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D - Gasteinertal/Dokumentation: Geschichte - Goldbergbau/Montanbezirk Böckstein
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Bergbau

Dokumentation . Gasteinertal

Montanbezirk Böckstein

Gründung . Modernisierung . Denkmalschutz

Die Gründung Altböcksteins und die Errichtung von Werkanlagen beschreibt Wilhelm Günther (mit Beiträgen von Werner H. Paar) im Kapitel "Die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse des Edelmetallbergbaues in Salzburg im 19. und 20. Jahrhundert" im Buch "Tauerngold" von Werner H. Paar, Wilhelm Günther und Fritz Gruber. Die im Jahre 1741 in der Barockzeit gegründeten Werksanlagen, heute Altböckstein genannt, sind eine der ältesten noch erhaltenen, nach einem einheitlichen Plan erstellten Siedlungen dieser Art in ganz Mitteleuropa.
Die Grundstruktur des ursprünglichen Planes ist heute noch deutlich zu erkennen und mit ein Grund dafür, dass der gesamte Bereich 1976 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Heute dienen der Salzstadel und der Samerstall musealen Zwecken, die übrigen Gebäude werden für Wohn- und Verwaltungszwecken genützt.

» Schneelawine zerstört das Poch- und Waschwerk in der Peck «
Am 14. Jänner 1741 nachmittags zwischen ein und drei Uhr ist das Poch- und Waschwerk in der Peck durch eine unvorhersehbare Schneelawine von der Fuxleithen (heute Böckfeldalm) zerstört worden - dazu heißt es, das Poch- und Waschwerk in der Peck wurde "durch eine unversechens entstandene und von der sogenanten Fuxleithen herabgeschossene Schnee- und Windlähn dergestalt ruinirt worden, dass nit nur allein etliche hierzue gehörige gebäu und Werchgäden völlig destruiret und vernichtiget, sondern auch die noch übrig stehent verblibenen gleichfahls sehr beschädiget."
Landesherr Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian ließ sich am 27. Februar 1741 über das Unglück, bei dem elf Personen ums Leben kamen, offiziell Bericht erstatten. Die landesherrlichen Räte Dr. Rochus Auer von Winkel, Josef Joachim Cleßin von Königsklee umd Matthias Felix des Berti empfahlen, Bergwerksobmann Josef von Koflern in die Peck zu entsenden, um "zu verhüetung ferer dergleichen unheils ain ander sicherer Platz zu übersetzung der Wäschhütten und Gold-Mühl" ausfindig zu machen.

Montansiedlung Böckstein 1741

» Der Bauplatz und die Betriebslogik der Anlage Böckstein 1741 «
Als Bauplatz für die neue Anlage wählte man die Fläche zwischen dem Hinteren Böckstein (Kirchhügel) und dem Eingang ins Nassfeld, also den Bereich des heutigen Altböckstein. Der von Johann Conrad Hagger ausgedachte Generalplan wurde nach folgender Betriebslogik verwirklicht:
Durch eine neu angelegte Sackzugrinne kam das Erz über eine "Sturzbrücke" in den Schütthof. Erzläufer brachten es zum Poch nahebei. Vom Pocher gelangte das fertige Pochgut als Schlich in die unmittelbar nach Nord anschließende "Waschanlage" und von dieser weiter zur "Goldmühle", wo sich der Amalgamierprozess abspielte. Diese drei Funktionseinheiten erhielten die benötigte Antriebsenergie durch unterschlächtige Wasserräder, die in ein westlich parallel zu den Gebäuden verlaufendes Gerinne eingehängt waren. Das größtenteils aus Brettern gefertigte Gerinne bezog das Wasser von einer weit oberhalb gelegenen und als eine Art Wehr ausgebildeten Abzweigstelle von der Gasteiner Ache.
Östlich parallel zu den Arbeitsgebäuden verlief eine zentrale Straße, die direkt auf das Verwaltungsgebäude am Nordende des Gesamtensembles zuführte. Östlich davon und somit bachseitig lagen die Unterkünfte für Mensch und Tier: der Samerstall, das Wohnhaus für die Wäscher ("Wäscherhaus") und daran anschließend ein Depot für den Salzhandel. Auf dem Hügel, der die Anlage gegen Norden abschloss, war die Kirche vorgesehen.

» Die Montansiedlung Böckstein als einheitliches Konzept «
Den höchsten Platz nahm die Kirche ein als Wahrzeichen der geistlichen Macht, darunter das Verwalterhaus als Sitz der weltlichen Macht, rechts davon die Arbeitseinheiten, links davon die Wohneinheiten. Die Einheitlichkeit der Montansiedlung wurde durch die geplante Einkesselung des gesamten Areals noch unterstrichen.
Conrad Hagger schrieb: "Wäre das Werckh alles beyeinander, folgsamb khönte der verwalter und beede huetmänner mit nach- und zuesehen absonderlich bei der goldmühl, so directe im gesicht des verwalter hauß stünde, auf die arbeither allerdings ein besseres Auge haben, allermassen der Neue Platz wie aus dem grundt Riss und beylaagen gnädigist zuersehen mit ringen uncossten dergestalten zu verspören wäre, dass nit leichtlich etwas hinweg getragen werden khönte, indeme auf der rechten seithen der berg, auf der linken das Wasser, von vornen an sowohl die grosse als auch Sackzieher Pruggen (Sturzbrücke) mit einem gattern und Rückwerths die Enge von dem Klainen Bergl (Kirchhügel) bis zum großen deto mit einem graben und trockhenen Mauer gar wohl zu schließen wäre."

