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SG1 - Gesteine im Gasteinertal: Eruptiva
Gesteine, Gasteinertal Gesteine Gasteins
Inhalt

Eruptivgesteine

Die Eruptiva entstehen durch Verfestigung von geschmolzenem Gesteinsmaterial. Das Magma im Erdinneren wandert durch Druckentlastung in die Erdkruste und bildet Gesteinskomplexe, die man Intrusiva (Tiefengestein) nennt. Dabei überwiegt als häufigstes Gestein der Granit. Ein derartiges Gestein kommt in den Hohen Tauern bei Gastein z. B. als porphyrischer Gneisgranit vor - und zwar nach Ch. Exner in den tektonisch tieferen Lagen der Gneiswalze des Hölltorkernes (Südabschnitt des Tauerntunnels) und obertags: SE-Flanke der Hindenburghöhe, Weißenbachkar, Korntauern, Römerkopf, Knallkar, Hölltorkogel, Hintere Prossau, Ochsensteig und Keeskogel.

Zur Erkennung und Benennung der Eruptiva ist die Abschätzung der Korngröße, die Bestimmung der das Gestein aufbauenden Minerale inkl. ihr Mengenverhältnis, sowie Textur, Struktur und die gegenseitige Beziehung verschiedener Gesteine im Gelände ausschlaggebend. Sie bestimmen letztlich den Namen des Gesteins.
Trotz des komplexen Mineralbestandes des Magmas bestehen die Eruptiva im wesentlichen aus den Mineralen - Quarz - Feldspäte - Glimmer - wobei die Feldspat-Vertreter zu den hellen (felsische Minerale) und die Glimmer, Olivine, Amphibole und Pyroxene zu den dunklen (mafische Minerale) gereiht werden.
Die Farbzahl gibt den Anteil der dunklen (mafischen Minerale) an (0-100).
Plutonite (Intrusivgesteine) können von den Vulkaniten (Ergussgesteine) durch die Textur unterschieden werden, wonach die "Granite" ein gleichkörniges, grobkristallines "granitisches" Gefüge zeigen, die Vulkanite hingegen ein feinkörniges, "porphyrisches" - häufig mit Einsprenglingen, die sich als gut ausgebildete, oft mehrere mm große Kristalle in der Grundmasse präsentieren.
Je nach dem Gehalt von Siliziumoxid (SiO2) werden basische und saure Magmatite unterschieden. Basische Magmatite weisen einen geringen Wassergehalt und einen Siliziumoxid-Gehalt unter 52% auf. Derartige H2O-arme Schmelzen stammen aus dem oberen Erdmantel und sind sehr leichtflüssig, was ihnen den Aufstieg an die Erdoberfläche sehr erleichtert. Saure Magmatite enthalten mehr Wasser und somit auch mehr Wasserhältige Minerale. Zudem sind sie sehr zähflüssig, was ihnen den Aufstieg bis zur Erdoberfläche erschwert. Hierher gehören die Glimmer und Amphibole mit den Mineralen Quarz, Alkalifeldspat, Albit und Muskowit. Intermediäre Magmatite weisen einen SiO2-Gehalt von 52-65% auf und nehmen mit den Mineralen Quarz, Feldspat, Amphibolen, Muskowit und Biotit eine Mittelstellung ein.

Gebirgsbildende Eruptivgesteine in Gastein

Granitischen Schmelzen intrudierten im Jungpaläozoikum (Oberkarbon-Perm) im Zuge der variszischen Gebirgsbildung in die Gesteine das Alten Daches und der Habachserie. Während der späteren alpidischen Gebirgsbildung wurden diese dann verschiefert und metamorph überprägt, wobei teilweise das granitische Gefüge erhalten blieb, wie man in den Gesteinsformationen im Maltatal bzw. in den Gesteinen der Ankogelgruppe nachweisen konnte. Die in das "Alte Dach" (Altkristallin, Habachserie) in der Umgebung des Maltatales intrudierten granitische Schmelzen, präsentieren sich heute als Großelendflasergranit (B. HOLUB 1987), wie sie in seiner typischen Ausbildung oberhalb des Großelendkeeses beim Kealspitz auszumachen sind. Etwas später im Oberkarbon (vor 315 Mill. Jahren) intrudierten granitische Schmelzen, die heute als Maltatatonalit bezeichnet werden und in noch späteren Phasen folgten der Hochalmporphyrgranit und der Kölnbreinleukogranit (Bernhard HOLUB & Robert MARSCHALLINGER, 1988). Die genannten granitischen Schmelzen werden der spätvariszischen Zeit zugerechnet, wo sie in die oberen Krustenteile eingedrungen und erstarrt sind und im Kontaktbereich die vorliegenden Gesteine des alten Daches aufgeschmolzen haben, was weiter zur Entstehung von Mischgesteinen (Migmatiten) führte.
Wurde also noch Mitte des 20. Jh. die Intrusion der granitischen Schmelzen in die Zeit der alpidischen Gebirgsbildung gelegt, so belegen heute die nachgewiesenen, diskordant auf granitischen Gesteinen der "Zentralgneise" auflagernden permoskythischen Sedimente der Oberen Schieferhülle, dass die Intrusion (w. o. ausgeführt) vor der Ablagerung dieser Sedimente erfolgt ist. Bei der Gebirgsbildung wurden diese weiter metamorph überprägt und führen dann z. B. Bezeichnungen wie Granitgneis, Tonalitgneis oder Granodioritgneis. Sie werden in ihrer Gesamtheit "Zentralgneise" genannt. Teilweise sind die Gesteine aber nicht verschiefert und werden dann als Metatonalite, Metagranite etc. geführt. Der Granitgneis der Hohen Tauern, hier Zentralgneis genannt sind also metamorph veränderte Eruptivgesteine und werden so auch zu den - Metamorpha - gereiht.

