felder für Sommer - und Winterkorn, Sommer- und Winterweitzen, Hafer und Gerste - ... - Das Sommerkorn, die Gerste, und besonders der Hafer werden häufig beschneit, und die Feldbohne erliegt oft dem Frost und Reife. Im Ganzen reicht der Ertrag kaum zum eigenen Bedarf hin; für die Bergleute muss sogar, und zwar grösstentheils aus Kärnthen (über den Mallnitzertauern) Getreide zugeführt werden."

Getreidefelder, Gasteinertal Heuernte, Bad Hofgastein Heustadeln, Bad Hofgastein Heustadeln, Bad Hofgastein
Im gesamten Gasteinertal, inklusive der Hanglagen gab es neben vielen Wiesen und Getreidefelder auch unzählige Heustadeln und die längst in Vergessenheit geratenen sog. "Heumandl".
Heustadel im Kötschachtal, Bad Gastein Heustadel im Tal, Bad Hofgastein Heustadel beim Weitmoserschloss, Bad Hofgastein
Heustadeln hatten allesamt Schindeldächer, welche durch Balken und großen Steinen niedergehalten wurden.

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Weiterführende und verwandte Themen :
• Besitzverhältnisse - Grundherren und Leibeigene - bis 1848
• Bewohner Gasteins - Bewohner Gasteins um 1830 - Muchar
• Bauersleute und Dienstboten - Bäuerliches Leben - im 19. Jh.

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Literatur : Die Informationen der oben angeführten Themenbereiche sind teilweise dem Buch: "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, 1977 - dem Buch: "Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales" von Heinrich von Zimburg, 1948 - dem Buch "Halt' aus Bauer" von Erika Scherer/Franz Steinkogler, 2012 - sowie den Büchern des 19. Jahrhunderts von Burkhard Eble, 1834 - Ritter J. E. von Koch-Sternfeld, 1820 - Dr. Albert von Muchar, 1834 - Joseph Mitterdorfer, 1820 - Emil, 1827 - entnommen.

Quellenangaben :
2a - Das Thal und Warmbad Gastein von Dr. Albert von Muchar, 1834 - S. 130
2b - Halt' aus Bauer, Band I von Erika Scherer/Franz Steinkogler, Rupertus-Verlag 2012 - S. 234, 236
3a - Thal und Wildbad Gastein, Reise-Handbuch von Emil, 1827 - S. 346
3b - Die Bäder zu GASTEIN von Burkart Eble, 1834 - S. 265
5a - Die Tauern, insbesondere das Gasteiner-Thal und seine Heilquellen von Ritter J. E. von Koch-Sternfeld, 1820 - S. 20, 21
5b - GASTUNIA von Joseph Mitterdorfer, 1820, S. 46
5c - Heimatbuch Dorfgastein von Sebastian Hinterseer, 1981 - S. 19
5d - Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins von Sebastian Hinterseer, 1977 - S. 584 (Text unverändert übernommen)
5e - Das Gasteinertal vor 200 Jahren, Gasteiner Rundschau, September 2019
6a - Die Tauern, insbesondere das Gasteiner-Thal und seine Heilquellen von Ritter J. E. von Koch-Sternfeld, 1820 - S. 20, 21
6b - GASTUNIA von Joseph Mitterdorfer, 1820, S. 46
8a - Jugend im Paradies - Ein Bergbauernbub erzählt! - Sepp Gruber, Eigenverlag 2008 - S. 22
8b - Die Bäder zu GASTEIN von Burkart Eble, 1834 - S. 220, 264, 266

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