» Der Montanbezirk Böckstein entsteht erst um 1750 (?) «
Die Verwirklichung der genannten Pläne zog sich dann allerdings über Jahre hin. Als Begründer von Böckstein sollte nun, wie schon im Kapitel - Gewerkschaft Radhausberg - beschrieben, Erzbischof Andreas Dietrichstein (1747-1753) gelten, der die Verlegung der Aufbereitungsanlagen von der alten Pöck (Bockhart) in das heutige Böckstein veranlasste, Gebäude neu errichten und Maschinen anschaffen ließ. Bis zum Jahr 1750 standen bereits die neuen Poch-, Schlämm- und Waschwerke, sowie anderen Einrichtungen.
Die zweizeilig situierten Werksanlagen zeigen auf der einen Seite die ursprünglichen Werksobjekte mit Pochwerk, Schlämmanlage und der Goldmühle. Auf der anderen Seiten lagen die Wohnbauten und Folgeeinrichtungen wie Hundestall, Küche, Wohnhaus, Zimmerei und Badestube, in der Achse der so gebildeten Straße war das Verwalterhaus.
Die Erze vom Radhausberg wurden im Winter mittels Sackzug zu den Werksanlagen angeliefert. An einem Sammelplatz wurden die Erze gestürzt und die leeren Säcke mit Hilfe von Hunden wieder auf den Berg getragen. Die Erzaufbereitung erfolgte ausschließlich auf nassmechanischem Weg in den Pochwerken, Schlämmanlagen, die mit Stoßherden ausgestattet waren. In den Goldmühlen, auch Quickmühlen genannt, fand die Amalgamation des Goldes statt.

» Bauten in Altböckstein ab 1880 «

» Erweiterungsbauten, Neuerrichtungen und Modernisierung im späten 18. Jahrhundert «
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurden die ursprünglichen Holzbauten durch Steinobjekte ersetzt und zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten wie die Neuerrichtung des Verweserhauses vorgenommen. Das so genannte Colloredohaus enthielt im Erdgeschoß die Quickmühlen, die oberen Stockwerke waren als Wohnung für höhere Beamte vorbehalten. Der große Platzraum zwischen Samerstall und Wäscherhaus diente zum Trocknen der Erzsäcke. An der Stelle des alten Badehauses entstand die Schule.
Ein neues, komplexes Pochwerk mit drei gehenden Rädern sollte eine höhere Leistung erbringen und wesentlich billiger sein als die zwei alten Pochwerke in der Peck. Ein wesentlicher Vorteil ergab sich aus der Einführung der "Ungarischen" Stoßherde, die ihrer Wirkung nach der Arbeit des Wäschers bei den Plachenherden entsprach, aber effizienter war. Statt der Plachen waren am Boden des Herdes in bestimmten Abständen querstehende Holzlatten angebracht, wobei es dabei auf sorgfältig ausgeklügelte Anordnung und Kombinationen ankam. Man ersparte sich nicht nur die verschleißanfälligen Plachen, sondern sah mit Freude, dass "das goldt sich weit besser als bey der alten Manier in die Enge zusammenziehet." Dadurch so errechnet Johann Conrad Hager, könnte man rund vierzig der früher benötigten fünfzig Waschwerksarbeiter einsparen, "worbey aber keineswegs das absechen ist, einigen arbeither umb sein stückhlein brodt zu bringen."

Größere bauliche Veränderungen traten erst wieder mit der Gründung der Ersten Gewerkschaft Radhausberg auf. Im Jahre 1880 wurden südlich des alten Pochwerkes, des heutigen Werkmeisterhauses, eine neue Goldmühle errichtet, ein langgestrecktes Objekt mit neugotischen Fenstern und einem geschwungenen Mansardendach, das aufgrund seiner großzügigen Bauweise als "Pochersalon" bezeichnet wurde. Zu den weiteren technischen Einrichtungen zählten ein Elektrizitätswerk, eine Gattersäge und eine Kompressoranlage zum Betreiben der Bohrhämmer.
Während der Betriebsära der Zweiten Gewerkschaft Radhausberg 1912 wurde der "Pochersalon" aufgestockt und als Direktionsgebäude ausgebaut. Auch wurden bauliche Veränderungen an anderen Gebäuden vorgenommen.

» Viele Gebäude wurden 1938 saniert «
Zum Zeitpunkt der Übernahme durch die Preußische Bergwerks- und Hütten AG am 20. Juni 1938 zeigten sich viele Gebäude sanierungsbedürftig. Vielfach erfolgte eine Fertigstellung und Umbau der baulichen und technischen Anlagen. Teilweise wurde der Verwendungszweck der Gebäude verändert. Sämtliche Betriebsanlagen blieben nach Einstellung des gesamten Montanbetriebes im Eigentum der Gewerkschaft Radhausberg.

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Montansiedlung Böckstein im 20. Jh.
Weiterführende und verwandte Themen :
• Doku : Gewerkschaft Radhausberg - Neubeginn 1866
• Doku : Siedlungsgeschichte - Böckstein, Badbruck
• Menschenwerke : Montansiedlung Böckstein -

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Anmerkung: Die Informationen wurden teilweise dem Buch
"Tauerngold" von Werner H. Paar, Wilhelm Günther und Fritz Gruber -
Verlag Anton Pustet, 2006 - entnommen.
Beschreibung ohne Gewähr.

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© 2008 Anton Ernst Lafenthaler
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