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Liebfrauenkirche zu Hof

Baugeschichte

In der Mitte des Marktes auf dem Grieß des Rastötzenbaches liegt die größte gotische Kirche des Salzburger Gebirgslandes, die Kirche "zu Unserer Lieben Frauen". Die Gasteiner Chronik 1540 berichtet über ihre Errichtung: "Anno 894 ist erstlich der Marckht vnnd die Pfar-Khirchen, zu Hof genant, erpaut vnnd erhöbt worden; vormahls ist ain Capeln alda gestandten Unser lieben Frauen auff dem Grieß genant." Für die Zeit bis zum 13. Jahrhundert liegt die Baugeschichte der Kirche eigentlich im Dunkeln. Wir wissen nichts vom Aussehen dieser Kirche und wer sie eigentlich gebaut hat.
Sebastian Hinterseer schreibt in seinem Buch: "Bad Hofgastein und die Geschichte Gastein" über die Errichtung der Kirche in früher Zeit bis zu ihrer heutigen Form. Erweiterungsbauten, Reparaturen wie Zerstörung und Wiederaufbau sind überwiegend durch Aufzeichnungen bzw. Urkunden belegt. Der folgende gekürzte Abriss soll mehrere Etappen des Kirchenbaues darstellen.

Frühe Kirchen in Gastein

» Die St.-Marien-Kirche im Gasteiner Tale «
Im Codex Hartuuici unter Erzbischof Hartwig (991 bis 1023) ist das Gotteshaus zum ersten Mal urkundlich als Pfarrkirche und Eigenkirche der Aribonen genannt. In der Folge erhielten die Brüder und Edlen, der Diakon Fridarici und der Graf Sigihard im Jahr 1023 vom Erzbischof die St.-Marien-Kirche im Gasteiner Tale mit allen Rechten und Nutzungen einer Mutter- und Pfarrkirche. Nach dem Aussterben der Peilsteiner und dem Erlöschen des erzbischöflichen Lebens der Kirche zu Hofgastein schenkt Erzbischof Eberhard II. im Jahre 1219 die Kirche seinen geliebten Brüdern und Kanonikern der Salzburger Erzkirche. Diese Schenkung an das Domkapitel, die von Papst Honorius III. 1220 bestätigt wurde, löste einen Streit zwischen dem Erzbischof und den Bayernherzögen aus, da sie sich als nahe Verwandte der Peilsteiner erbberechtigt glaubten. Infolge großer Schulden bei den Erzbischöfen verpfändeten aber diese den Gasteiner Besitz und damit auch das Gotteshaus am 11. Juli 1228. Erst am 16. März 1297 geht nach Schlichtung des Streites die Gastein gegen den Austausch dieser Schulden und gegen eine entsprechende Kaufsumme an den Erzbischof über, der wiederum damit die Grafen von Goldegg belehnte.

Zerstörung und Wiederaufbau

» Zerstörung der Kirche im Jahre 1502 und deren Wiederaufbau 1507 «
Im Jahre 1502 wurde der ganze obere Markt mit dem Gotteshaus ein Raub der Flammen und eine Urkunde besagt darüber:
"Ist der ander Theill deß Marckhts Hoff, waß herenten deß Khirchpach alles bis an das Pranegger Hauß verprunen". Wieviel und was von der Kirche zerstört wurde, wird hierin nicht gemeldet. Ein Teil des Kirchengemäuers blieb sicher bestehen.
Im Jahr 1507 wird die Kirche in gänzlich veränderter Gestalt neu aufgebaut. Die Urkunde von der Wiedererbauung nach diesem großen Brand von 1502 berichtet: "Anno 1507 ist die Khirchen vnnd der Thurn, auch die Gloggen widerumben erpaut und gemacht worden; hat daz den mehrern Thaill daz Perckhwerch von dem Brueder Gelt bezalt". Die Kirche erhielt nun ein 25 m langes und 18 m breites Langhaus mit drei gleich großen Schiffen, welche durch vier glatte, schlanke, mit einfachen Gesimsen versehenen Rundsäulen getrennt waren. Leichte Netzgewölbe spannten sich über die Schiffe und das langgestreckte eingezogene Presbyterium. Der Turm aber wies nur drei getrennte Geschosse auf, gegen deren fünf heute. Auch die Dachkonstruktion des Turmes war früher eine andere. Bei der alten Kirche ragten über dem dritten Geschoss steile Giebel auf.

