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GP2gen - Pflanzenwelt/Gasteinertal: Enziane
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Enziane

Gentianaceae

Die Enziane (Gentiana) gehören allesamt zur Familien der - Gentianaceae - und sind botanisch eindeutig und gut charakterisiert, für Ungeübte aber nicht immer als solche leicht zu erkennen, wie das z.B. für den Zarten Enzian gilt, der klein und unscheinbar kaum an die bekannten Enziane erinnert. Dazu kommt noch die uneinheitliche Nomenklatur, die eine eindeutige Zuordnung erschwert.

Die Arten Gentiana clusii, kochiana, acaulis und alpina sorgen nicht selten für komplette Verwirrung. Auch sind die Gattungen Gentiana (mit Anhängseln zwischen den Kronzipfeln und ohne Schlundschuppen) und Gentianella (ohne derartige Anhängsel aber dafür mit fransig-bärtigen Schlundschuppen) nicht so ohne weiteres voneinander zu unterscheiden. Und dann auch noch die Unterscheidung des Kalk-Enzian vom Silikat-Enzian, die sog. "klassischen" Enziane.

Der "stängellose" Enzian

Gentiana acaulis

Gentiana acaulis, Koch-Enzian Der Alpenenzian - Gentiana alpina - wird trotz seiner feinen Unterschiede dem bei uns häufigen Stängellosen Enzian - Gentiana acaulis - auch Koch-Enzian (Gentiana kochiana) genannt gleichgesetzt. Die Blüten sind innen grün gefleckt. Die Kelchbuchten sind gestutzt (Buchten zwischen den Kelchzipfeln mit deutlicher Verbindungshaut), der Laubblattrand ist glatt (Lupe!), die Rosettenblätter eher weich. Er wächst auf sauren Böden (Silikatgestein) und wird deshalb auch als Silikat-Glocken-Enzian bezeichnet.

Die rein blaue Form wird Kalk-Glocken-Enzian genannt, da er auch auf kalkhaltigem Grund gedeiht. Diese Art, beschrieben als - Gentiana clusii - hat keine oder nur undeutliche grüne Streifen an der Innenseite der Blüte, dafür aber dunkelblaue Punktreihen innerhalb weißlicher Längsstreifen. Als wichtiges Unterscheidungsmerkmal gelten die Kelchbuchten, die hier spitz zusammenlaufen. Der Laubblattrand ist papillös (nur mit der Lupe zu sehen!), die Rosettenblätter länglich und steif.

Beide Arten haben einen nur wenige Zentimeter langen Stängel (acaulis - stängellos) und relativ große Blüten. Die Nomenklaturregel verlangt, dass nur der Koch-Enzian als Gentiana acaulis bezeichnet werden kann, da Gentiana clusii eine eigene Art darstellt. Trotz des teilweise häufigen Auftretens sind alle Enziane geschützt.

Schusternagerl

Gentiana verna

Gentiana verna, Frühlingsenzian Der Frühlingsenzian - auch Schuster- oder Blitznagerl genannt, könnte bei ungenauer Betrachtung mit dem Bayrischen Enzian verwechselt werden. Dieser blüht aber erst, wenn das Schusternagerl bereits seine höchste Blüte hinter sich gebracht hat. Auch sind beim Schusternagerl die Grundblätter rosettig und größer als die Stängelblätter. Das Schusternagerl wird auch Blitznagerl genannt, weil es den Blitz anziehen soll.

Als Besonderheit findet sich im Gasteinertal auch eine hellblaue und weiße - Varietät - welche mit recht als sehr selten zu bezeichnen ist. Ob es einer Mutation entspricht, kann hier nicht entschieden werden.

