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Dokumentation . Gasteinertal

Thermalwasseranalysen

Quellenfassung

Dr. Greinwald berichtet uns im Kapitel - Geschichte des Heilbades, dass noch im 15. und 16. Jahrhundert die schlecht gefassten Thermalquellen in hölzernen Rinnen in die Badehütten geleitet wurde, in denen Gemeinschaftsbäder mit Holzbänken für die Gäste zur Verfügung standen. Auch Theophrastus Paracelsus besuchte das Bad; seine Thermalwasser-Analysen allerdings begründeten sich lediglich auf Vermutungen, indem er das umgebende Gestein inspizierte und daraus auf die Inhaltsstoffe schloss. Im Bäderbuch von Thurneisser waren bereits Krankheiten angeführt, die in Gastein Linderung oder gar Heilung versprachen wie "Zipperlein und Podagram" (Rheuma und Gicht) und immer wieder wurde n Erklärungsversuche angegangen, wie den die heilende Wirkung zustande käme.
Zahlreiche chemische und physikalische Analysen sollten dem Thermalwasser sein Geheimnis entlocken. Aber erst die Entdeckung der Radioaktivität um die Jahrhundertwende und letztlich das aufgespürte Radon im Thermalwasser sollen die heilenden Wirkung erklären. Im Jahre 1936 wurde das Gasteiner Forschungsinstitut gegründet mit dem Ziel, weiter an den Heilkräften und Erklärungsmodellen zu forschen. Es stand unter der Leitung von Physiologen Professor Ferdinand Scheminzky, gefolgt von Univ.-Prof. Dr. Peter Deetjen. Die vielfältigen Wirkungen, insbesondere des Radons erweitern ständig das Wissen um die Heilkraft und - vielleicht liefern Neuentdeckungen im 21. Jahrhundert dazu noch einige Überraschungen mehr, wie schon der Berliner Kliniker Geheimrat Kraus im Jahre 1912 feststellte: "Die Radioaktivität ist ein spezieller Heilfaktor für sich. Das Unterfangen, die Bedeutung in der Therapie der chronischen Gelenkerkrankungen von alters her erfolgreich verwendeter Heilquellen ausschließlich auf deren Emanationsgehalt zu reduzieren, kann schon jetzt bestimmt als mißglückt bezeichnet werden. Behandlung mit radioaktiven Stoffen kann nicht einfach an Stelle dieser Heilbäder gesetzt werden." - Quelle: Gerke, 1946

Erste Analysen im 18. / 19. Jahrhundert

Hufeland sagt, dass die Gasteinerquelle "zu jenen geheimnisvollen, wunderbar kräftigen Thermen gehört, welche ohne hervorstechende mineralische Bestandtheile dennoch sehr auffallende Wirkungen hervorbringen; sie wirkt daher vorzugsweise dynamisch, denn dieses Wasser bedürfe der wenigen fixen Bestandtheile ganz und gar nicht, um gerade so und nicht anders zu wirken; und seine Kraft als blosses warmes Wasser verdiene ebenfalls keiner besondern Würdigung." Nachdem entdeckt wurde, dass die elektrische Leitfähigkeit (7 x) höher ist als bei Oberflächenwasser, entstehen neue Erklärungsmodelle, bekannt als" biochemisch - galvanische Conflict". Aber auch abwegige Erklärungsmodelle, wie die des Kreisphysikus Dr. Hofrichter wurden diskutiert. Die Mehrzahl der Ärzte war der Meinung, die Kraft der Heilquellen sind den darin enthaltenen, teils fixen, teils flüchtigen Bestandteilen zuzuschreiben.

» Erste Beschreibungen der Thermalwirkungen «
Pictorius meint vom Gasteinerbade: "dass es den Frauen das weiss vertreibe, misslingen verhüte, schwanger mache, und des Leibs überflüssige Feuchte verzehre." - Thurneisser rühmt dieses Bad als Mittel gegen Sehwindel, Schlafsucht, blöde Augen, Gelb- und Lungensucht, Kolik, Podagra, Lethargie etc. und sagt ausdrücklich: "es stärke das Herz und das Hirn, reinige den Magen, mache unkeusch, und gebe viel Sperma.">/i> - und Die "Analysen" von Paracelsus und seine Zeitgenossen waren lediglich Vermutungen. Erst mit Barisani konnten durch die Fortschritte der analytischen Chemie Schwefel-, kohlen- und salzsaures Natrium; schwefel-, kohlen- und salzsauren Kalk und Kieselerde nachgewiesen werden. Niederhuber meint gar, dass die mineralischen Bestandteile weder für sich einzeln, noch in ihrem Zusammenhang für die Wirkungen verantwortlich sei, sondern das in diesem Heilwasser "ein unsichtbares Wesen enthalten sei". - Quelle: Eble, 1834

