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OSCma - Pflanzengesellschaften/Gasteinertal: Subarktisch-subalpine Hochstaudenfluren
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Gasteinertal
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Mulgedio-Aconitetea

Subarktisch-subalpine Hochstaudenfluren

Syn.: Betulo-Adenostyletea Br.-Bl. Et R.Tx. 1943, Mugo-Alnetea viridis Eggler 1952
Syntax.Syn.: Betulo carpaticae-Alnetea viridis Rejmanek in Huml et al. 1979, Nardo-Calamogrostietea villosa Jenik et al. 1980 p.p.
Anm.: Die Klasse Mulgedio-Aconitetea wird auch als Stellario nemorum-Geranietea sylvatici Niem., Heinr. et Hilb. 1973 geführt.

Vorkommen: Auf gut durchfeuchteten Böden in der subalpinen bis alpinen bilden sich bei ausreichender Nährstoffversorgung hochstaudenreiche Gesellschaften. Primär siedeln die Gesellschaften im Bereich der subalpinen Waldgrenze an Stellen, wo aus verschiedenen Gründen kein Waldwuchs möglich ist. Solche Stellen sind vor allem Schuttkegel, Lawinenbahnen und Lagen mit langer Schneebedeckung. Die Standorte sind gut wasserversorgt und weisen tiefgründige, oft skelettreiche Böden auf. Wichtig sind neben den wasserhaltenden Schichten auch ein niederschlagsreiches und nicht zu warmes Lokalklima.
Artenzusammensetzung: Es überwiegen hochwüchsige, großblättrige Arten, welche den Nährstoffreichtum des Bodens und den großen Wasserumsatz der Pflanzen anzeigen. Gräser spielen nur eine untergeordnete Rolle, sieht man von den Gesellschaften der Calamagrostietalia ab. Zu den typischen Hochstaudenpflanzen treten in Abhängigkeit von den benachbarten Gesellschaften auch Arten der Wälder, Bachufer, Schutthalden, aber auch Weidearten hinzu.
Kennarten: (nach Mucina) Achillea distans, Aconitum lycoctonum, Aconitum napellus, Aconitum variegatum, Adenostyles alliariae, Athyrium distenifolium, Chaerophyllum hirsutum (schwach), Chaerophyllum villarsii, Epilobium alpestre, Gagea fistulosa, Geranium sylvaticum (schwach), Heracleum sphondylium subsp. elegans, Hypericum maculatum (schwach), Knautia maxima, Milium effusum (schwach), Peucedanum ostruthium, Ranunculus platanifolius, Ribes alpinum, Rosa pendulina, Rumex alpestris, Silene dioica, Vertrum album, Senecio subalpinus, Stellaria nemorum (schwach), Thelypteris limbosperma, Viola biflora (schwach).

In den Alpen ist die Klasse durch 3 Ordnungen (Adenostyletalia - Calamagrostietalia - Rumicitalia) vertreten. Dabei werden die Adenostyletalia von Hochstauden dominiert, jene der Calamagrostietalia von Hochgräsern. Die Rumecitalia alpini umfasst Gesellschaften, die von Haus- oder Wildtieren gedüngte, extrem nährstoffreiche Standorte besiedeln und so ein zoo-anthropogenes Analogon zu den Adenostyletalia darstellen.

Adenostyletalia - Die Standorte dieser oft strauchreichen Hochstaudengesellschaften zeichnen sich durch tiefgründige, nährstoffreiche Böden mit guter Wasserversorgung und basisch bis schwach saurer Reaktion aus. Die Höhenverbreitung erstreckt sich von der subalpinen bis in die alpine Stufe, weniger häufig steigen die Bestände im Bereich von Bächen bis in die hochmontane Stufe hinab. In den Alpen lässt sich die Ordnung in den gehölzfreien bis gehölzarmen Verband Adenosytylion alliariae und in den von Gehölzen dominierten Verband Alnion viridis (inkl. Salicion pentandrae, Salicion waldensteinianae) gliedern.

Calamagrostietalia - sind grasreiche Gesellschaften der montanen bis subalpinen Stufe, die meist von Calamagrostis-Arten dominiert werden. Sie sind vor allem durch Trennarten charakterisiert. Von den Adenostyletalia unterscheidet sich die Ordnung durch das Fehlen einer Reihe typischer Arten, haben aber die höhere Feuchtigkeitsansprüche gemeinsam. Die Standorte sind kalkarm, aber relativ nährstoffreich. Unterschieden werden 2 Verbände, das vorwiegend subalpin verbreitete Calamagrostion villosae und das eher montan verbreitete Calamagrostion arundinaceae.