Zentralgneise im Hochalm-Ankogel-Massiv
Hochalm-Ankogel-Massiv, Gasteinertal
Tektonische Übersichtskarte - Ausschnitt bei Bad Gastein - Holub, 1988
Signatur, PermomesozoischPermomesozoische
Formationen
Signatur, ZentralgneisZentralgneis Signatur, PräpermischPräpermische
Formationen

Im östlichen Tauernfenster treten unter der permomesozoischen Schieferhülle die Zentralgneise und deren Altes Dach zutage.
- Die Intrusion granitischer Schmelzen in die Gesteine des Alten Daches und der Habachserie erfolgten im Ober-Karbon (vorvariszische Serie) - präpermische Formationen. Derartig altpaläozoische Gesteinsserien (Habach-Gruppe) sind im hinteren Rauriser Tal und in der Seebachmulde, welche von Mallnitz über den Ankogel bis ins obere Maltatal reicht nachzuweisen.
- Als Zentralgneise gelten heute die metamorph veränderten intrudierten Gesteinsschmelzen, die bereits vor etwa 320 Millionen Jahren in die damals bereits vorhandenen Gesteine der beiden älteren, paläozoischen bzw. proterozoischen Serien eingedrungen sind. Zusammen mit den Gesteinen der Habach-Gruppe bilden die Zentralgneise eine während der variszischen Gebirgsbildung konsolidierte, kontinentale Kruste, die als Basis für die Ablagerung der mesozoischen Formationen (Wustkogel-Formation, Triaskarbonatgesteine und Teilen der Bündnerschiefer-Gruppe) diente.
- Als nachvariszische Formationen - Permomesozoische Formationen - gelten die permoskythische Wustkogel-Serie, die Serie der Triaskarbonatgesteine und die jüngste, die posttriadische Bündnerschiefer-Serie.