» Quellanalyse bis Ende des 18. Jahrhunderts «
Dr. Gerke berichtet uns über Dr. Wolfgang Anton von Eckel, Leibarzt des Erzbischofs von Salzburg, dass dieser immer an den vermuteten Bestandteilen (Alaun, Salpeter, Schwefel, Markasit, Spießglas, Eisen, Kupfer, Silber und Gold) festhält, aber als Resultat seiner Beobachtungen 1738 vermerkt: "daß der eigentümliche Inhalt des Wassers auch durch die angewendeten klügsten Handgriffe der Scheidekunst den äußerlichen Sinnen nicht kann vorgelegt werden, indem auf gemachte Erfahrungen nichts anderes als eine schweflichte, salzige, glasreiche Substanz herauszubringen ist" - Quelle: Gerke, 1946
Aber auch damals schon sind Zweifel an der Wirksamkeit des Wassers aufgekommen, wie Dr. Gerke im Buch anführt; und so ist im Parnassus boicus, dem bayrischen Musenberg 1736 nachzulesen, dass er (ein Mann, welcher mit der Abkürzung I.G.D. zeichnet) wissen möchte, wie die Gelehrten die im Gasteiner Wasser vorkommenden Mineralien aufspüren können und so möchte er wissen: "mit was für praktikalischen Proben und chymischen Prozessen die bisher erwähnten gelehrten Leute hinter die so unterschiedlich vorgegebenen Mineralien im Gasteiner Wasser gekommen seien. Es scheint ihm nämlich, als sei man bisher bedacht gewesen, solche mineralischen Teile allda eher zu benennen als wirklich aufzusuchen. Er selbst habe von dem kostbaren Gasteiner Wasser eine kleine Portion zu kosten erhalten und habe daraus nur wahrgenommen, daß dieses subtile Bergwasser in gleichem Gewicht stehe mit unserem Regenwasser, rein und kristall-lauter sei, ohne Geruch und Geschmack, wie es auch der weit- und wohlgereiste Laurentius Gryllus zu seiner Zeit schon also befunden." - Quelle: Gerke, 1946 S. 92

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verbesserten sich die analytischen Methoden und so fand Dr. Josef von Barisani eine exaktere Quellanalyse, welche er 1785 in deutscher Sprache veröffentlichte. Er fand darin nur ganz geringe Spuren von Schwefelluft, Kalkerde, Kochsalz, Bittersalz, Laugensalz und Tonerde mit fast unmerklichem Eisengehalt.
Der Arzt Dr. Niederhuber fasst dann seine Ansichten über die Wirkung der von Barisani gefundenen Quellbestandteile zusammen und schreibt, bereits voraus ahnend auf das erst 100 Jahre später gefundene Radon : "Gewiss ist es, dass alle diese bestimmten Bestandteile weder für sich einzeln, noch in ihrem Zusammenhang hinlänglich wären, jene schnellen tätigen Wirkungen in den tierischen Körpern und selbst im Pflanzenreiche zu erregen, und hervorzubringen, welche uns die stete Beobachtung, und die von langen Zeiten her geprüften Erfahrungen beweisen. Notwendigerweise muss uns das auf den Gedanken verleiten, dass in diesen heilsamen Wassern ein feines unsichtbares Wesen enthalten sey, in welchem der erste wahre Grundstoff der Wirkung liege. Ob wir nun aber dieses feine, unsichtbare, durchdringliche Wesen einen Mineralgeist, ein primum Ens, ein ätherisches Gas, wilden Geist, wildes Gas, entwickelte fixe Luft, Schwefelluft, oder Luftsäure nennen sollen, von welcher Natur und Namen ein solches Wesen in unserem Bad vorzüglich sey, will und kann ich hier umsoweniger bestimmen, als eine solche Bestimmung ohnehin kaum eine überzeugende Befriedigung geben würde. Wiederholte Versuche und fernere Erfahrungen werden vielleicht mit der kommenden Zeit mehr Licht über die Natur und Beschaffenheit dieses Wesens verbreiten."
Herr von Buch, schrieb 1798 dazu: "Hinsichtlich der Menge seiner chemischen Bestandteile seye die Gasteiner Quelle keine der reichsten in Deutschland. Sie enthalte eine zehnmal geringere Menge als jene in Karlsbad, eine achtmal geringere als die in Achen und eine zweieindrittelmal geringere als der Warmbrunn in Schlesien, woraus sich der Beweis ergebe, dass die Heilsamkeit eines mineralischen Wassers nicht so sehr von der Menge, als von der innigen Mischung seiner Bestandteile abhänge.quot; - Ähnliche Äußerungen kamen von Dr. Zandonatti aus Salzburg, welcher meint: "daß die chemische Mischung so innig und so lebendig sei, daß sie der bis jetzt bekannten Methode der Analyse ganz entrückt zu sein scheine." - Der geringe Gehalt an chemischen Substanzen bei nachgewiesener heilenden Wirkung erzeugte Verwirrung bis zuletzt gar keiner mehr eine Analyse wagte. - Quelle: Gerke, 1946