Rumicitalia alpini - Die Ordnung umfasst hochstaudenreiche nitrophile Fluren der subalpinen und alpinen Stufe. Die Gesellschaften sind zoo-anthropogenen Ursprungs und besiedeln Viehläger, überdüngte und zertrampelte hochmontane Weiden, Misthaufen und Jauchepfützen im Bereich von Almhütten und Stallungen. Die Kombination von Überfluss an Nährstoffen (Nitrat, Phosphat) und Bodenfrische ermöglicht ein fast unbeschränktes Wuchern der Vegetation. Eine charakteristische Mischung von Hochstauden-Arten (Mulgedio-Aconitetea), Weide-Elementen (Molinio-Arrhenatheretea) sowie weitere Arten der umgebenden Vegetation prägt das Bild der Rumicetalia alpini.
Zu den typischen Arten gehören Rumex alpinus et alpestris et obtusifolius, Aconitum napellus, Veratrum album, Urtica dioica u.a. Alle diese Arten zeichnen sich entweder durch aggressives klonales Wachstum aus oder speichern in dicken Rhizomen große Mengen von Assimilaten mit deren Hilfe sie in der nächsten Vegetationsperiode üppige Bestände bilden. Viele sind entweder giftig oder für Schafe und Rinder uninteressant.
Wegen des hohen Anteils an "ruderalen Arten" (nitrophile Stauden und einige Gräser) wurden diese Gesellschaften auch zur Klasse der Artemesietea vulgaris oder zu den Galio-Urticetea gestellt, doch ist Rumicetalia alpini klar von den Adenostyletalia und Calamagrostietalia getrennt u. a. durch das Fehlen von vielen Hochstauden und -gräsern. Die Ordnung Rumicetalia alpini umfasst 3 Verbände.

Verbände - Assoziationen

Im Gasteinertal vorkommende
Subarktisch-subalpine Hochstaudenfluren
Pfeil

Adenostylion alliariae Br.-Bl. 1926

Subalpine Hochstaudenfluren
Syn.: Adenostylion alliariae Luquet 1926, Adenostylion alliariae Pawlowsky et al. 1928, Delphinion elati Hadac ex Hadac et al. 1969
In diesem Verband werden subalpine bis alpine Hochstaudengesellschaften zusammengefasst, die gehölzarm oder gehölzfrei sind. Sie sind durch eine Vielzahl hochwüchsiger Stauden charakterisiert, in deren Hauptblütezeit die Bestände durch eine bunte Blütenpracht auffallen. Die Gesellschaften besiedeln nährstoffreiche, tiefgründige und feuchte Böden knapp oberhalb der Waldgrenze sowie Standorte unterhalb dieser Grenze in Lagen, wo ein Gehölzwuchs durch Steinschlag, Lawinenabgänge oder lange Schneebedeckung verhindert wird. Diese Gesellschaften sind in den Biotopen - Subalpine Hochstaudenfluren T 3.1 (Haeupler & Garve 1983) bzw. Subalpine Ruderalflur (Lägerflur) - Code 6.1.4 (G. Nowotny & H. Hinterstoisser 1994) vertreten.

Cicerbitetum alpinae Bolleter 1921

Alpenmilchlattich-Hochstaudenflur
Die Alpendost-Alpenmilchlattich-Hochstaudenflur - Adenostylo-Cicerbitetum alpinae - besiedelt waldfreie und nährstoffreiche Lagen im Bereich der subalpinen und alpinen Stufe. Zu den primären Standorten zählen vor allem Schuttkegelränder, die mittleren Zonen von Lawinenbahnen, Schneerunsen, steile, oft stark geneigte Hänge, sowie Bachufer. Wegen der hohen Feuchtigkeitsansprüche des Cicerbitetum sind die Standorte meist nach Westen, Osten oder Norden exponiert. Sekundär entsteht die Gesellschaft auch auf ungenutzten Weiden oder auf Schlagflächen nach der Entfernung von subalpinen Gebüschen oder Wäldern. Viele der krautigen Pflanzen zeichnen sich durch hohen Wuchs und große, weiche Blätter aus, da Verdunstungsschutz kaum nötig ist.
Bei dieser Hochstaudenflur ist keine Art regelmäßig dominant, sondern bildet nur jeweils eine Fazies, während die übrige Zusammensetzung gleich bleibt. Es handelt sich dabei um die Arten Adenostyles alliariae, Cicerbita alpina und Doronicum austriacum.
Folgende standörtliche Differenzierungen treten auf: Athyrium distentifolium kennzeichnet eine saure Ausbildung, Crepis paludosa ist für eine feuchte Ausbildung typisch. Die Hochstaudenfluren kann man als Dauerstadium in der Sukzession von Schutthalden zu Wäldern auffassen. Auf gefestigtem Schutt entstehen zunächst Hochstaudenfluren mit einem höheren Anteil an Schuttpflanzen. Der Gehölzwuchs wird durch Lawinen und Steinschlag verhindert. Ältere Ausbildungen enthalten viele Stauden und können später durch das Alnetum viridis oder durch trockene Latschenbestände ersetzt werden. Die Weiterentwicklung zum Wald erfolgt nur langsam, da die Baumkeimlinge nicht genügend Licht erhalten. Die Standorte müssen ständig sickerfeucht sein. Häufig in den Zentralalpen ab etwa 1500 m bis 2200 m.
Cicerbitetum alpinae, Gasteinertal Cicerbitetum alpinae, Gasteinertal
Bockharttal Bleksen, Anlauftal

