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Bergbau am Bockhart

Bergbau am Bockhart In das seit dem 13. Jahrhundert aktive Bergbaurevier am oberen Bockhart führen mehrere Wege und Straßen u. a. am unteren Hang des Silberpfennig eine aufwendig gemauerte Dammstraße die in ihrer Bauweise einer → Römerstraße - entspricht. Darüber wie darunter sind noch die Halden des einstigen Bergbaus zu erkennen.

Südlich des oberen Bockhartsees sind die Grundmauern einer Berghausgruppe erhalten, die vor dem 15. Jh. entstanden sind. Sie wurden archäologisch untersucht. Man konnte dabei nicht nur den Weg des Erzes von der bergmännischen Gewinnung bis zur Aufbereitung verfolgen, sondern auch die Wohn- und Arbeitsverhältnisse der Bergknappen. Die 3 Jahre andauernden Grabungstätigkeiten unter der Projektleitung von Univ.-Prof. Dr. Heinz Dopsch, Inst. f. Geschichte Salzburg und zahlreichen Mitarbeitern wurde 1997 abgeschlossen. Die Durchführung der archäologisch, wissenschaftlichen Bearbeitung erfolgte durch Frau Dr. Brigitte Cech, Inst. UFG Wien.

Berghausgruppe am Oberen Bockhartsee

Diese im 15. Jh. entstandene Berghausgruppe liegt südlich des Oberen Bockhartsees auf einer schrägen Anhöhe am Fuße des Seekopfes. Das älteste Bauwerk ist ein kleines Gebäude aus Trockenmauerwerk im Nordwesten der Bergschmiede und des Knappenhauses. Es liegt dem See am nächsten. Von diesem Gebäude führt ein "Graben" (Schneekragen ?) zur Bergschmiede. Dieses Gebäude entstand noch vor dem 15. Jahrhundert. Zwischen dem Knappenhaus und der Schmiede kamen die Reste eines Knappenwohnhauses zutage, das durch keramische Funde in das 15. Jahrhundert datiert werden kann. Das Knappenhaus, das einem Brand zum Opfer fiel, bestand aus einer Kombination aus Trockenmauerwerk und Holzwänden und ist in mehrere Räume unterteilt. Nach dem Brand wurden die Reste des Hauses abgetragen und die Fläche planiert.

Bockhartsee Im 16. Jahrhundert wurde das große Knappenwohnhaus, ebenfalls in einer Kombination aus Holz- und Steinbauweise errichtet. Es fand sich der Sockel eines Kachelofens, zahlreiche Kachelbruchstücke, sowie Bruchstücke von Butzenscheiben.
Gleichzeitig mit diesem Haus wurde nördlich davon das zweiräumige Schmiedegebäude aus Trockenmauerwerk erbaut. Der kleinere, im Südosten gelegene Raum war der Arbeitsraum des Schmiedes mit der Esse und einem Probierofen zum Überprüfen der Güte der abgebauten Erze. Der zweite Raum diente wahrscheinlich als Lagerraum. Der Eingang in diesen Raum befindet sich an der Westseite. Hier stürzte zu einem Zeitpunkt, als die Schmiede noch in Betrieb war, der älteste Grubenbau ein. Dieser Einsturz zerstörte auch einen Teil des Grundrisses des Hauses aus dem 15. Jahrhundert. Die Einsturzpinge wurde mit einer mächtigen Trockenmauer abgesichert und mit Steinen, Schmiedeschlacken und aus Abfall des 16. Jahrhunderts verfüllt.
Fritz Gruber schreibt im Kapitel Lawinengalerien, Mosaikstein 51, das man zwischen den Berghäusern und den Mundlöchern der Stollen sogenannte 'Schneekrägen' errichtete, das sind gemauerte oder in das steinige Erdreich eingesenkte Laufgänge, die eine Überdachung aus Holz oder Steinplatten aufwiesen. So ersparte man sich im Winter nicht nur das Schneeschaufeln, sondern war auch vor abgehenden Lawinen einigermaßen geschützt und weiter berichtet uns Fritz Gruber (Text unverändert): "Vom Schneekragen südlich des oberen Bockhartsees sind nur die parallelen Seitenmauern erhalten. Die ursprünglich natürlich vorhandene Abdeckung mit Holzbalken wurde entfernt und das Holz sekundär für andere Zwecke verwendet. Im konkreten Fall verband der Schneekragen den Stolleneingang mit dem Berghaus (rechteckige Grundmauerreste), in dem dann das Erz vom Tauben getrennt wurde (Scheidevorgang). Da die mit Hunten (Förderwägen) aus dem Stollen heraus beförderten Erze und erzhaltigen Gesteinsbrocken zuallererst zwecks Reinigung einem gründlichen Waschvorgang zu unterziehen waren, musste der Arbeitsraum auch in der Frostperiode gut temperiert sein. Dazu brauchte man einen Kachelofen."