» Quellanalyse und Erklärungsversuche im 19. Jahrhunderts «
Der Gasteiner Arzt Dr. Eble trifft mit seinen Ausführungen ganz der heutigen Auffassung der Wirkung der Thermalkur wenn er schreibt: "Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß die wesentliche Wirkung des Bades in vermehrter Belebung und Aufregung des gesamten Lebensprozesses bestehe, und daß die sekundären Wirkungen lediglich von den genannten Individualitätsverhältnissen, oder mit anderen Worten von den mehr oder minder stark hervortretenden Heilbestrebungen des kranken Organismus, welche durch das Bad hervorgerufen werden, abhängen. Dieses Heilwasser richtet seine Hauptwirkung nicht auf dieses oder jenes System oder Organ, sondern auf den Gesamtorganismus ..." - Im gesamten 19. Jahrhundert forschte man weiter und machte dabei zahlreiche Beobachtungen wie z.B. das auffallend rasche Aufblühen verwelkter und halb verdorrter Blumen. Die Entdeckung der Elektrizität ermutigte zu neuen Erklärungsversuchen, wie dem "biochemisch-galvanischen Konflikt" wie z. B. die Beschleunigung des Wachstums von Brunnenkresse in der elektrischen Atmosphäre und der Physiker Baumgartner entdeckte 1828 die auffallende Erscheinung, dass das Thermalwasser an der Quelle die Magnetnadel bis auf 25° ablenkte, während destilliertes Wasser keinen Effekt ergab und es war besonders auffallend, dass das Thermalwasser zur Abkühlung längere Zeit benötigte als gewöhnliches Wasser und zur Bereitung von Mörtel nicht geeignet war.
Besonders der Chemiker Liebig war skeptisch und fad keine chemischen Bestandteile, die Heilwirkung haben könnten, genoss aber die Kur in Gastein und kam zu dem Ergebnis: "Chemische Ursachen kann das nicht haben, nur physikalische, es müssen magnetisch-elektrische Verhältnisse obwalten, welche so heilsam einwirken." - Die letzte und exakteste chemische Analyse wurde von Ludwig und Panzer in Wien 1899 vorgenommen. Die elektrischen Phänomene aber konnten die Heilwirkung nicht erklären. - Quelle: Gerke, 1946

