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ET - Gasteinertal/Menschenwerke: Bergbaubetrieb - Montane Werksanlage im Nassfeld
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Menschenwerke . Gasteinertal

Montane Werksanlage Nassfeld

Bergbaubetrieb im 20.Jh.

Kraftwerk, Nassfeld Der Nachweis reicher Erze bis unter die Talsohle des Siglitztales bestärkte die damalige Ansicht, dass die Erzführung weit in die Tiefe reiche. Der bekannte Geologe aus Berlin Univ. Prof. Dr. Paul Krusch stellte in einem Gutachten fest, dass derber Arsenkies Träger des Goldes sei, bis zu 45,4 Gramm Gold pro Tonne im erzhaltigen Hauwerk. Dies gab den Anstoß, das später als Imhof-Unterbaustollen benannte Siglitz-Projekt zu realisieren. Im Juli 1912 wurde an erhöhter Stelle im nördlichen Bereich des Nassfeldes der Imhof-Unterbaustollen angeschlagen. Der Ansatzpunkt des Mundloches lag im Felsbereich in 1.624 m Höhe.

Der Stollen führte zunächst durch das ganz flache Gelände einer lawinengefährdeten Mulde, die mit einer betonierten Galerie überbaut wurde und erreichte bei 100 m einen Schuttfächer und erst nach 220 m den anstehenden Fels aus Granitgneis. Die Vortriebsarbeit erfolgte mit modernsten pneumatischen Flottmann-Bohrhämmern, wobei im Durchschnitt Tagesleistungen von 3,6 bis 5,5 m erreicht wurden. Die Druckluft lieferte eine mobile Kompressoranlage vor dem Mundloch des Imhof-Unterbaustollen.

Erzaufbereitungsanlage

In der 1916 im Nassfeld probeweise errichteten, kleine Erzaufbereitungsanlage wurde bereits ab Juni 1916 die im Imhof-Unterbaustollen abgebauten Erze verarbeitet.

Mit der Anlage des Imhof-Unterbaustollens gelang es, Erzgänge mit abbauwürdiger Erzführung anzufahren, und auf der Erzbasis von 1915/16 wurde während des Ersten Weltkrieges 1916/17 eine kleine, nass arbeitende Erzaufbereitungsanlage mit einer Durchsatzkapazität von 25 - 30 Tonnen erzhaltigen Hauwerk pro Tag errichtet.
Das Erzaufbereitungsgebäude zeigte einen auf Betonfundamenten aufgebauten Holzwerksbau und befand sich beim hangartigen Gelände unterhalb des Imhof-Unterbaustollen. Die Förderung des erzhaltigen Hauwerkes erfolgte aus dem Imhof-Unterbaustollen auf einfache Weise, mittels eiserner Grubenhunte und einer Benzinlokomotive. Die Erzaufbereitungsanlage, geliefert von der Firma Friedrich Krupp AG, Grusonwerk in Magdeburg bestand aus einer Steinbrechanlage, einem fünfstempeligen Pochwerk, einem Amalgamtisch und zunächst aus drei und später aus sechs Schüttelherden, auf denen die Erzkonzentrate, die sogenannten Schliche erzeugt wurden.
Fritz Gruber schreibt in seinem Buch "Tauerngold" dazu: Die Pochstempel von je 400 kg Gewicht zerkleinert das erzhaltige Hauwerk. Durch ein Austragssieb mit 12 Maschen auf 10 mm gelangte das Material als saure Trübe auf den mit Messingplatten belegten Amalgamationstisch, auf dem Quecksilber verrieben war, sodass es mit dem grobkörnigen Feingold der Trübe eine Amalgamierung einging. Dabei wurden, durch nachfolgende Destillation des Amalgams und Einschmelzen des zurückgebliebenen Goldes, zunächst 25% des Goldes gewonnen. Alle 24 Stunden wurde der Amalgamationstisch mit Kaliumzyanid von den Oxiden gereinigt. Die Trübe bzw. der Erzschlamm gelangte anschließend über Spitzlutten und Spitzkästen zur Herdwäsche. Auf den quergeneigten, in Längsrichtung sehr rasch hin und her bewegten Schüttelherden bzw. Gruson- und Ferrarisherden wurden unter Wasserberieselung die mineralischen Bestandteile der Trübe nach den spezifischen Gewichten voneinander getrennt und die Erzkonzentrate, genannt Schliche, ausgeschieden. Zuerst lagerte sich der schwerste Schlich, der Bleiarsenschlich ab, dann folgte der leichtere Pyritschlich und zuletzt setzte sich der taube Schlich ab (Quarz, Feldspat und Glimmer). Den höchsten Goldgehalt wies dabei der Bleiarsenschlich auf mit Durchschnittlich 53 bis 63 Gramm Gold pro Tonne und 500 bis 600 Gramm Silber auf. Im Anschluss an die Anlage waren mehrere Klärteiche aus Stampfbeton zum Absatz der feinen Erzschliche situiert.