» Neuerliche Zerstörung der Kirche im Jahre 1596 «
Am Pfingstsonntag des Jahres 1596 entsteht ein großer Brand im Markte und "sein hernach sambt dem Gloggenthurn, Gloggen vnnd Khirchtach bey etlich vnnd 70 Heiser verprunen . . .". Nach 2 Jahren war die Kirche wieder hergestellt. Im Jahre 1602 wurde der Turm um zwei weitere Geschosse aufgestockt, so dass er nunmehr ungefähr die heutige Gestalt erhielt. An allen vier Ecken wurden Halbgiebel aufgesetzt, die der Kirche ihr charakteristisches Aussehen verleihen.

» Schäden, Reparaturen und Erweiterungen bis 1801 «
1620 erfahren wir von der Bewilligung, Strafgelder für die Renovierung der Kirche zu verwenden. Nachdem schon 1684 das Dach repariert worden war, lesen wir in einer Schrift von 1697 von der - "Baufähligkeit der Pfarrkürche, die große Klüfte zeigt an der ehemaligen Kirchentür bis zur Gruft hinab, verursacht durch ein Absinken der Kirche".
1723 warf ein furchtbarer Sturm das Dach des Turmes in den die Kirche umgebende Friedhof nieder, ohne das jemand zu Schaden gekommen wäre. "Den 18. Februar als den Sontag in den fasten eine Viertelstund vor bettleüthen riß der Sturm das Holzwerk des Thurmes nieder, welches in den Freythof und auf die Gassen stürzte, wobei aber am gepäu und sonst kein sonderlicher Schaden gethan...".
Das Jahr 1751 sah die Aufstellung einer neuen Turmuhr vor 1752 erfolgte die Ausbesserung der Turmknöpfe und das Färben des Turmes. "Der Maler Prugmüller allhier hat auch den Hahn und die Knöpfe gefärbt.".
1788 bis 1792 wird der Turm neuerlich repariert, ebenso die Uhr und ihre Ziffernblätter und das Dach der Kirche mit neuen Schindeln gedeckt. 1796 wird auch ein Blitzableiter aufgesetzt, denn in diesem Jahr hatte neuerlich der Blitz eingeschlagen und dabei die Orgel zestört. Der Blitzableiter wurde 1804, nachdem er mehrmals vom Sturme losgerissen war, erneuert. Die Turmhalle, musste 1801 wegen Einsturzgefahr erneuert werden.

» Katastrophe im Jahre 1867 «
Über eine weitere, den Turm betreffende Katastrophe, die 1867/68 hereinbrach, berichten uns der Pfarrer und der Bürgermeister:
"Es war um die Mitte des Monat Dezember 1867 (11. Dezember), als orkanartige Stürme, die volle 36 Stunden wütheten, sowie anderwärts auch im Tale Gastein verheerend hausten. Zum nicht geringen Entsetzen der nächstliegenden Hausbewohner begann der Turm in seinen Holztheilen sichtlich zu wanken, der Blitzableiter wurde samt seinen Befestigungsstiften in die Tiefe geschleudert und brachte durch die Wucht seiner Schwere und Bewegung den ganzen Turmaufsatz aus seiner senkrechten Richtung und bog den an der Spitze angebrachten Wetterhahn um 45 Grad . . ." Die beschädigten Teile, wie Stiefel und Kuppel, die in Salzburg aus Kupfer neu gemacht wurden und der mit Kupfer überzogene Hahn, der durch den Giebler Rakenstein mit echten Gold überzogen wurde, sind dann wieder unter waghalsigen Manövern auf die Spitze des Turmes gesetzt worden.
Dabei wurden in die Kuppel folgende Gegenstände eingelegt: Geschichtliches über Beschädigung und Wiederherstellung wie eben beschrieben, Verzeichnis der Häuser des Marktes und der Landgemeinde mit den damaligen Besitzern, der Plan des Marktes Hofgastein, eine Kurliste des gleichen Jahres, ein Bauernkalender von 1868, einige Münzscheine aus der Periode von 1849, ein paar Beichtzetteln und Fotografien von verschiedene Badegästen und Einheimischen.
Es gab zahlreiche Reparaturen und Veränderungen an der Kirche, zuletzt 1911 unter Pfarrer Georg Höller. Eine Außenrenovierung wurde 1959/1960 durchgeführt.

Quelle: " Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins "
von Sebastian Hinterseer, 1977

Weiterführende und verwandte Themen :
• Geschichte : Kirchenbau - Christianisierung
• Menschenwerke : Kirchen - Gasteins
• Menschenwerke : Sakrale Kunst - Bilder, Figuren

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Anmerkung: Die Textauszüge wurden dem Buch "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins"
- von Sebastian Hinterseer teilweise unverändert entnommen.

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© 2008 Anton Ernst Lafenthaler
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