» Ein obsoleter Erklärungsversuch des Kreisphysikus Dr. Hofrichter «
Dr. Hofrichter machte darauf aufmerksam, dass man bei der Wirkung der Gasteiner Thermen ganz den veränderlichen Luft-Druck vergessen habe, der viel wichtiger sei als das Bad selbst, da das Waser mineralisch so arm und doch wirksam sei. Hofrichter machte sich in seinem Aufsatz erst über einen großen Mann lustig, weil dieser an geheime, den Bädern innewohnende Kräfte glaubt um gleich darauf hinzuweisen mit den Worten: "dass man hiebei auf den abgeände rten Druck der Luft, unter welchem der Kranke in den Bädern zu leben im Begriffe steht, und welcher wichtiger, als das Bad und seine Mischung selbst sey, bisher gänzlich vergessen habe." - und weiter führt er an - "Gastein, eine blutarme Najade, kann nur mit Aesculap (die Luft nach Pausanias) im Bunde Heilung bewirken, die ihr ganz unmöglich fallen würde. 1785 (soll heissen 1795) Fuß über der Meeresfläche hat sie sich ihren Tempel erbaut. Muss nicht in dieser Höhe die Atmosphäre auf den Körper eines Heilung Suchenden, dessen Wohnort nur 435 Fuß hoch liegt, um 3060 Pfund weniger drücken, als früher? Ist dieses nichts? ... Oder müssen wir nicht vielmehr diesen verminderten Druck auf den früher schwer belasteten Körper als eine mächtige, ihn auf allen Puncten treffende Ventose betrachten, und von ihm alle jene Wirkungen erwarten, die diese zu leisten im Stande ist? Ich glaube, ja! - An sich also bringt, und muss dieser Umstand mächtige Veränderungen in dem Organismus hervorbringen; wird nun noch dabei gebadet, und dadurch Stundenlang bei 2 Fuß Wasserstand in der Wanne der Druck um 2100 Pfund, bei der Tiefe von 3 Fuß um 3150 Pfund gesteigert; wird dieser Wechseldruck Wochenlang täglich 1 - 2 mal wiederholt, ist es ein Wunder, wenn dann die stärksten Stockungen im Unterteibe gelöst, die Haut gangbar, und sie und die Eingeweide zu neuem Leben angeregt werden? Eine Wirkung, die man mit Unrecht der unschmackhaften Quelle von Gastein, oder wohl gar einem ihr inwohnenden eistigen Prinzipe zuschreiben, und die doch der Kranke an seinem Wohnorte vergebens von seinen Hausbädern erwarten würde.... " - Diese Ansicht aber fand wenig Anklang und man erwiderte dem Autor sarkastisch, er solle nach Heiligenblut (4000 Fuß) oder zu den Mönchen vom St. Bernhardsberge (7000 Fuß Höhe) fahren, um dort täglich einige Stunden bei 3 Fuß Wassertiefe, also bis ans Kinn eingetaucht, warm zu baden, und wenn dann nach Verlauf von 3 - 4 Wochen seine Stockungen gelöst, seine Haut gangbar, seine Glieder gelenkig, und seine Eingeweide zu neuem Leben angeregt worden, wie zu Gastein und Pfäfers wirklich geschieht. - Quelle: Eble, 1834

Analysen im 20. Jahrhundert

Entdeckung des Radons

» Analyse im 20. Jh. - Radon im Quellwasser «
Mit Beginn des 20. Jahrhundert wurde das Radium entdeckt, einschließlich seiner Zerfallsreihe, die das Radon hervorbringt. Dass diese radioaktiven Elemente tiefgreifende Wirkung auf lebende Organismen hatte wusste man zunächst nicht. Madame Curie und A. Labord gelang der Nachweis von Radon im Gasteiner Thermalwasser und Heinrich Mache, Wiener Physiker konnte 1904 bedeutende Emanationsmengen nachweisen und kam zu dem Schluss, dass die Quellen unterschiedliche Radonkonzentrationen aufweisen und der Quellstoff mit der höchsten beobachteten Radioaktivität heißt Reisacherit mit einer Aktivität von 0,05 bis 3,9 Urannitrat. Somit wird angenommen, dass in den Tiefen große Mengen radioaktiv emanierendes Gestein und zwar das Radium selbst lagert. Dieses Radium löst sich in außerordentlich geringem Betrage im Thermalwasser, von dem es dann in den höheren Schichten mit dem als Reissacherit bekannten Sediment abgesetzt wird.
Der Wiener Physiker Heinrich Mache - führt nach den Emanationsmessungen in Bad Gastein die Mache-Einheiten ein, wonach sich der Heilwert des Wassers ableiten lassen sollte. Da radioaktive Substanzen überall vorkommen, kann nur ein hoher Radongehalt wirksam sein und somit als Heilquelle bezeichnet werden.

