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Gasteiner Kur I

Diätetik

Nicht nur die Heilung oder Linderung von Krankheiten wurden bereits in der Goldbergbauzeit und noch intensiver ab dem 19. Jahrhundert mittels dem Thermalwasser in Gastein versucht, sondern mindestens ebenso viele Verhaltensregeln werden während eine Kuraufenthaltes gefordert.
Burkhard Eble, 1834 weist darauf hin, dass besonders das diätetischen Verhaltens bei allen Brunnen- und Badekuren von größter Wichtigkeit sei, wobei sich dieses Verhalten nicht nur auf Speisen und Getränke beschränkt, sondern auch die - in diesem Alpenthale so vorzüglich guten Luft -, die Kleidung, die geistige Beschäftigung, die körperliche Bewegung und das Schlafen und Wachen eine ebenso wichtige Rolle spielt. Bis heute haben sich viele der Verhaltensregeln gehalten, wenn auch in abgeänderter Form und der Zeit angepasst, wie auch im Badebüchlein Die Gasteiner Kur von Dr. Hermann Greinwald, 2004 im Kapitel: "Von der Lebensweise" beschrieben, wie folgt:
Zunächst haben wir die sitzende Lebensweise zu kritisieren. Sie bringt Zwerchfellhochstand, engt die Atmung ein, schwächt die Muskeln durch Inaktivität und bringt früher oder später ein insuffizientes Faulenzerherz hervor. Man muß das während der Kur entscheidend ändern. - Dabei empfiehlt Dr. Greinwald das Wandern im Gebirge, wobei die Atmung stimuliert, Muskel und Herz trainiert und sie Seele von allen Zwängen befreit wird. Andererseits muss der Hektik entgegengewirkt werden aber nicht, wie in vielen Rehab-Zentren mit dem Tag ausfüllenden Therapie, sondern durch verordnete Ruhezeit, insbesondere nach dem Bad. Des Weiteren bietet sich im Gasteinertal das Kurkonzert und der tägliche Spaziergang an - nicht hingegen eine besondere Diät.

Diätetisches Verhalten während des Kuraufenthaltes

Die Ernährung bzw. die Diät während eines Kuraufenthaltes ist immer wieder vordergründiges Thema in anderen Kurorten, Kurheimen und Rehabilitationszentren. Zahlreiche Diäten für die verschiedensten Krankheiten werden diskutiert mit der so ungeliebten Reduktionskost. Dr. Greinwald, Bad Gastein erteilt den vielen Diätvorschriften, insbesondere der Leberdiät, der Rheumadiät, der Magendiät wie allen übrigen sogenannten "negativen Diäten" mit wenigen Ausnahmen (z. B. Diabetiker) eine wohl begründete Absage und plädiert für eine "positive Diät" was heißt: Normalkost plus zusätzliche Nährstoffe.

» Dr. Hermann Greinwald, 2004 - die "positive Diät" «
Dr. Hermann Greinwald, 2004 berichtet in seinem Büchlein - Die Gasteiner Kur zur Diät folgendes :
Die frühere "negative Diät" reduziert die Normalkost auf wenige Bestandteile. Das kann z.B. bei der sog. "Magenschonkost" zu Vitamin-Mangelzuständen führen. Die sog. "Rhema-Diät", bei der - schwere Arthrosen durch merkwürdig einseitige Reglements wie Semmeln/Milch, Schwarzbrot/Rotwein oder nur frischgemahlenes Getreide und Wasser gehfähig geworden wären - sind nicht nachvollziehbar.
"Die biologische Wertigkeit eines Eiweißes hängt vom Gehalt an sog. essentiellen Aminosäuren ab, die vom Organismus dringend gebraucht, aber nicht selbst gebildet werden können. Da tierisches Eiweiß vollwertiger ist als pflanzliches, sollten etwa 36% der zugeführten Eiweißmenge tierischen Ursprungs sein (Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Käse). Milchprodukte sind billig, trotzdem sollte in einem Kurort vom Range Gasteins der in unzähligen Diätküchen so sehr beliebte Topfen oder Quark nicht die Haupteiweißquelle sein, führt doch die Eintönigkeit einer solchen Quark-Topfen-Diät sehr oft zu Widerwillen. Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß der menschliche Organismus weder aus Kohlehydraten (Zucker, Brot) noch aus Fett Eiweiß herstellen kann. Desgleichen ist er nicht imstande, Eiweiß zu deponieren.".
Weiter führt er an, dass der zur Fülle neigende Leber- und Gallekranke den Fettverbrauch um 1/3 einschränken, keinesfalls aber auf Fett verzichten soll, weil ansonsten ein Mangel an fettlöslichen Vitamine, Kalzium und Phosphor entsteht. Wegen der Blähneigung sollten die Gemüseportionen klein gehalten werden, Salate und Obst sind erlaubt. Auf Bohnenkaffe braucht der Leberkranke nicht zu verzichten, der Alkohol aber bleibt verboten.

