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Böden bestehen aus Muttergestein, Organismen, Klima und dem Relief, das auf den Boden einwirkt. Die wichtigsten Bodenbildungsprozesse sind Verwitterung, Verlagerung, Humusbildung, Mineralneubildung und Gefügebildung. Die Anreicherung von organischen Substanzen im Boden führt in Abhängigkeit vom Basenangebot zu einer Absenkung des pH-Wertes (Versauerung). Alle Faktoren, welche den Abbau von Pflanzenmaterial hemmen, wie etwa schwer zersetzbare Nadelstreu, ungünstige klimatische Verhältnisse oder basenarme Gesteine, fördern die Rohhumusbildung und damit die Bodenversauerung.
Pflanzen kommen aber nicht nur auf bestimmten Böden vor, sondern sie beeinflussen umgekehrt die Bodenbildung. Der pH-Wert der Böden liegt im Oberboden etwa um 2,6 - 4,5 in stark sauren Hochmooren und Zwergstrauchheiden. In bodensauren Wäldern um 3,5 - 4,5 und in schwach sauren Laubwäldern und Ackerböden um 4,5 - 6,0. Die Typisierung des Bodensubstrates orientiert sich am Ausgangsmaterial (z.B. Kalk, Silikat), an der Textur, der sog. Korngrößenverteilung und am Humusgehalt. Neben der Korngröße ist das Bodengefüge, die Struktur, ökologisch bedeutsam. Sie bestimmt die Porengröße und somit die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Sandige Böden haben große Poren und können somit kaum Wasser halten (warme, leichte Böden). Ton hingegen hat eine hohe Wasserspeicherkapazität (schwere, kalte Böden).

Die Benennung von Bodentypen erfolgt nach seiner Farbe (Braunerde) oder nach seiner Zugehörigkeit zu einer Landschaft (Moor, Gley, Rendzina) oder es werden Kunstnamen (Pelosol, Latosol etc.) gebildet. Kennzeichen jeden Bodentyps ist sein Profilaufbau (Horizontfolge). Im Gasteinertal finden sich vorwiegend Böden mit podsoliger Dynamik (Podsol, Semipodsol, Braunerde), die im Untergrund oft Pseudovergleyung aufweisen (Waldweide, hochanstehender Wasserzug). Vergleyte bis anmoorige Böden treten bei Quellhorizonte und Nassgallen auf.

Natürliche Böden werden hinsichtlich Aufbau, Struktur und Chemismus weitgehend vom Untergrundgestein bestimmt. Welcher Bodentyp und welche Elemente im Boden vorkommen wird somit weitgehend vom geologischen Aufbau des Untergrundes bestimmt. Jahrhundertelange menschliche Beeinflussung des Bodens hinterlassen aber ebenfalls ihre Spuren, ebenso die Schadstoffexposition der letzten Jahrzehnte. So gelten für das Tauernfenster, insbesondere auch im Gasteinertal folgende Hintergrundwerte (Tabelle: Auszug aus dem Bodenbericht, Sbg. 2011):

Geolog. Einheit As Cd Co Cr Cu Hg Mo Ni Pb V Zn
Klammkalkzone 10 - - 100 - - 2 60 50 160 120
Gneiszone 6 - 20 140 40 - 2,5 60 100 200 120
Schieferhülle 10 - 30 150 70 - 1,8 100 60 200 180
-Tabelle aus dem Bodenbericht der Landesregierung, Salzburg 2011

Die Werte entsprechen den Regionen Klammkalkzone in Gastein und Radstädter Tauern im Norden, der Oberen und Unteren Schieferhülle und den Kerngneisen, "altes Dach" im Tauernfenster, entsprechend der Region Hinteres Kötschachtal, Anlauftal und Gasteiner Nassfeld. Dabei gibt es natürlich auch lokal geolog. bedingte "Ausreißer" mit Spitzenwerten bis zum 10-fachen des Hintergrundwertes je nach "Reichtum", wie bei den Vererzungen in den Bergbaurevieren Radhausberg und Siglitz-Bockhart-Erzwies im Gasteinertal.