Die in Gastein vorkommenden Eruptiva alphabetisch geordnet . . .
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ARCHIV - Beschreibung einzelner Gesteine
Intrusivgesteine
Als - Plutonite (Intrusivgesteine) - gelten alle jene, wo die flüssige Gesteinsschmelze (Magma) innerhalb der Erdkruste erstarrt bzw. auskristallisiert. Diese kühlen dabei langsam ab, wobei die Mineralien zur Gänze auskristallisieren und so ein grobkristallines "granitisches" Gefüge bilden. Zu derartigen Plutoniten gehören z. B. der Granit, der Tonalit, Syenit oder Diorit.
Der Name - "Granit" - nimmt dabei Bezug auf das körnige Gefüge (granum= Korn). Feldspat, Quarz und Glimmer sind dabei die entscheidenden Mineralien. Die verschiedenen Farben rühren von den Feldspäten her. Der Quarz erscheint dabei grau. Der dunkle Glimmer (Biotit) ist gleichmäßig verteilt oder nestartig angehäuft. Die Größe der Gemengteile ist sehr verschieden. Der Quarz erstarrt nach der Gesteinsschmelze als letztes und füllt somit die noch verbleibenden Lücken aus. Die Mineralkörner sind regellos angeordnet. Je nach Variation der wesentlichen Minerale, Quarz, Kalifeldspat und Plagioklas, finden sich neben Graniten granodioritische bis tonalitische Typen (plagioklasreich), syenitische Variationen (kalifeldspatreich) oder auch Diorite (quarzarm). - Das vorherrschende Eruptivgestein, welches im Zuge der Gebirgsbildung den "Zentralgneis" bildet, ist im Gasteinertal der Porphyrischer Gneisgranit, welcher wenig bzw. kaum geschiefert scheint. Größere Feldspat- und Quarzkörner sind vorherrschend.
Granit Gneisgranit Exner beschreibt den Gneisgranit folgendermaßen: Ohne scharfe Grenze tritt das flächige und lineare Parallelgefüge zurück, so dass stellenweise wenig geschieferte Typen auftreten. Das Gesteinsgrundgewebe wird gröber, die Anordnung in Feldspat- und Quarzzeilen verschwindet und weicht einer eugranitischen Anordnung der bedeutend größeren und makroskopisch gut erkennbaren Quarz- und Feldspatkörner des Grundgewebes. Die großen Kalifeldspate sind scheinbar mehr oder minder regellos im Gestein orientiert. Muskowit tritt zurück und fehlt mitunter vollkommen. Biotit bildet 2-3 mm große, häufig sechseckige Blättchen. Aplit- und Pegmatitgänge sowie basische Fische und Schollen finden sich im Gneisgranit in ähnlicher Ausbildung wie im porphyrischen Granitgneis. Häufig bildet der Gneisgranit glatte Felswände (z. B. Scheinbretter Kogel, Hölltorkogel, Keeskogel).
Symbol Archivbilder - Hölltorkogel, Gasteinertal 2019!
Aplit Aplit
aplitischer Gneisgranit
Helles, feinkörniges Ganggestein (griech: "einfacher Stein"). Alle Mineralien körnig, ohne Eigengestalt der Kristalle, zuckerartiges Gefüge. Oft granitische Zusammensetzung (Granitaplit) mit Alkalifeldspat und Plagioklas je zur Hälfte. Gesteinsfarbe weiß, gelblich bis rot. In Gastein als aplitischer Gneisgranit häufig auch in Verbindung mit Glimmerschiefern.
Vorkommen in Gastein: nördlich der - Bockhartscharte - NW-Flanke des Böcksteinkogels
Symbol Archivbilder . . .
Foto: © Anton Ernst Lafenthaler - Gasteinmuseum/Gasteinertal am 11.5.2005
Gneisgranit, porphyrisch Porphyr. Gneisgranit Dieser ist wenig geschiefert (kein flächiges und lineares Parallelgefüge mehr), die Anordnung in Feldspat- und Quarzzeilen verschwindet. Größere Feldspat- und Quarzkörner, wobei die großen Kalifeldspäte regellos eingelagert sind. Der Quarz bildet keine Spaltflächen! Biotit (=Dunkelglimmer) bildet mittelgroße (2-3 mm), häufig sechseckige Blättchen. Muskovit (Hellglimmer) tritt zurück. Im Gasteinertal beschreibt Ch. Exner (1956) einen porphyrischen Gneisgranit vom Südabschnitt des Tauerntunnels und obertags z. B. Weißenbachkar, Korntauern, Römerkopf, Knallkar, Hölltorkogel, Hintere Prossau, Ochsensteig und Keeskogel.
Symbol Archivbilder . . .
Foto: © Anton Ernst Lafenthaler - Korntauern/Gasteinertal am 1.10.2003
Magmatische Lagerstätten
Ein Erz hat gefügemäßig den Charakter eines Gesteins (Erz bezeichnet alle metallischen Gemengteile eines Gesteins). Erz-Lagerstätten bezeichnet das Vorkommen von Erzen in der Erdkruste. Nach der Entstehung unterscheidet man magmatische, sedimentäre und metamorphe Lagerstätten. Hier werden die die aus dem Magma hervorgegangenen Lagerstätten angeführt.
Galmei Zink-Erze
Galmei
Galmei ist ein Sammelname für karbonatische und silikatische Zinkerze die sich aus den Erzmineralien - Hemimorphit - Hydrozinkit, Smithsonit, Willemit u. a. zusammensetzen (hier Hemimorphit und Franklinit?). Bildung in hydrothermalen Verdrängungslagerstätten (meist tief thermal in Karbonatgesteinen). Es entsteht als Verwitterungsprodukt des Sphalerit in hydrothermalen Verdrängungslagerstätten. Siehe auch die Gesteinsformationen der- Nachtkarwand - . . .
Symbol Archivbilder . . .
Foto: © Anton Ernst Lafenthaler - Nachtkarwand/Gasteinertal am 15.7.2005
Weiterführende und verwandte Themen :
• Mineralogie : Klassifikation der Mineralien -
• Gesteinskunde : Metamorphe Gesteine -
• Gesteinskunde : Sedimentgesteine -
• Geologie : Zentralalpen - Geolog. Übersicht

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Fehlbestimmungen können nicht ausgeschlossen werden.

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Gesteine im Gasteinertal : Eruptiva
© 2003 (Rev. 2019) Anton Ernst Lafenthaler
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