» Herkunft der Thermen - vadose und juvenile Quellen «
Vadose Quellen entstehen aus Regenwasser, das durch Eindringen in die Gesteinsschichten mineralische Bestandteile aufnimmt. Als juvenile Quellen bezeichnet man das tief im Erdinneren liegende Wasser, welches nicht mit Luft in Berührung kommt. Die Entstehung der Gasteiner Thermen ist immer noch nicht geklärt. Zunächst meinte man, dass die Thermen aus vadosem Niederschlagswasser bestehen und die mineralischen Bestandteile sowie Emanation aus dem verwitterten Tauerngneis aufgenommen wird. Heiße Gase aus dem Erdinneren sollen zu Wasserdampf kondensiert in den vertikalen Gesteinsspalten mineralische Stoffe herauslösen, wie auch Eisen, Mangan, Fluor, Radium und Thorium. Diese werden an der Quellmündung abgesetzt in Form des Schlammminerals Reissacherit. Dieser gibt dann radioaktive Substanzen an das heiße Wasser wieder ab.
Neue Untersuchungen sprechen dafür, dass die Quellen hauptsächlich juvenilen Ursprungs sind und nur manche Quellen nahe an der Oberfläche Zusickerungen von vadosem (Niederschlags-) Wasser erhalten. Beweisend soll sein, dass juvenile Quellen keinen Sauerstoff mitführen. Dabei wurden die oberen Quellen vollkommen sauerstofffrei gefunden, die unteren Quellen aber einen geringen Gehalt an freiem Sauerstoff aufwiesen, also mit Niederschlagswasser vermischt scheint. Gesichert ist aber nur, dass das Thermalwasser aus großen Tiefen stammen muss und einen langen Weg über das älteste Gestein der Erde zurückgelegt hat.
Der Radongehalt der verschiedenen Quellen ist unterschiedlich. Den höchsten bisher gefundenen Radongehalt weist die Fledermaus-Quelle auf, den niedrigsten die Franzensquelle. Die Physiker Ruschitzka und Wallner teilten deshalb das gesamte Quellsystem in zwei Gruppen auf: Das obere Quellgebiet (Franz-Josephs-, Rudolfs- und Lainer-Stollen) weist hohe Temperaturen und einen niedrigen Radongehalt auf, beim unteren Quellgebiet (Reissacher-, Sophien-, Grabenbäcker-, Mesnil-Quelle) ist es umgekehrt. Am Schnittpunkt der beiden Gruppen liegt die Elisabeth-Quelle.

» Thermalwassereigenschaften und Radon-Wirkungen «
Das Thermalwasser selbst ist vollkommen klar und rein. Seine Reaktion ist neutral, es ist geruch- und geschmacklos. Das aus dem Wasser entweichende Radon ist flüchtig wie Kohlensäure und dringt über die Atemwege und die Haut in den Körper ein, setzt sich besonders in lipoidreichen Gewebe Nervenscheiden, hormonproduzierende Drüsen und der Nebenniere fest und verweilt zirka 1 1/2 Stunden und übt in dieser Zeit seine Wirkung aus. Die wichtigste Radonwirkung aber ist die auf den Zellkern, wo Chromosomenbrüche stattfinden, welche die Zelle immer wieder reparieren muss. Bei Rheumapatienten ist eine verminderte Reparaturfähigkeit für DNA nachzuweisen. Unter Radoneinfluss steigert sich die Reparaturfähigkeit (repair-function) des Zellkerns von Chromosomenbrüchen um ein Vielfaches, was Möglicherweise die biologisch positiven Wirkungen erklärt. - Quelle: Greinwald, 2004

» Kleinste Radon-Dosen sind lebenswichtig «
Experimente mit Pantoffeltierchen (Einzeller) des französischer Physiologen G. Planel zeigten, dass unter dem Einfluss normaler Umweltstrahlung die Tierchen eine durchschnittliche Wachstumsrate aufwiesen, diese aber um mehr als die Hälfte sank, wenn eine Bleikammer die Tierchen abschirmte. Die natürliche radioaktive Strahlung bewirkte also eine mehr als doppelt so hohe Wachstumsrate. Versuche mit anderen Insekten in Amerika brachten ähnliche Ergebnisse mit dem Resultat, dass kleine Radondosen das Leben verlängert. Auch kann im Tierversuch mit kleinsten Radondosen die Wundheilung gefördert sowie eine beschleunigte Kallusbildung bei Knochenbrüchen nachgewiesen werden, eine bereits im Mittelalter empirisch nachgewiesener Effekt. Weiter zeigen sich positive Effekte auf die Fruchtbarkeit von Tieren, die eine herabgesetzten Sterilitätsrate aufwiesen. - Quelle: Greinwald, 2004, S. 17-19

» Inhaltsstoffe . Thermalwasseranalyse «
Nach der Entdeckung des Radons erfolgten zahlreiche Untersuchungen der einzelnen Quellaustritte, wobei festgestellt werden konnte, dass der Emanationsgehalt der einzelnen Quellen höchst unterschiedlich war, wie die - Quell-Tabelle - aus dem Badebüchlein von Dr. Gerke 1946 - und die - Thermalwasseranalyse 1939 -entnommen dem Buch von S. Hinterseer zeigten. Die letzte veröffentlichte Analyse aus dem Jahre 1978 ergibt ähnliche Werte wie die von Dr. Gerke, 1946 - entnommen dem Buch die Gasteiner Kur von Dr. H. Greinwald, 2004.