Nutzung der Böden

Agrarische Böden sowie das nicht produktive Ödland fallen in die Landeskompetenz, für Waldböden ist der Bund zuständig. Zum Schutz der Böden wurde deshalb vom Amt der Landesregierung Salzburg mit Inkrafttreten am 1.10.2001 ein Bodenschutzgesetz erlassen, zur Vermeidung schädlicher Einflüsse für Mensch, Tier und Vegetation, wie es in der Zielsetzung heißt.
Dem Salzburger Bodenschutzbericht (2011) zufolge werden als Zielsetzung (Bodenschutzgesetz): die Erhaltung und Schutz der Böden und Bodenfunktionen, die Verbesserung bzw. Wiederherstellung und die Verhinderung von Bodenerosion und Bodenverdichtung genannt. Die Böden als der Lebensraum für Bodenorganismen, als Filter-, Puffer- und Wasserspeicher, Erholungs- und Nahrungsspender etc. werden verändert bzw. belastet durch Baumaßnahmen (Siedlung und Verkehr), Rohstoff- und Abfall-Lagerstätten, sowie durch land- und forstwirtschaftlichen Nutzung. Zu den durch den Menschen verursachten Gefährdungen zählen dabei die Schadstoffbelastungen, Bodenversauerung, Bodenerosion und -verdichtung, Pestizid- und Arzneimitteleintrag und Bodenversiegelungen. Dabei haben Schadstoffe aller Art, insbesondere aus dem Verkehr, durch Deponien etc. die sich im Boden anreichern weitreichende Folgen.
- Hier sollen die im Gasteinertal vorkommenden Bodenveränderungen, insbesondere durch ausgedehnte Bautätigkeit, Verkehr und touristisch bedeutsame Einrichtungen, sowie die Schwermetallbelastung der Böden aus ehemaligen Bergbaugebieten punktuell dokumentiert werden.

Bautätigkeit verändert oder versiegelt Böden

Bodenversiegelung - Der zunehmende Trend, immer mehr Boden als Wohnfläche zu nutzen und andererseits teilweise Wohnungen und Gebäude leer stehen zu lassen und zusätzlich Gewerbebauten mit den daran anschließenden ausgedehnten Parkplätzen als Flächenresourcenfresser zu genehmigen, wie es im Gasteinertal am Ortsrand zunehmend geschieht (Einkaufszentren, Großhandelsmärkte etc.) führt zum vermehrten Verlust von landwirtschaftlich nutzbaren Wiesen und Erholungsflächen.
Dem Salzburger Bodenschutzbericht entsprechend wären Maßnahmen wie Flächenrecycling (Nutzung bereits bebauter aber nicht genutzter Flächen), Schaffung von begrünten und geschotterten, nicht asphaltierte Parkplätze (Bodenfunktion bleibt erhalten und entschärfen Hochwasserereignisse) anzustreben.
Ausgedehnte Bodenversiegelung finden sich im Gasteinertal z. B. in :
- Bad Hofgastein bei den Einkaufszentren nördlich und südlich der Ortseinfahrt und dem Großmarkt in Lafen. Zahlreiche Parkplätze im gesamten Ortsgebiet, insbesondere bei der Alpentherme und dem Schlossalmparkplatz.
- Bad Gastein: Stubnerkogelparkplatz, Einkaufszentrum etc.
- Dorfgastein: Parkfläche beim Skilift und dem Freischwimmbad, Einkaufszentrum bei der Hauptstraße. Großbauten in Skiliftnähe.
- BilderParkplätze versus Grünfläche - . . .

Bodenaushub - Bei Anfall von Bodenaushub darf dieser nur dann auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht werden, wenn das Bodenaushubmaterial der Verbesserung der landwirtschaftlichen Flächen dient, eine entsprechende Nützlichkeit nachzuweisen ist mit dem obersten Ziel, die natürliche Bodenfunktion wieder herzustellen. Derartige Bodenrekultivierungsmaßnahmen wurden auch im Gasteinertal, insbesondere in Bad Hofgastein durchgeführt. Als Beispiele seien die Wiglitzgründe im Kurpark genannt, die im Zuge der Ausweitung der Alpentherme arg strapaziert wurden (neben dem Kurpark selbst) oder die Planierungsmaßnahmen auf der Skiwiese im Tal und am Berg, insbesondere auf der Haitzingalm im Rahmen des Generationenprojektes Schlossalmbahn Neu, wobei in allen Fällen die geforderte Auflage - "Abzug von 20 cm Humus und Wiederaufbringung nach Einbau des Aushubmaterials" - wohl im vollem Umfang erfüllt wurde.