Kennart und dominante Begleiter: Cicerbita alpina (subdom.), Adenostyes alliariae (dom.), Carex ferruginea, Chaerophyllum hirsutum, Crepis paludosa, Doronicum austriacum, Geranium sylvaticum, Hypericum maculatum, Lamiastrum montanum, Phleum rhaeticum, Poa hyprida, Senecio nemorensis agg., Viola biflora
Biotoptyp (nach Haeupler & Garve 1983): Subalpine Hochstaudenfluren - T 3.1.1
Biotoptypenkatalog (Land-Sbg. 1994) - Code 232
Vorkommen in Gastein: Bockhartsee, Kesselkar etc.

Rumicion alpini Rübel ex Klika in Klika et Hadac 1944

Subalpine und alpine Lägergesellschaften
Syn: Rumicion alpini Rübel 1933, Chenopodion subalpinum Br.-Bl. 1949
Der Verband umfasst wie die Ordnung Rumicetalia alpini hochstaudenreiche nitrophile Fluren der subalpinen und alpinen Stufe. Die Gesellschaften sind zoo-anthropogenen Ursprungs und besiedeln Viehläger sowie überdüngte und zertrampelte hochmontane Weiden im Bereich von Almhütten und Stallungen. Die Kombination von Überfluss an Nährstoffen (Nitrat, Phosphat) und Bodenfrische ermöglicht ein fast unbeschränktes Wuchern der Vegetation. Eine charakteristische Mischung von Hochstauden-Arten, Weide-Elementen andere Arten der umgebenden Vegetation prägen das Bild dieser Lägergesellschaften. Als Charakterarten im Verband gelten u.a. Rumex alpinus, Cirsium spinosissimum, Veratrum album, Adenostylos alliariae und Aconitum napellus. Diese Gesellschaften sind in den Biotopen - Subalpine Hochstaudenfluren T 3.1 (Haeupler & Garve 1983) bzw. Subalpine Ruderalflur (Lägerflur) - Code 6.1.4.2 (G. Nowotny & H. Hinterstoisser 1994) vertreten.

Rumicetum alpini Beger 1922

Alpenampfer-Flur
Die Standorte der Gesellschaft sind Viehläger in der Nähe von Sennhütten und Viehtränken. Die Böden sind frisch, leicht verdichtet und durch jahrzehntelange Kotanreicherung ausgesprochen nährstoffreich. Rumex alpinus bildet ein mächtiges Rhizomsystem, wobei einzelne Rhizome ungefähr 13 Jahre lang überleben können. Der Hauptgrund für diese Beständigkeit ist darin zu sehen, dass die einmal in den Nährstoffkreislauf eingebundene Stickstoffmenge nur langsam abgebaut wird. Die genannten Eigenschaften machen Rumex alpinus zum unbestrittenen Herrscher in den subalpinen Viehlägern.
Rumicetum alpini Rumicetum alpini Rumicetum alpini
Mulgedio-Aconitetea - Bildgalerie - Rumicetum alpini

Kennart und dominante Begleiter: Rumex alpinus (transgr., dom.), Stellaria nemorum (subdom.), Aconitum napellus, Alchemilla glabra, Poa supina, Ranunculus repens, Rumex alpestris, Rumex abtusifolius, Silene dioica, Urtica dioica.
Biotoptyp (nach Haeupler & Garve 1983): Subalpine Hochstaudenfluren - T 3.1
Biotoptypenkatalog (Land-Sbg. 1994): Subalpine Ruderalflur Code 6142
Vorkommen in Gastein: Rastötzenalm, Radeckalm, Haitzingalm etc.

Anmerkung: Die Bezeichnung der Klasse Betulo-Adenostyletea soll in der Originalbeschreibung keiner gültigen Ordnung zugeordnet worden sein und sei damit ungültig. Bei Hilbig - "Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften Deutschlands" - werden die Klassen Mulgedio-Aconitetea bzw. Betulo-Adenostyletea dem - Stellario nemorum-Geranietea sylvatici Niem., Heinr. et Hilb. 1973 - zugeordnet.

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Anmerkung/Quellen: Die Informationen der hier vorgestellten Pflanzengesellschaften wurde dem Buch
"Die Pflanzengesellschaften Österreichs" von Georg Grabherr, Ladislav Mucina et al. - 1993 und dem
"Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften Deutschlands" von Schubert-Hilbig-Klotz - 2001 entnommen.
Weiter wurden eigene Ergänzungen und Anmerkungen hinzugefügt! Alle Angaben ohne Gewähr.

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