Bayrische Enzian

Gentiana bavarica

Gentiana bavarica, Bayrischer Enzian Der Bayrische Enzian ist neben dem klassischen Enzian - Gentiana acaulis - häufig auf Etiketten von Schnäpsen mit Enzianextrakten abgebildet und soll den medizinisch hochwertigen Charakter wiederspiegeln.
Abgesehen davon, dass der hoch gepriesene "Enzianschnaps" weder dem Bayrischen, noch dem blauen "Alpen-Enzian" entlockt wird, sondern der Wurzel des gelben Enzians entstammt, ist der so angenehm bittere Geschmack nicht jedermanns Sache. Gar tödlich verlaufen kann ein "Selbstgebrannter" gar dann, wenn anstatt der Wurzel des gelben Enzians, der hochgiftige weiße Germer ausgegraben und verwendet wird.
Im Gasteinertal ist der gelbe Enzian mehr oder weniger ausgerottet worden, nicht zuletzt wegen der eifrigen Ausgrabungen zwecks Herstellung des genannten Extrakts. Lediglich der punktierte Enzian - Gentiana punctata - ist noch häufiger anzutreffen, welcher ebenfalls der Schnapsgewinnung dienen soll.

Fransenenzian

Gentianella ciliata

Fransenenzian Der "Fransenenzian" ist selten in Gastein, aber doch hin und wieder in geringer Zahl anzutreffen, wenn man darauf achtet. Man sollte ihn aber keinesfalls pflücken, sondern lieber den Fotoapparat bemühen, um das Bild seinen Bergfreunden zeigen zu können. Er ist ein Vertreter der Gattung Gentianella und weist somit bärtige Schlundschuppen auf.
Kenntlich ist der Fransenenzian an seiner 4-zipfeligen Blüte, deren Ränder lange Fransen tragen. Die Pflanze ist fast immer einblütig, selten mehrblütig und weist eine besonders schöne lilablaue Farbe auf.

Schnee-Enzian

Gentiana nivalis

Gentiana nivalis Sehr selten anzutreffen ist der Schnee-Enzian (Gentiana nivalis) mit seinen länglichen schmalen Blüten bei einer Wuchshöhe von bis etwa 10cm. Die leuchtend blauen Blüten erinnern an den Frühlingsenzian oder gar dem Bayrischen Enzian, die Blüten sind aber viel kleiner und zarter. Die Pflanze zeigt reiche Verzweigungen, wie das sonst nur beim - Rauen Enzian - vorkommt. Versteckt zwischen den Alpengräsern tarnt er sich gut, kann aber dem Kenner nicht entgehen.

Kärntner Saumnarbe, Tauernblümchen

Lomatogonium carinthiacum

Lomatogonium carinthiacum, Saumnarbe Eine Besonderheit ist das Tauernblümchen - Lomatogonium carinthiacum - mit seinen blassblauen bis fast weißen Blüten und den auffälligen, einzigartigen Knospen. Sie trotzen der Witterung im besonderen Maße und wagen sich im Hochgebirge auch auf stark windexponierte Grate weit über 2.000m Seehöhe hinauf. Diese Alpenpflanze ist generell sehr selten und natürlich geschützt. Sie ist im Gasteinertal lediglich im Gebiet Silberpfennig, Mitterastenkopf bis Türchlwand anzutreffen.

Zarter Enzian

Gentianella tenella

Gentianella, Zarter Enzian Als Besonderheit in Gastein gibt es den wahrlich nicht häufig anzutreffenden Zarten Enzian - Gentianella tenella - welcher vom Aussterben bedroht noch einige kleine Areale auf Hochgraswiesen meist in Gratnähe im Gasteinertal bewohnt. Wenn ihn nicht andere Arten verdrängen oder gar schlechte Umweltbedingungen sein Schicksal besiegeln, wird er wohl überleben. Dieser zarte, kleine Enzian entfaltet seine Schönheit erst richtig bei näherer Betrachtung, von weitem ist er gar nicht zu sehen und nur das geschulte Auge kann ihn auf Anhieb entdecken.
Eine wahre Seltenheit ist dann der noch kleinere Zwerg-Enzian - Gentianella nana - auf Schutt und Fels wachsend, ebenfalls am Grat den rauen klimatischen Bedingungen im Hochgebirge trotzend.
Weitere Enziane sind im Archiv - Gentianaceae - einzusehen.

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© 2012 Anton Ernst Lafenthaler
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