Mechanische und chemische Einwirkungen auf Böden

Bodenerosion - Wasser, Wind, Hangrutschungen und unsachgemäße Bewirtschaftung kann Bodenerosion begünstigen bzw. auslösen. Bodenerosion im Gasteinertal ist in den letzten Jahren zunehmend aufgrund der ausgedehnten Windwurfflächen nach starkem Föhn sichtbar. Der fortschreitende Bodenerosion nach neu angelegten Skipistenflächen versucht man durch Saat zu begegnen.

Bodenversauerung - Die Versauerung der Böden, sei es substrat-, nutzungs- oder immissionsbedingt, hat insbesondere im alpinen Raum einen unmittelbaren Einfluss auf die Bodenfunktionen wie Auswaschung von Nährelementen mit verstärkter Freisetzung von toxischen Metallionen. Zerstörung der Tonminerale und ansteigende Aluminium- und Nitratgehalte in Trink- und Quellwasser, Versauerte Böden können durch "Kalkung" verbessert werden, sind aber mit ungewollten Begleiteffekten wie Humusabbau und Mobilisierung von Schwermetallen verbunden.
Almregion Gasteiner Nassfeld - Die Almregion des Gasteiner Nassfeldes wurde auch hinsichtlich der kulturtechnischen Maßnahmen und Kalkungen im Bereich der Almflächen in den Jahren 2001/06 untersucht mit folgendem Ergebnis: Bodeneingriffe führten zu einer Erhöhung der Arsengehalte in der obersten und am stärksten durchwurzelten Bodenschicht. Kalkungsmaßnahmen erhöhen die Mobilität von Arsen, wodurch an vernässten Stellen erhöhten Arsenkonzentrationen in den Pflanzen festzustellen sind.

Bodenverdichtung - Der Einsatz von schweren Maschinen in der Land- und Forstwirtschaft nimmt auch im Gasteinertal zu, insbesondere bei der Holzbringung und auf den Skipisten. Schwere Maschinen und nicht selten Kettenfahrzeuge. Sie verdichten den Boden, welcher so nicht mehr durchwurzelt werden kann und damit als Wasserspeicher verloren geht und bei Starkregen Vermurungen wahrscheinlicher werden lässt. Der vermehrte Einsatz von Pistenraupen, insbesondere bei noch nicht gefrorenem Boden bewirkt ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Bodenverdichtung. Im Skigebiet Sportgastein sind selbst im Sommer noch verfestigte Pistenraupenspuren sichtbar bei gleichzeitig spärlicher Vegetation.
- BilderUmweltfaktor/Boden - . . .

Schwermetalle an Strommaststandorten - Bodenuntersuchung im Bereich von Maststandorten des Landes Salzburg im Flachgau zeigten, dass im Nahbereich von Strommasten erhöhte Schwermetalle nachzuweisen sind. Ursache sei die schleichende Erosion infolge der Lackierung und des Korrosionsschutzes von Masten. Zu Überschreitungen der Grenzwerte kam es vor allem im direkten Mastbereich bei den Elementen Zink, Blei und Cadmium. Derartige Bodenproben wurden im Gasteinertal bisher aber nicht durchgeführt.

Schwermetalle im Boden von Abraumhalden

Beginnend mit dem Jahr 1988 wurde im Bundesland Salzburg eine Bodenzustandsinventur (BZI) durch die Abteilung 4 des Amtes der Salzburger Landesregierung durchgeführt. Neben den wesentlichen Bodenkennwerten wurden auch relevante Schwermetallkonzentrationen ermittelt, einerseits die geogen bedingten Schwermetallgehalte im Ausgangsgestein und andererseits die der Abraumhalden vergangener Bergbaugebiete. Eine Diplomarbeit zu diesem Thema, die Arsenkonzentrationen der ehemaligen Rotgülden-Verhüttungsanlage mit bis 100 g/kg aufdeckte zwang zu der Erkenntnis, dass die Abraumhalden ehemaliger Berg- und Hüttentätigkeiten generell nach wie vor gefährliche Konzentrationen an Schwermetallen aufweisen können.