Gebäude aus Trockenmauerwerk am Bockhart Gebäude, 15. Jh. am Bockhart Knappenhaus, 16. Jh. am Bockhart Schmiede am Bockhart Knappenhaus, 16. Jh. am Bockhart
Berghaus-Ensemble am Oberen Bockhartsee

Der Bergbau wurde Mitte des 16. Jahrhunderts unrentabel und die Siedlung so aufgegeben und geordnet verlassen. Dabei blieb im Arbeitsraum des Schmiedes ein großer Bestand an bergmännischem Gezähe und sonstigen Geräten zurück.

Erzaufbereitungsanlage

Schlacke am Bockhart Die östlich der Berghausgruppe gelegene Erzaufbereitungsanlage bietet die Möglichkeit, den zwischen dem Abbau und der Verhüttung liegenden Schritt der Erzverarbeitung zu dokumentieren und zu erforschen. Hier wurden die Erze, in diesem Fall Arsenopyrit zunächst vorzerkleinert und dann in einer mit Wasserkraft betriebenen Mühle zu Erzmehl gemahlen. Die hölzernen Unterbauten des zweiphasigen Mahlwerkes und die hölzernen Achsverankerungen des Wasserrades sind sehr gut erhalten. Reste eines Waschwerkes konnten archäologisch nicht nachgewiesen werden.
In einem zusammenfassenden Bericht des Landes Salzburg, Abteilung 16 von Gerhard Feitzinger, 1998 finden sich zu den archäologischen Grabungen am Bockhart (CECH 1996) folgender Bericht: "Bei dem südlichen, direkt an den Hangfuß gebauten, 15,5 x 13 m großen Objekt handelt es sich um das Knappenwohnhaus. Die Nordhälfte bestand wahrscheinlich aus einer Holzkonstruktion; als Überdachung wird ein Pultdach angenommen. In der Mitte des Hauses befindet sich das Steinfundament eines Kachelofens, zumal hier Bruchstücke von Schüsselkacheln gefunden wurden, wie sie für das 16. Jh. typisch sind. Nördlich des Gebäudes befindet sich eine 12 x 12 m große Arbeitsplattform, an die nordseitig ein 8,5 x 10 m großes Haus anschließt, dessen Mauern stark verstürzt sind. Da im Umfeld des Hauses Schmiede- und Schmelzschlacken sowie Eisenteile (Bergeisen, Messer) gefunden wurden, liegt der Schluss nahe, dass es sich hierbei um die Bergschmiede handelt, in welcher wahrscheinlich ein Probierofen stand. 250 m östlich des Sees kennzeichnen Mahlsteine aus Gneis, ein künstliches Gerinne für den Betrieb eines Wasserrades, eine mit Trockenmauerwerk befestigte Verebnungsfläche sowie gut erhaltene, massive Holzpfosten und größere Schlich(Erzkonzentrat)mengen den ehemaligen Standort der Aufbereitungsanlage. Die Anlage bestand aus einem Poch- und Mahlwerk."