» Dr. Hermann Greinwald, 2004 - Hyperlipidämie und Übergewicht «
Die Höhe des Cholesterin- und Triglyceridspiegels (Hyperlipid-, Hypercholesterinämie) zeigt einen statistischen Zusammenhang mit den Gefäßerkrankungen. Daher sollte die Normalkost leicht modifiziert werden und zwar allgemein durch Kalorienreduktion und im speziellen durch starke Reduktion von fettem Fleisch, Wurst, Eier, Butter, fetten Käsesorten und Zucker. Ausgedehnte Spaziergänge sind selbstverständlich.
Übergewicht erfordert zudem eine Reduktionskost und wie die moderne Gasteiner Kur er fordert: Bewegungstherapie, Wandern und Schwimmen, Massage, Bitterwasser trinken, Sauna. Dazu 1600 Kalorien Reduktions-Grunddiät, die in fast allen Kurhäusern erhältlich ist.

» Diätetisches Verhalten während des Kuraufenthaltes bei Muchar, 1834 «
Eine Anweisung zur Ernährung während des Kuraufenthaltes gibt uns Muchar, 1834 : "Hinsichtlich der Nahrung sind in den meisten Krankheiten, in welchen der Gebrauch des Gasteinerbades angerathen wird, Speisen aus dem Thierreiche jenen aus dem Pflanzenreiche vorzuziehen; doch müssen sie gesund zubereitet, nicht zu fett und von der Beimischung vieler Gewürze frei seyn. Gebratene Fleischspeisen hält man für gedeihlicher, als eingemachte. Wer es vermag, thut wohl, für die Dauer der Badezeit sich mit schon gewöhntem Wein, Chocolate, Thee und Tabak zu versehen. Nach den k. k. Finanzdecreten vom 30. Juli 1824 und 6. Juli 1827, darf jeder ausländische Badegast zum eigenen Gebrauche während der Badezeit frei einführen 24 Bouteillen Wein, 15 Pfund Kaffeh, 20 Pfund Zucker, 1 Pfund Thee, 5 Pfund Chhocolate und 5 Pfund Tabak. Alle Badgäste haben sich vor zu hitzigen, süßen und schweren Getränken und vor übermäßigem Trinken zu verwahren." - Dabei werden für zahlreiche Krankheiten wohl vornehmlich Fleischspeisen empfohlen und nicht selten auch Wein. - Siehe den Originaltext - Lebensweise während der Curzeit - und die Vorbereitungen zum Gebrauche des Gasteinerbades.

» Diätetisches Verhalten bei und nach dem Gebrauch der Heilquellen bei Burkhart Eble, 1834 «
Das gesamte diätetische Verhalten bezieht sich nach Burkhart Eble, 1834 auf folgende Gegenstände: 1. Auf die in diesem Alpenthale so vorzüglich gute Luft, wobei diese beim Spazierengehen im Freien und nicht etwa im Zimmer sitzend bei offenen Fenster gemeint ist. Siehe den - Originaltext, S. 171-173 - 2. Speisen und Getränke, wie sie zum Frühstück, zu Mittag und Abends eingenommen werden und auf welche ganz verzichtet werden soll, beschrieben im - Originaltext - von Burkhart Eble, 1834 (S. 173 - 186). - 3. Die immer warme Kleidung, welche auch an Sonnentagen nicht fehlen sollte, da es am Abend rasch abkühlt und Schönwetter immer wieder unvorhergesehen in Regen umschlagen kann - Originaltext, S. 186-188 - 4. Geistige Beschäftigung wird als große Wichtigkeit angesehen, aber nicht im Übermaß und nicht nach dem Bade, denn so schreibt Eble, 1834 : "Es ist in der That sehr schädlich, während des Bades, oder während des Trinkens eines Mineralwassers den Geist anhaltend zu beschäftigen ..., eben so zweckwidrig wäre es, wenn man sich gleich nach Tische wieder an die Arbeit machte, und am allerunverständigsten, wenn man überhaupt bei schönem Wetter zu Hause studierte." - und gar schädlich wäre es, wenn an allgemeiner Nervenschwäche Leidende, und besonders mit nervösem Kopfweh und Schwindel Behaftete sich mit jeglicher geistiger Arbeit beschäftigen würden - und weiter: "Gegen das Lesen vor dem Einschlafen spät in die Nacht hinein muss ich mich ganz und gar erklären ...- und Kurgäste, die man bei schönem Wetter mit den Karten in der Hand trifft, sollte man geradezu für wahnsinnig erklären." - Originaltext, S. 189-192 - 5. die Körperliche Bewegung, die im Gehen, Reiten oder als (langsamer) Tanz erfolgen sollte, deren Motivation zum Spazierengehen bei Burkhart Eble, 1834 (S. 193 - 198) amüsante nachzulesen ist - Originaltext - und 6. auf das Schlafen und Wachen - ebenfalls im selben Kapitel - Originaltext, S. 201-203 - nachzulesen.