Abraumhalden und Schmelzrückstände im ehem. Bergbaugebiet Gastein

Im 15./16. Jh. wurden die Böden durch die Aufbereitungs- und Verhüttungsprozesse arg mit Schwermetallen belastet. Zahlreiche Schmelzhütten wurden im Gasteinertal aber auch in Lend betrieben, insbesondere an Standorten an Bächen, die kontinuierlich Wasser führten und gleichzeitig verkehrsgünstig, d.h. zwischen Erzgewinnung und Holzkohlenantransport lag. Ein gutes Beispiel liefert der in den 90-er Jahren entdeckte Schmelzplatz im hinteren Angertal. Dieser Schmelzbetrieb auf der Gadauner Grundalm kam vermutlich zwischen 1520 und 1530 zum Erliegen. Im Gasteinertal standen 1541 fünf Schmelzhütten in Betrieb, u. a. die Strasser'sche Hütte in der Kötschau, die Weitmoser'sche Hütte in Hundsdorf bei Hofgastein und die Hütte der Zott in der Lafen am Ausgang des Angertales. Alle erhielten das Erz aus dem Bergbaugebiet Seekopf-Bockhart-Erzwies.
Die größte Erzaufbereitungsanlage in Gastein stand 1741 in Böckstein, wo ausschließlich Erz aus dem Radhausgebiet antransportiert wurde. Im Jahr 1766 wurde auch am Eingang des Anlauftales (Passau) eine Schmelzhütte errichtet. Die Trennung des erzführenden Hauwerkes geschah allerdings noch am Berg, um Transportkosten zu sparen. Das geschiedene Erz beförderten die Sackzieher im Winter nach Weihnachten zur Erzaufbereitung nach Böckstein, wobei ein einziger Sackzug 2 bis 2,5 Tonnen ins Tal brachte. Erst 1805 wurde ein hölzerner Schrägaufzug - eine Art Standseilbahn - von der Astenalm auf den Radhausberg errichtet, deren Achslagertürme noch heute nahe dem verf. Hieronymushaus zu sehen sind.

Die mangelhafte Aufbereitungstechnik führte dazu, dass etwa 50 Prozent des Edelmetallgehaltes verloren gingen und somit am Berg den Boden bilden. Den Ausführungen von Angelika Brunner (Bergbau- und Hüttenaltstandorte aus Sicht des Umweltschutzes) folgend sind Hüttenstandorte, bei denen eine Aufbereitung des Erzes durch Rösten, chemische Aufschlüsse, elektrolytische Aufarbeitung etc, vorgenommen wurden als besonders kritisch zu betrachten. Auch die Dauer und der Zeitraum der intensivsten Bergbau- und Hüttentätigkeit muss berücksichtigt werden, da bei sehr lange zurückliegenden und nur kleinräumig betriebenen Tätigkeiten die Belastungen des Bodens kaum noch sichtbar und aufgrund von Bewuchs, Umlagerungen etc. auch kaum mehr erhebbar sind. Diese Bergbaualtstandorte, wie sie am Radhausberg und dem Siglitz-Bockhart-Erzwies-Gebiet vorkommen, sollten aufgrund der hohen Schwermetallbelastung eigentlich überhaupt keinen Pflanzenwuchs mehr erwarten lassen, dennoch findet man bei einer genügend guten Bedeckung mit feinteilreichem Bodenmaterial deutlichen Bewuchs. Ob eine "Gefährdung" bei schwermetallbelastenden Bergbauhalden für Mensch und Tier besteht, hängt wesentlich davon ab, ob Grund- und Oberflächenwasser (durch Abschwemmen), Luft (Ausgasen, Staub) und der Boden selbst betroffen ist.
Anmerkung: Im Biotop-Bestimmungsbuch von Claus-Peter-Hutter wird als eigenes Biotop der sog. "Schwermetallrasen" genannt. Kennzeichnend sind schütter bewachsene, niedrige Rasen auf schwermetallhaltigem Gestein, wo lichthungrigen Pflanzen, die gegen Schwermetalle wie Kupfer, Blei, Zink, Cadmium resistent sind gedeihen. Standorten sind häufig Schlacken- und Abraumhalden in Bergbaugebieten, also alpine Schwermetallfluren, nährstoffarm, trocken und sonnenexponiert. Als Charakterart wird das gelbblühende Galmei-Veilchen (Viola calaminaria) genannt, welches allerdings nur endemisch in Aachen vorkommt. Die im Gasteinertal noch existierenden Abraumhalden aus dem ehem. Goldbergbau werden im Biotoptypenkatalog-Salzburg als "Aufgelassene Abbaufläche" 4.4.1.1. (Bergbauhalde aufgelassen) geführt, wobei die Dreispaltige Binse dominiert. Dabei entspricht die Artenzusammensetzung aber in keinster Weise dem vorgenannten Biotoptyp "Schwermetallrasen", wie das Beispiel → Stollenaushub Oberer Bockhartsee - zeigt.