Wasserkraftwerk

Das von Karl Imhof propagierte Tiefenaufschlussprogramm, das einen Bergbaubetrieb mit modernsten technischen Einrichtungen vorsah, machte eine ausreichende Versorgung mit elektrischer Energie unumgänglich. In Böckstein bestand bereits ein kleines Elektrizitätswerk mit 37 PS. Für geplante Weiterentwicklungen völlig unzureichend. So wurden für die örtliche Versorgung zwei kleine Wasserkraftanlagen, 1908 im Siglitztal und 1912/13 im Bereich der oberen und unteren Pochkarseen (Bockhartseen) errichtet. Den größten Stellenwert hatte aber die Wasserkraftanlage aus 1912/13 im Nassfeld.

Eingang Schaukraftwerk Kompressor, Schaukraftwerk Kompressor, Schaukraftwerk Kompressor, Schaukraftwerk Turbine, Schaukraftwerk Turbine, Schaukraftwerk Wasserregulierung, Schaukraftwerk Wasserregulierung, Schaukraftwerk Wasserregulierung, Schaukraftwerk
Kompressor mit Schwungrad - Peltonrad - Wasserregulierung

Das Projekt im Nassfeld aus 1912 machte die Aufstauung des unteren Bockhartsees notwendig, gemeinsam mit der Errichtung einer Kraftzentrale im Nassfeld. Das benötigte Betriebswasser von 106 Liter pro Sekunde wurde mittels einer 1550 m langen und 300 mm starken gusseisernen Rohrleitung zur Kraftzentrale über alpines Gelände in das Nassfeld geleitet.
Fritz Gruber schreibt in seinem Buch "Tauerngold" dazu: Das Gebäude der Kraftzentrale besaß eine Länge von 20 m und eine Breite von 10,8 m und war aus ziegel- und Bruchsteinmauerwerk errichtet. Das Innere des Gebäudes umfasste einen Maschinen-, einen Schaltraum und eine Reparaturwerkstätte. Darüber befand sich ein Magazin und im ersten Stock des Gebäudes eine Wärterwohnung. Im Maschinenraum gelangte eine Voith-Hochdruckfreistrahlturbine mit zwei Düsen und automatischer Nadelregulierung zur Aufstellung. Die benötigten Betriebswassermenge betrug 200 Liter pro Sekunde bei einem Nettogefälle von 205,7 m. Die normale Leistung zeigte bei 1000 U/min 417 PS. Nachgeschaltet war ein Drehstromgenerator mit einer Leistung von 225 kVA bei einer Spannung von 5500 Volt und eine Flottmann-Kompressoranlage mit 6-8 at Betriebsdruck. Darüber hinaus war ein AEG Union Drehstromtransformator mit einer Leistung von 150 kVA und der Spannungsübersetzung von 5500 V auf 220 V situiert.

Von der Kraftzentrale führten Hochspannungsleitungen zum 3500 m entfernten Hieronymusstollen auf den Radhausberg, weiter zum Siglitz-Unterbaustollen und schließlich zur Erzaufbereitungsanlage in das Nassfeld. Weil die Kraftzentrale im Nassfeld zeitweise nicht mit genügend Betriebswasser versorgt werden konnte, wurde die Vergrößerung des Fassungsvermögens des als Ausgleichsweiher dienenden Pochkarsees notwendig. Die Staumauer wurde erhöht und zeigte letztlich eine Kronenlänge von 39,6 m und eine maximale Höhe von 5,5 m. Die bisherige Wasserführung wurde durch einen Druckstollen ersetzt. Die Maßnahmen bewirkten eine Erhöhung des Wasserspiegels um ca. 3,13 m.

Im Zuge des Anschlages des Pochkar-Unterbaustollens wurde auf 1984 m Seehöhe zum Betreiben der technischen Anlagen ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von ca. 32 PS errichtet. Dabei wurde das Abflusswasser des Oberen Pochkarsees ausgenützt. Reste dieses Kraftwerkes sind heute noch beim - Pochkar-Unterbaustollen - zu sehen.
Der Name "Pochkar" taucht erstmals im 19. Jh. auf, insbesondere im Zusammenhang mit den wohl einst dort befindlichen Pochwerken. Der viel ältere Name "Bockhart", so wie ihn auch die einheimische Bevölkerung kennt, sollte auf alle Fälle beibehalten werden.

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Quelle: "Das Buch vom Tauerngold" von Paar/Günther/Gruber - 2006, Verlag Anton Pustet

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