» Lebensweise (Diätetik) während der Curzeit bei Koch-Sternfeld, 1820 «
Koch-Sternfeld, 1820 berichtet uns über die Lebensweise betreffend die Kur in Gastein folgendes (Originaltext) :
"Es soll die erste Regel eines jeden Gastes seyn, Sorgen und Kummer vor der Klamme abzustreifen, und sich während der Cur nicht von Leidenschaften und bittern Reminiscenzen meistern zu lassen. Doppelt wohlthätig wirken die Heilkräfte der Quellen, die gute, über dem Bade schwebende Luft und das Landleben auf einen Körper, den ein ruhiges, ungetrübtes Gemüth bewegt. - Langes und hazardirendes Kartenspiel ist vorzüglich zu meiden. - Man kleide sich warm, besonders nach Sonnenuntergang, wo die Temperatur der Luft oft in schneidende Kälte umsetzt. Unmittelbar nach dem Bade pflegt man eine halbe Stunde im Bette auszuruhen. Bey frostigem, öfters schneidendem Wetter wage man sich nicht zu weit über Land. Gewählte Lectire und Gesellschaft verkürzen die Zeit. Das Gasteiner-Thal biethet übrigens allenthalben Naturschönheiten und reichlich Stoff zur Unterhaltung für Freunde des Landlebens, der Landwirtschaft, der Botanik, des Bergbau's, der Geschichte u.s.w. dar. - Man gehe bald zu Bette und widme dafür, empfänglicher für Alles, die Morgenstunden dem Bade. Nach Gewohnheit kann man vorher oder nachher, auch während desselben, frühstücken; eine leichte Suppe ist oft gesünder, als Caffee, besonders bey reizbaren Menschen.
In Beziehung auf Nahrung mögen folgende allgemeine und specielle Bemerkungen genügen: In den meisten Krankheiten, in welchen der Gebrauch des Gasteiner-Bades angerathen wurde, sind Speisen aus dem Thierreiche jenen aus dem Pflanzenreiche vorzuziehen; doch müssen jene nicht zu fett, und von der Beymischung vieler Gewürze frey seyn. Gebratene Fleischspeisen gedeihen besser, als eingemachte. Bey Hypochondristen und hysterischen Frauenzimmern kommt es mehr auf die Menge, als auf die Beschaffenheit der Speisen an: Mäßigkeit ist denselben sehr nothwendig. Diesen bekommt zum Frühstück eine Tasse guten Kaffee's; bey dem Mittag- und Nachtessen sollten sie gewässertem und zum Theil auch lauteren ächten Ofner- und Oesterreicherwein trinken. Vom Genuss des Obstes und des Biers müssen sich diese Kranken enthalten. - Eine mässige Bewegung im Gehen, Fahren, oder Reiten wird denselben, und insbesondere den Hypochondristen nach dem Mittage das Billardspiel empfohlen. Mit Kachexien behafteten Kranken gedeihet die animalische Nahrung, und ein guter Wein zum Mittag- und Nachtessen am beßten. Auch diesen ist öftere mässige Bewegung nothwendig. Bey Gelbsüchtigen muß die Nahrung größten Theils animalisch seyn, und der Wein mit Vorsicht getrunken werden. Den mit Scropheln Behafteten sind Fleischspeisen, besonders das Kalb- und Hühnerfleisch, Wildbret, Milch- und Eyerspeisen, und zum Getränke gutes Wasser nützlich; auch fleißige Bewegung in trockener Luft. Das Baden unmittelbar oder bald nach der Mahlzeit ist immer schädlich."

Weiterführende und verwandte Themen :
• Dokumentation : Trinkkur - von Dr. Gustav Pröll
• Dokumentation : Bäder zu Gastein - Diätetik, Eble 1834
• Dokumentation : Gasteiner Kur II - Heilanzeigen

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Anmerkung: Die Informationen und Textstellen wurden auszugsweise dem Buch
"Die Bäder zu GASTEIN" von Burkart Eble, 1834 -
"Das Thal und Warmbad Gastein" von Dr. Albert von Muchar, 1834 und dem Buch
"Die Gasteiner Kur" Von Hermann Greinwald, Verlag Feichter KG, Bad Gastein, 2004 - entnommen.
Die Textauszüge wurden hier teilweise unverändert wiedergegeben. Abschrift ohne Gewähr.

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