Schwermetallbelastete Böden bei der ehem. Golderzaufbereitungsanlage Nassfeld

Dem Salzburger Bodenschutzbericht, Abteilung Umweltschutz aus dem Jahr 2011 zufolge wurden nun auch bei dem schwermetallbelasteten Oberboden der ehemaligen Verhüttung im Nassfeld Sicherungsmaßnahmen gesetzt und so eine auf Dauer umweltverträgliche Nutzung des Bodens ermöglicht. Die Ablagerungen der arsen- und schwermetallbelasteten Feinsande wurden überdeckt, sodass ein weiteres Ausschwemmen von Schadstoffen verhindert wird. Die Maßnahme wurde durch eine Wildbachverbauung des Siglitzbaches ergänzt.
Weiter wird durch den Bodenschutzbericht bekannt (Text unverändert): "Auf Basis vorangegangener Bodenuntersuchungen des Landes im Bereich des Gasteiner Nassfeldes wurden erhebliche Bodenkontaminationen im Umkreis der ehemaligen Golderzaufbereitungsanlage festgestellt. Die Verdachtsfläche besteht aus Flotationsrückständen der ehemaligen Erzaufbereitung. Diese Rückstände wurden aus der ehemaligen Aufbereitungsanlage über eine bestehende Almfläche in Richtung Vorfluter (Siglitzbach) abgeleitet. Der Flotationsschlamm blieb dabei zum Teil als Sediment in unterschiedlicher Schichtdicke auf dem natürlichen Boden liegen. Zusätzlich wurde die Fläche durch Baumaßnahmen im Zuge der Biathlon-WM (Loipen und Schießplatz) überprägt, das vorhandene Sediment teilweise zusammengeschoben oder über vorher unbelastete Flächen verteilt. Zur Festlegung des Ausmaßes der Sanierungs- bzw. Sicherungsfläche wurden im Jahre 2002 Bodensondierungen und chemische Untersuchungen durchgeführt. Dabei konnten massive Kontaminationen, insbesondere mit Arsen, in einem Bereich von rund einem Hektar festgestellt werden." - Mehrere Probeflächen ergaben folgende Maximal-Werte (mg/kg): Blei 1.100, Cadmium 2,3, Chrom 44, Kupfer 120, Zink 240, Arsen 8.100.
Im Zeitraum 2006 bis 2008 wurden die Ablagerung mit unbedenklichem Bodenmaterial abgedeckt. Nachkontrollen ergaben eine für den Raum typische Belastungssituation (Boden rund 50 mg Arsen/kg Boden, Grünaufwuchs im Bereich des Futtermittelgrenzwertes von 2 mg As/kg 88%TS) ohne Gefährdung für Mensch und Tier. Die Kontrolluntersuchungen 2008 ergaben keine markanten Änderungen der bereits bekannten Werte. Die Verteilung der Elemente über den Bodenschichten zeigte allerdings eine Verlagerung in verschiedene Tiefen, insbesondere die Konzentrationen von Arsen betreffend.
- BilderAbraumhalde Nassfeld - . . .

Probennahme im Nassfeld : Aug 1995 u. Sep 1996
Ablagerung 1995 1995 Kernbohrung
bis 0,2m
Kernbohrung
bis 10m
Arsen (mg/kg) 11,24 16,69 13,69 7,50
Kupfer (mg/kg) 2,0 2,0 700 -
Cadmium (mg/kg) 51,0 12,6 40 -
Quecksilber (mg/kg) 8,8 10,2 32,2 unter 0,5
Blei (mg/kg) 5.417,0 7.605,0 5.000 17,7
 
Boden, 100 m enfernt
von der Ablagerung
Tiefenstufe
bis 10cm
Tiefenstufe
10-20cm
Tiefenstufe
20-30cm
 
Arsen (mg/kg) 167,3 72,1 36,6  
Cadmium (mg/kg) 0,54 0,67 0,64  
Quecksilber (mg/kg) 0,08 0,07 0,03  
Blei (mg/kg) 105 54 27  
 
Sediment Siglitzbach Probe-1 Probe-2 Gasteiner
Ache
 
Arsen (mg/kg) 540 1252 23,5  
Cadmium (mg/kg) 0,88 3,34 0,9  
Quecksilber (mg/kg) ‹ 0,1 ‹ 0,1 ‹ 0,1  
Blei (mg/kg) 88,7 129,9 16  
- Quelle: Amt der Salzburger Landesregierung, 1998 (ohne Gewähr!)