Quell-Analyse 1978

Nr. Quelle Austritte Zahl m³/Tag Temp. °C Radon-Gehalt
10E10 Curie/l
I Franz-Joseph-Quelle aus Fels 27 195 45,6 48
II Rudolf-Quelle aus Blockwerk 10 432 46,6 58
III Wasserfall-Quelle aus Fels 5 349 38,3 378
IV Alte Franzens-Quelle aus Blockwerk 1 4 44,5 110
V Lainer-Quelle aus Blockwerk 2 179 46,4 248
VI Doktor-Quelle aus Fels 2 99 42,4 235
VII Neue Franzens-Quelle aus Blockwerk 2 18 41,4 6
VIII Wandelbahn-Quelle --- -- -- -- --
IX Elisabeth-Quelle aus Blockwerk 12 2580 46,1 478
X Fledermaus-Quelle aus Fels 5 14 35,0 934
XI Mitteregg-Quelle aus Blockwerk 2 24 37,4 86
XII Reissacher-Quelle aus Blockwerk 6 378 39,5 528
XIII Kanal-Quelle aus Blockwerk 4 62 35,6 203
XIV Grabenbäcker-Quelle aus Fels 1 106 36,8 398
XV Spitzwald-Quelle -- -- -- -- --
XVI Sophien-Quelle aus Fels 1 107 38,1 587
XVII Mesnil-Quelle aus Fels 1 119 37,0 592
- Analyse 1978 - entnommen dem Buch von Dr. Greinwald, 2004 - Die Gasteiner Kur
- siehe auch die - Quell-Tabelle - Dr. Gerke 1946

17 Quellaustritte rund um den Wasserfall spenden fast fünf Millionen Liter Thermalwasser täglich. die gefasst in einem Pumpbehälter am Fuße des Wasserfalles als Mischwasser der verschiedenen Quellen fließen. Ein Teil des Wassers wird ohne Vermischung mit Leitungswasser im Gegenstromverfahren gekühlt, damit in den Kurhäusern die Temperatur des Thermalwassers je nach ärztlicher Verordnung ohne Zumischung von Leitungswasser eingestellt werden kann. Das Forschungsinstitut Gastein prüft immer wieder die Qualität dieses Thermalwassers und kommt im Wesentlichen immer zu denselben Werten. Die letzte Analyse aus dem Jahre 1978 ergab folgendes Ergebnis:

Wassertemperatur: 42,9° C
Trockenrückstand bei 105° C: 338 g/t Wasser
Summe der Erdalkalien (Härte): 0,526 mol/m3
Gehalt an Radon: 17,9 nCi/l
1 kg Wasser enthalten : mg
Kationen :
Natrium (Na)
Kalium (K)
Lithium (Li)
Calcium(Ca)
Magnesium (Mg)

Anionen :
Hydrogencarbonat(HCO3)
Chlorid (Cl)
Fluorid (F)
Sulfat (SO4)

Metakieselsäure (H2SiO3)
 - echt gelöst
 - kolloidal gelöst
Orthoborsäure (H3BO3)
! freies Kohlendioxyd (CO2)

80,01
5,71
0,27
19,84
0,75


57,91
24,96
5,61
130,67


46,16
0,40
8,17
6,87
- Analyse 1978 - Buch von Dr. Greinwald, 2004

Ammonium, Mangan, Eisen und Monophosphate konnten nicht nachgewiesen werden.
Die Nachweisgrenze für Ammonium und Mangan liegt bei 100 µg/l,
für Eisen und Monophosphat bei 10 µg/l.
Die Fluoridkonzentration hingegen liegt mit 1.5 mg/1 erheblich über der empfohlenen Obergrenze.

Weiterführende und verwandte Themen :
• Dokumentation : Thermalquellen - im Wildbad
• Thermen Gasteins : Warme Quellen - in Bad Gastein

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Anmerkung: Die Informationen wurden auszugsweise dem Buch "Gasteiner Badebüchlein" von Dr. Otto Gerke, 1946 -
dem Buch "Die Gasteiner Kur" Von Hermann Greinwald, Verlag Feichter KG, Bad Gastein,2004 und -
dem Buch "Die Bäder zu GASTEIN" von Burkart Eble, 1834 - entnommen.
Die Textauszüge wurden hier teilweise unverändert wiedergegeben.

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© 2008 Anton Ernst Lafenthaler
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