Berghausgruppe am Bockhart, Gasteinertal Ruinen am Bockhart, Gasteinertal Ruinen am Bockhart, Gasteinertal Ruinen am Bockhart, Gasteinertal
Ruinen am Bockhart - Knappenhaus und Schmiede
Pochkar-Unterbaustollen

Der Pochkar-Unterbau befindet sich in der Geländestufe zwischen den beiden Bockhart-Seen auf 1985 m Seehöhe. Der rostbraun verfärbte Haldensturz unweit des heutigen Wanderweges ist schon von weitem sichtbar ist. Auf der Planie waren ursprünglich Geleise verlegt, Mauerreste im Südteil deuten auf ein Wohn- und Manipulationsgebäude hin. Die Halde ist unbewachsen; taubes Nebengestein überwiegt bei Vorliegen von etwas Arsenkies und/oder Pyrit vererztem Material.
Im Bericht des Landes Salzburg, Abteilung 16 von Gerhard Feitzinger, 1998 ist zu lesen: "Der Unterbau ist am Fuß eines hausgroßen Gneisfelsens angeschlagen, aus dem Mundloch tritt mäßig Bergwasser aus (2-3 l/s), das über ein Gerinne am Südrand der Halde abgeleitet wird. Der Stollen ist geradlinig auf eine Länge von 418 m gegen Westen vorgetrieben und dank der hohen Gebirgsstandfestigkeit noch zur Gänze befahrbar. Mit mehreren 2-3 m, max. 7-8 m langen Querschlägen versuchte man Klüfte auszurichten, die schwache Erzspuren zeigten. Bei Stollenmeter 400 wurde ein dm-mächtiger Arsenkies-Pyrit-Gang angefahren; die bedeutenden und Edelmetallreichen Strukturen (z.B. Geißler) streichen knapp westlich des Stollenendes durch; infolge der vorzeitigen Einstellung des Vortriebs 1923 erreichte man sie nicht mehr. Bei m 400 und am Feldort bildeten sich im Bereich von Wasseraustritten prächtige Limonitsinter."

Pochkar-Unterbau, Gasteinertal Pochkar-Unterbau, Gasteinertal
Pochkar-Unterbau - Bergbauhalden
Pochleiten und Baukarl

Abraumhalden am Bockhart, Gasteinertal Die haufenförmigen Halden am Karboden am oberen Bockhartsee zeugen von den längst verfallenen Schachtbauen aus der Zeit 1570-1650. Sie werden entsprechend als Schachthaldenzug bezeichnet, welche bis zu einer Höhe von 2340 m hinaufreichen. Wie die Halden an der Südflanke des Silberpfennigs sind auch sie infolge Verwitterung ocker- bis rostbraun verfärbt. Die Erzführung beschränkt sich auf Gangstufen mit Arsenkies, Pyrit, Quarz und hydrothermal verändertem Siglitzgneis. Wo der A.V.-Weg die unteren Halden quert, fällt rötlich-braunes, durch Limonit-Ausfällung Eisen-hältiges Grubenwasser auf, welches vermutlich aus dem darüber befindlichen Gertraud-Stollen stammt. Darüber liegende Abraumhalden sind kaum bewachsen, da Lawinenabgänge und Rutschungen hier im steilen Gelände eine stabile Vegetationsdecke verhindern.
Ein zweiter Haldenzug weiter westlich zieht hinauf bis zum Baukarl und weiter bis zu 2450 m. Im Baukarl auf 2390 m Seehöhe ändert sich das Haldenmaterial: schwarzbraun angewittertes Fe-Karbonat, die an Kokshaufen erinnern, prägen das Erscheinungsbild. Bleiglanz, Pyrit und Kupferkies wurden bereits abgeschieden, sodass nur selten derartige Stücke zu finden sind. Vereinzelt findet sich noch Schlackenmaterial.
- Quelle: Bergbau- und Hüttenaltstandorte im Bundesland Salzburg, 1998

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Anmerkung: Die Informationen stammen aus dem veröffentlichten Bericht des Instituts für Frühgeschichte - Allgemeine Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Heinz Dopsch, Inst. f. Geschichte Salzburg. Der Text wurde teilweise direkt übernommen. Die archäologischen Forschungen bzgl. der Anlage am Bockhart wurden in den Jahren 1995 - 1997 durchgeführt. Insgesamt wurden 6000 Fundstücke geborgen, vor allem Eisenfunde und Werkzeuge. Weitere Informationen stammen aus den Montangeologischen-mineralogischen Untersuchungen von Gerhard Feitzinger, im Auftrag des Landes Salzburg, Abteilung 16, Umweltschutz, 1998 und dem Buch "Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung" von Fritz Gruber, Eigenverlag 2012.

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© 2007 (Rev: 2018) Anton Ernst Lafenthaler
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