- In der Erzaufbereitungsanlage Nassfeld wurden ausschließlich Erze aus dem Imhof-Unterbau verarbeitet. Bei der Schlich(Waschkonzentrat)-Erzeugung der ersten Betriebsperiode 1916/17-1927 kam es zu Aufbereitungsrückständen aufgrund mangelhafter Aufbereitungstechnik der Erze. Bei Gold (112 kg) waren es 32% Verluste, bei Silber (383-674 kg), Blei (34-60 t), Arsen (249-438 t) und Schwefel (400-702 t) waren es 25-37%, welche alle auf die Halde gewandert sind. Die im II. Weltkrieg installierte Flotationsanlage war beim Goldausbringen um einiges effektiver, die Verluste von Elementen war dennoch hoch. Entsprechend der Gesamtproduktion aus Cyanidlaugung und Verhüttung der Flotationskonzentrate betrugen die Verluste bei 19 kg Gold 8%, bei 223kg Silber 17%, bei 331 t Arsen und 359 t Schwefel etwa 25%, was wiederum auf die Halde gekippt wurde. Die ca. 300 m breite, 30 m hohe, bis 40° steil geböschte, weitgehend unbewachsene Abraumhalde befindet sich unterhalb der ehemaligen Knappenhäuser im Nassfeld. Das Haldenmaterial enthält vorwiegend Siglitzgneis, schwach vererzte Gangtrümer und vereinzelt Arsenkies-Pyrit-Derberze. Weiter liegt der Verdacht nahe, dass die KCN-Lauge bzw. die Laugungsrückstände mit den As-reiche Flotationskonzentraten in die Gasteiner Ache geleitet wurden.
Weiter ist dem Bericht "Bergbau- und Hüttenaltstandorte im Bundesland Salzburg", 1998 zu entnehmen, dass neben dem ehem. E-Werk 1993 im Zuge der Errichtung eines Biathlon-Schießplatzes der rasenbedeckte Haldenfuß mit der Schubraupe angeschnitten wurde, wo Sickerwässer austreten die in den Siglitzbach oder direkt über Drainagegräben in die Nassfelder Ache münden. Zudem haben sich auf der Weidefläche zwischen Güterweg und Siglitzbach ein feinsandig-schluffige, sulfidhältige Flotationsabgänge abgelagert. Der Flotationsschlamm weist erhöhte As- und Pb-Werte auf. Die Mobilisation von Schwermetall durch Verwitterung ist vernachlässigbar, nicht jedoch die Auswaschung der sehr feinkörnigen Pochwerks- und Flotationsabgänge. - Fazit: Eine Kontamination durch Winderosion ist aufgrund der Feinkörnigkeit der Aufbereitungsrückstände, der großteils nicht vorhandenen oder nur spärlichen Vegetationsbedeckung sowie der im Nassfeld oft extremen Wetterlage (Föhnsturm!) plausibel, was zu einer Sanierung veranlasste.

Derzeit ergibt sich also das Gesamtbild, das im Wesentlichen durch die vorhandene Ablagerung eine Beeinträchtigung des Schutzgutes "Oberboden" gegeben ist. Deutlich sichtbar sind die Flotationsschlammablagerung im Bereich der Pferdeweide zwischen der Abraumhalde und dem Siglitzbach. Anfang 1997 legte der Gewässerschutz ein Gutachten vor, in dem die Ergebnisse der Untersuchung des Sedimentes des Siglitzbaches beschrieben sind. Es zeigte sich, dass anhand der Gehalte von Chrom, Kupfer, Blei, Zink, Nickel sowie ganz besonders Arsen eine deutliche Beeinflussung des Sedimentes durch die frühere Aufbereitungstätigkeit erkennbar ist.
Am Radhausberg stellen die schwermetallhältigen Halden keine Gefährdung für Mensch und Tier dar und es sind daher keine weiteren Maßnahmen notwendig. Dasselbe gilt für das grobblockige Haldenmaterial im ehem. Bergbaugebiet Siglitz-Pochkar-Erzwies. Im Nassfeld sind die Ablagerungen von feinteilreichem Sand, stark arsenbelastet, die Areale wurden aber mittlerweile mit unbedenklichem Material abgedeckt. Die Plattenschlacken im hinteren Angertal weisen zwar hohe Metallgehalte auf, sind aber wenig löslich und stellen keine Gefährdung dar.

Radioaktivität im Boden

Erhebliche Unterschiede werden im Aktivitätsgehalt in verschiedenen Böden und Gesteinen beobachtet. Generell besitzen Granit und Lehm den höchsten Gehalt an radioaktiven Nukliden, sowohl an 226Ra, an 232Th als auch 40K, während Basalte, Sand, aber auch Kalk zu den Gesteinen mit niedrigeren Aktivitätskonzentration zählen. Nicht nur zwischen den Gesteinen bestehen erhebliche Unterschiede in der Aktivitätskonzentration, auch im selben Gestein oder Boden gibt es beträchtliche Unterschiede. Das natürliche Nuklid 40K zeigt eine mittlere Aktivitätskonzentration im Boden von 680 Bq/kg, 238U und 226Ra nur 60 Bq/kg. Die Tabelle zeigt die Radioaktivität in den Gasteiner Stollen bzw. den Thermen.

Natürliche Nuklidkonzentrationen [Bq/kg] (Gehalt des Elements [g/t])
Probe 238 U 226 Ra 232 Th 228 Th 40 K
Schröckingerit
Bad Gasteiner Heilstollen
51800 ± 2960 (4320) 20350 ± 1110 40 ± 4 (10) 40 ± 4 585 ± 20 (18600)
Reissacherit
Bad Gasteiner Therme
40700 ± 2590 (3390) 222000 ± 13320 110 ± 7 (28) 80 ± 10 1520 ± 110 (48200)
- Quelle: Strahlenexposition, Konrad Mück - Austrian Research Centers Seibersdorf 2001

Reissacherit - ist eine manganreiche, radiumspeichernde, sehr radioaktive Bildung in den Thermalstollen (im trockenen Zustand ein braunes Pulver). Es ist kein einheitliches Mineral, sondern ein wechselnd zusammengesetztes Quellsediment. Schröckingerit - tritt als rezentes Uranmineral, als junger, neugebildeter Überzug in verschiedenen Gasteiner Stollen auf.

Cäsium-137 in Almböden

Pflanzen insbesondere Flechten nehmen radioaktive Stoffe auf und dienen so als Bioindikatoren der radioaktiven Umweltbelastung. Für diese Arbeit wurden im Sommer 1993, also gut 7 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl, Boden- und Flechtenproben am → Stubnerkogel - im Bundesland Salzburg gesammelt. Die untersuchten Flechtenproben hatten dabei 137Cs-Aktivitäten von etwa 400 bis 5.000 Bq pro kg Trockengewicht, zeigten aber höchst unterschiedliche Aktivitäten. Die Bodenproben hingegen waren einheitlich.
International wird der Einfluss des Klimas auf das Langzeitverhalten von Radionukliden zunehmend stärker betont. Mechanismen im alpinen Bereichen sind einerseits das Zyklieren von Radionukliden innerhalb der Vegetation und die Zufuhr zusätzlicher Radionuklidmengen aus jeweils höhergelegenen Regionen durch Erosion und Oberflächentransport. Die Flachgründigkeit der Böden sowie langsamer Abbau der organischen Substanz bewirken eine hohe Persistenz künstlicher Radionuklide innerhalb alpiner Ökosysteme. Auf den Hochalmen über 2.000 m liegt die Hälfte des 137Cs oberhalb von nur ca. 1,5 cm Bodentiefe, im Tal oberhalb von 3-5 cm.

Zum besseren Verständnis des Radionuklidtransportes in Berglandschaften wurden daher im Gasteinertal, im Nassfeld Untersuchungsstandorte in verschiedenen Höhenlagen ausgewählt, die sowohl die ökonomisch wichtigen Tallagen als auch die als Almen bewirtschafteten Bereiche repräsentieren.
Der Reaktorunfall in Tschernobyl hat gezeigt, dass im Gebiet der Alpen schon durch seine klimatischen Gegebenheiten (viel Niederschlag) mit höheren Fallout-Mengen als in niederschlagsarmen Landschaften zu rechnen ist. Zudem zeigen alle Untersuchungen, die nach Tschernobyl gemacht wurden, dass in Almregionen der Transfer von Cäsium vom Boden ins Gras wesentlich intensiver ist als in Tallagen oder im Voralpengebiet bzw. in intensiv bewirtschafteten Zonen. In Almregionen ist eine potenzielle radioaktive Kontamination auch ein viel größeres Langzeitproblem, weil die zeitliche Abnahme der Kontamination in der Nahrung nach einer Kontamination nur sehr langsam vor sich geht. Die hohen Transferraten äußern sich in langanhaltender Kontamination der landwirtschaftlichen Produkte, die in den betroffenen Gebieten erzeugt werden. Im Gasteiner Tal ist dies besonders ausgeprägt in der Milch aus den Nassfeldalmen.
Die bisher festgestellten Bodenkontaminationen mit 137Cs liegen zwischen 12,2 und 66,0 kBq/m2 (rechnerisches Bezugsdatum ist immer der 1.5.1986) und sind im Mittel etwas höher als der österreichische Durchschnitt von 21 kBq/m2. Obwohl die Bodenbelastung im Untersuchungsgebiet nicht besonders hoch ist, führen auf den Almen und in den Hochlagen hohe Transferfaktoren zu hohen Cäsiumkonzentrationen im Gras. Die höchsten Transferfaktoren sind in ca. 2.200 m Höhe zu finden. Gras ist deshalb teilweise sehr hoch, mit bis über 2.800 Bq 137Cs/kg (bezogen auf die Trockensubstanz) kontaminiert. Rohmilch aus dem Hinteren Nassfeld kann immer noch mit bis über 200 Bq 137Cs pro Liter belastet sein.

137Cs-Belastung am Stubnerkogel

Im Gasteinertal wurden auf dem Stubnerkogel Bodenproben entnommen zur Feststellung der 137Cs-Belastung nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl. Für jeden Bodenzylinder wurde die 137Cs-Aktivität in den obersten 10 cm ermittelt. Die Mittelwerte mit Standardabweichung bzw. Einzelmesswerte der 137Cs-Flächenbelastung im Boden (Bq/m2) an verschiedenen Standorten am Stubnerkogel ergaben 20.000 - 80.000 Bq/m2, wobei die Aktivität mit der Schichttiefe exponentiell abnahm.
Aufgrund der geringen biologischen Aktivität in dieser Höhenstufe befindet sich im Boden auch 7 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl der Großteil des damals imitierten Cäsiums in den obersten 2 cm. Die oberirdischen Atomwaffentests reichen zurück bis in die 50er Jahre, somit ist zu erwarten, dass dieser Fallout heute in etwas tieferen Bodenschichten lokalisiert ist. Die 137Cs-"Altlasten" wurden in den Schichttiefen 2-4 cm und 4-6 cm nachgewiesen. In tieferen Schichten erschwert die schlechte Zählstatistik von 134Cs den Nachweis, zudem wird der Feinboden durch Bodenwühler umgelagert, besonders wirkungsvoll sind dabei Regenwürmer und Maulwürfe. Im temperierten Grünland werden beispielsweise durch Regenwürmer jährlich bis zu 12 kg Boden pro m2 umgearbeitet.
Quelle: Sechster Umweltkontrollbericht - 20. Radioökologie (2001).

Weiterführende und verwandte Themen :
• Umwelt - Klima - im 20. Jahrhundert
• Umwelt - Strahlung -
• Umwelt - Radioaktivität - im Boden und Trinkwasser

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Quellen: Der Text wurde überwiegend und zum Teil unverändert dem Bodenschutzbericht 2001 bis 2011 der Salzburger Landesregierung,
Abteilung 4 (Dipl.-Ing. Georg Juritsch) und dem Bericht der "Bergbau- und Hüttenaltstandorte im Bundesland Salzburg" von
Gerhard Feitzinger, Wilhelm Günther und Angelika Brunner, Salzburg, 1998 -
sowie dem Sechsten Umweltkontrollbericht des Umweltministers an den Nationalrat gemäß §§ 3 und 17(3) Bundesgesetz entnommen.
Angaben und Interpretationen der Analysen ohne Gewähr.

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